Utopia Image

Keine Chicken Nuggets mehr: Was bei Olympia 2024 serviert wird

Ernährung bei Olympia 2024
Foto: CC0/Unsplash/Or Hakim/Luca Dugaro

Umweltfreundlicher und gesünder soll das Menü bei Olympia 2024 in Paris werden. Die Chicken Nuggets, die Sprinter Usain Bolt so sehr angepriesen hatte, sollen dafür weichen. Stattdessen stehen zahlreiche vegane Alternativen auf der Karte. Die Ernährungseigenheiten der Athlet:innen lassen sich allerdings nur bedingt umgehen.

Mehr als 13 Millionen Mahlzeiten sollen bei den Olympischen Spielen in Paris serviert werden, kündigen die Organisator:innen auf ihrer Website an – 40.000 jeden Tag. Schließlich müssen 15.000 Athlet:innen, zahlreiche Besucher:innen, Medienteams und auch das Olympia-Team ernährt werden. Für das Großevent vom 26. Juli bis zum 11. August wurde deshalb ein spezielles Ernährungskonzept erstellt. Die französische Küche soll dabei nicht zu kurz kommen – aber auch auf eine gesunde, umweltbewusste Ernährung wird Wert gelegt.

30 Prozent der Gerichte sind vegan

Dafür spielen vegane und vegetarische Gerichte eine wichtige Rolle. Philipp Würz, Food-Chef der diesjährigen Olympischen Spiele, bestätigte gegenüber dem Guardian, dass 30 Prozent aller Speisen pflanzenbasiert sein werden. Insgesamt sei das Menü in diesem Jahr um einiges gesünder als in den Vorjahren. Die Standards zu erhöhen sei Würz besonders wichtig gewesen. Ein Grund: Die Ernährung bei den Olympischen Spielen in London 2012. Dort sollen die Athlet:innen 20 Prozent ihrer Mahlzeiten bei McDonald’s eingenommen haben.

Die Ernährungseigenheiten der Athlet:innen bleiben auch in diesem Jahr nicht aus. Wie die New York Times berichtete, schicken zahlreiche Länder per Post Nahrung aus der Heimat für ihre Sportler:innen ins Olympische Dorf. Aus den USA würden etwa Beef Jerky, Protein-Shakes, Erdnussbutter oder Popcorn eintreffen, aus Irland Haferflocken für Porridge und aus Kenia die aus Maismehl hergestellten Ugali-Küchlein und Kericho Gold Tee.

Dennoch will Würz im Dorf eine gesunde Ernährung ermöglichen. Darum sind vier mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Köch:innen Teil des Küchenteams, außerdem wurde das Menü in enger Abstimmung mit Sporternährungswissenschaftler:innen erstellt, betonte Würz im Gespräch mit dem Guardian. Das Team legte auch Wert auf eine internationale Küche. Herausgekommen sind laut den Veranstalter:innen Gerichte wie Veggie Bourguignon, ein deftiger, in Wein geschmorter Eintopf oder vegetarisches Moussaka, ein lasagneähnlicher Auflauf aus Kartoffeln und Auberginen.

Olympia 2024: Soja-Nuggets statt Chicken Nuggets

Tatsächlich war die Ernährung der Sportler:innen in der Vergangenheit teilweise alles andere als gesund. Das beste Beispiel dafür: Usain Bolt gab an, bei den Olympischen Spielen in Bejing 2008 1.000 Hähnchennuggets in zehn Tagen gegessen zu haben, wie zahlreiche Medien damals berichteten. Hähnchennuggets oder einen McDonald’s gebe es in diesem Jahr nicht, berichtete Würz dem Guardian – dafür allerdings die vegane Variante: Soja-Nuggets.

60 Prozent der Gerichte für die Besucher:innen sind einem Bericht des Olympia-Teams zufolge außerdem vegetarisch. An einer der Austragungsstätten erwarte die Zuschauer:innen sogar ausschließlich vegetarisches Essen – und zwar in „La Concorde“. Hier werden die Wettkämpfe in Sportarten wie Basketball, BMX oder Skateboarding ausgetragen. Für Besucher:innen gibt es unter anderem vegetarische Hotdogs.

CO2-Ziel für Mahlzeiten könnte „ein bisschen ambitionierter“ sein

Auch was die Regionalität und Saisonalität der verwendeten Produkte angeht, haben die Organisator:innen einige Vorgaben ausgearbeitet. So sollen beispielsweise 80 Prozent der verwendeten Lebensmittel im Olympischen Dorf regional und möglichst saisonal sein. Außerdem muss es sich bei 30 von diesen 80 Prozent um Bio-Lebensmittel handeln.

Für den CO2-Ausstoß der Mahlzeiten gibt es ebenfalls ein Ziel: Pro Mahlzeit gilt ein CO2-Budget von einem Kilogramm. Das geht aus einem Papier zum Ernährungskonzept des Großevents hervor. Der Richtwert sei allerdings „relativ hoch“, ordnete Dr. Hyewon Seo vom Umweltbundesamt (UBA) auf Anfrage von Utopia ein. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin betonte: „Ein bisschen ambitionierter könnte das Ziel durchaus sein.“

Im Rahmen des Projekts Klimateller, an dem das UBA beteiligt war, habe man festgestellt: Die CO2-Bilanz einer durchschnittlichen Mahlzeit liegt ungefähr bei 1,5 Kilogramm. Als umweltfreundlich gelte es, diesen Wert zu halbieren. Erstrebenswert sei demnach eine CO2-Bilanz zwischen 700 und 800 Gramm pro Mahlzeit.

Utopia meint: Klimabilanz hängt nicht nur am Essen

Dass die Veranstalter:innen auf einen nachhaltigeren Speiseplan achten und mehr pflanzliche Gerichte anbieten, ist richtig und wichtig. Immerhin spielte das bei vergangenen Großveranstaltungen kaum eine Rolle. Allerdings zeigt die Einschätzung des Umweltbundesamtes: Es bleibt Luft nach oben.

Selbst ein komplett nachhaltiges Ernährungsprogramm könnte ein anderes Problem allerdings nicht beheben: die Anreise der Zuschauer:innen. 15 Millionen internationale Fans werden nach Angaben des Spiegels erwartet. Zahlreiche davon reisen mit dem Flugzeug an, genauso wie viele der 150.000 Athlet:innen aus der ganzen Welt. Das sorgt für einen enormen Ausstoß an CO2 und rückt das Ziel einer umweltfreundlichen Sportveranstaltung in die Ferne.

Verwendete Quellen: New York Times, Guardian, Food-Vision Olympia 2024, Olympia, Utopia-Anfrage beim Umweltbundesamt, Spiegel

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!