Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern noch in weiter Ferne liegt: Sie sei noch „300 Jahre entfernt“, warnt der UNO-Generalsekretär. Ein UN-Bericht gibt Aufschluss über die Gründe.
UNO-Generalsekretär António Guterres hat am Montag vor der UNO-Vollversammlung gewarnt, dass die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern „in immer weitere Ferne“ rücke. Laut der UNO-Frauenrechtskommission sei Geschlechtergerechtigkeit noch „300 Jahre entfernt“.
Die Aussage stützt sich auf den „Gender Snapshot 2022“ von UN Women und der UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten (UN DESA). Darin wird festgehalten, dass es bei der aktuellen Fortschrittsrate noch 286 Jahre dauere, „diskriminierende Gesetze zu beseitigen und vorherrschende Lücken im Rechtsschutz für Frauen und Mädchen zu schließen“ – also bis 2308.
Aktuelle globale Krisen und Herausforderungen führen der UN zufolge zu unbestreitbaren Rückschritten bei den Rechten von Frauen und Mädchen.
„Die über Jahrzehnte erzielten Fortschritte verschwinden vor unseren Augen“
Der Bericht verdeutlicht, dass globale Krisen wie die COVID-19-Pandemie, gewaltsame Konflikte und die Klimakrise Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verstärken. So seien Frauen und Mädchen besonders stark von wachsender Ernährungsunsicherheit, Inflation und Armut – den weltweit spürbaren Folgen unter anderem des Invasionskriegs in der Ukraine – betroffen.
Gleichzeitig würden die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die Rechte von Frauen zunehmend in Gefahr geraten. Als Beispiel nannte Guterres die Lage in Afghanistan, wo Frauen und Mädchen „aus dem öffentlichen Leben verbannt“ worden seien.
In Wissenschaft und Technologie haben laut Guterres „das seit Jahrhunderten andauernde Patriarchat, Diskriminierung und schädliche Stereotypen eine erhebliche Kluft“ zwischen den Geschlechtern geschaffen.
Überall auf der Welt würden die Rechte von Frauen „missbraucht, bedroht und verletzt“, betont der UNO-Generalsekretär. „Die über Jahrzehnte erzielten Fortschritte verschwinden vor unseren Augen“.
Strukturelle Hindernisse rücken Gleichberechtigung in weite Ferne
Die 286 Jahre ergeben sich aus einer Bewertung des Fortschritts zur Erreichung des Sustainable Development Goals 5 (SDG 5), ein Ziel, das die Gleichheit der Geschlechter anstrebt. Es gehört zu den insgesamt 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung, welche sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 gesetzt hat.
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In der Erhebung misst der SDG-5-Tracker sowohl den aktuellen Stand der Verwirklichung des SDG 5 als auch das Tempo des Fortschritts.
SDG 5: Fast ein Drittel „sehr weit oder weit“ vom Ziel entfernt
Der SDG-5-Tracker zeigt laut der Studie besorgniserregende Rückschritte bei der Verwirklichung des Gleichberechtigungsziels. So seien 28 Prozent der SDG-5-Indikatoren und -Teilindikatoren noch „sehr weit oder weit“ vom Ziel entfernt.
Der Bericht prognostiziert, dass auch in Zukunft Fortschritte beim SDG 5 außer Reichweite bleiben werden, solange die langfristigen strukturellen Hindernisse für die Gleichstellung, wie diskriminierende Gesetze, nicht angegangen und abgebaut werden.
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