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McDonald’s-Doku: Insider:innen über Tricks bei Fleisch & Greenwashing

McDonald's Doku Insider
Screenshot: ZDF-Mediathek

In einer neuen Doku des ZDF klären fünf Menschen über McDonald’s auf, die selbst für den Fast-Food-Konzern gearbeitet haben. Sie erzählen, woraus Burger und Nuggets wirklich bestehen, was hinter Nachhaltigkeitsversprechen steckt und womit McDonald’s besonders viel Geld verdient.

Eine neue Doku des Formats ZDFzeit nimmt den Fast-Food-Riesen McDonald’s unter die Lupe. In dem 43-Minuten-langen Beitrag kommen fünf „Insider“ zu Wort, die alle mehrere Jahre für McDonald’s gearbeitet haben, unter anderem als Restaurantleiter:innen oder in PR. Sie klären über die Strategien des Konzerns und gängige Praktiken in den Filialen auf. Die Quellen bleiben in der Doku anonym, sie tragen Masken und ihre Stimmen wurden verändert.  

McDonald’s-Doku: Nuggets nur zu 46 Prozent aus Hähnchenfleisch

Das Beef-Patty von McDonald’s besteht nach Angaben des Konzerns zu 100 Prozent aus Rindfleisch, dieses komme zu 98 Prozent aus Deutschland. Doch um was für Fleisch handelt es sich genau? „McDonald’s nutzt Milchkühe, die bereits 5-6 Jahre auf der Weide standen“, erklärt eine Insiderin. Wieso gerade Milchkühe? Grillweltmeister Klaus Breinig vermutet wirtschaftliche Gründe: Es gebe ein großes Angebot und in der Menge sei das Fleisch günstiger zu haben. Auf diese Weise könnten Kühe von Milchbäuer:innen „vernünftig“ verwertet werden. Er vergleicht Kuh- und Bullenfleisch beim Grillen: Das Kuhfleisch schrumpft dabei weniger zusammen, laut Doku wegen dem höheren Fett- und Proteingehalt. Auch das lohnt sich für den Konzern.

Neben Rindfleischburgern sind auch die Nuggets des Fast-Food-Konzerns sehr beliebt. Doch diese bestehen nicht mehrheitlich aus Hähnchenfleisch: „Chicken McNuggets sind ‚mit‘ Hähnchenfleisch und nicht ‚aus‘“, stellt eine Insiderin klar. Die Bezeichnung sei ein „Trick“ aus der Marketingbranche. Die Inhaltsstoffliste verrät: Die Nuggets enthalten 46 Prozent Hähnchenbrustfleisch – der Rest sind Weizenmehl, Wasser, Öl und verschiedene Zusatzstoffe. Die Insiderin spricht von „billigen Füllstoffen“, die den Profit steigern sollen. Laut aktuellem Nachhaltigkeitsbericht kommt das Hähnchen zu 26 Prozent aus Deutschland, der Rest aus Europa.

Nachhaltigkeitsversprechen zu Verpackung „Greenwashing“

McDonald’s wirbt mit Nachhaltigkeitsversprechen wie „Wir reden keinen Müll, wir machen einfach weniger“. Der Verpackungsmüll soll um 70 Prozent reduziert werden, so der Konzern, bis 2025 sollen ausschließlich Verpackungen aus erneuerbaren, recycelten, zertifizierten Materialien verwendet werden. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe fasst die Strategie des Konzerns in der Doku zusammen: Einwegkunststoffverpackungen durch Einwegpapierverpackungen ersetzen. Doch auch diese müssen für jedes Lebensmittel neu produziert werden, was Energie und Ressourcen verbraucht. „Das können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir den Klimawandel stoppen wollen“. Vieles von dem, was McDonald’s mache, sei „Greenwashing“. Auch bestehende Mehrwegangebote würden nicht angereizt oder erklärt, es handle sich um eine „Scheinlösung“. Diese sind außerdem nur bei Getränken und Eis verfügbar.

Der CO2-Fußabdruck der Verpackung ist dabei ein untergeordnetes Problem. 89 Prozent der CO2-Emissionen stammen laut Doku aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung. 2021 verbrauchte McDonald’s allein in Deutschland das Fleisch von rund 80.000 ausgewachsenen Kühen. Der vegane Burger wurde bereits wieder aus dem Sortiment genommen, laut Konzern wegen mangelnder Nachfrage. Eine Insiderin folgert: „Jedem Kunden sollte klar sein: Wenn er zu McDonald’s geht, tut er etwas für die Klimakrise, nicht dagegen.“

McDonald’s: Zeitdruck bei Bestellungen und überteuerte Miete

Die Doku geht noch auf verschiedene weitere Praktiken des Konzerns ein, mit denen er Kosten sparen und Gewinne erzielen soll. Zum Beispiel werden beim Bestellprozess offene Fragen vermieden, um Zeit zu sparen. Auch werde genau gemessen, wie viel Zeit es braucht, um Bestellungen von Fahrer:innen zu bearbeiten, die per Drive-In bestellen. Die Durchschnittswerte werden an die Zentrale weitergeleitet – wer zu langsam arbeitet, müsse sich rechtfertigen.

Laut ZDF strömen 1,43 Millionen Menschen jeden Tag in deutsche McDonald’s-Filialen. „Cheeseburger in 30 Sekunden“ zuzubereiten, ist laut einem anderen Insider „kein Problem“. Der Grund: Die Fleischfrikadellen werden nicht mehr direkt nach dem Braten zu Burgern verarbeitet, sondern separat gelagert und warmgehalten. Wer garantiert einen frischen Burger will, müsse laut Quelle nach einem Burger ohne Salz fragen – denn der müsse extra zubereitet werden.

Digitale Bestellterminals, die 2016 eingeführt wurden, hätten Gewinne gesteigert: Kund:innen bestellen durch die Menüführung mehr, gleichzeitig sinkt der Personalaufwand. Insgesamt arbeiteten 2021 65.000 Menschen für die Fastfood-Kette. Die Arbeitsschritte sind sehr simpel, man könne neue Mitarbeiter:innen in nur einem Tag anlernen. Entsprechend niedrig ist das Gehalt für Filial-Mitarbeiter:innen: Es liegt laut ZDF bei 12,20 Euro pro Arbeitsstunde, also 20 Cent über Mindestlohn.

Besonders viel Geld verdiene der Konzern über das Franchise-System, etwa über Nutzungsrechte und die Einstiegslizenz, die Franchise-Unternehmer zahlen müssen. Dazu kommt die Miete, denn 80 Prozent der Filialen besitzt McDonald’s laut Doku selbst. Nach Gewerkschaftsangaben vermietet McDonald’s deutlich überteuert – Studien zufolge in Europa dreimal so hoch wie für den Grundstückspreis angebracht. „Das Geschäft mit der Pacht ist für McDonald’s keine zusätzliche Einnahme“, erklärt das ZDF in der Dokumentation, „es ist das Kerngeschäft!“

Die gesamte Doku gibt es in der Mediathek des ZDF.

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