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Notfalls geschlossen? Schwimmbäder von russischer Gaslieferung betroffen

Müssen Schwimmbäder bei schlechter Gasversorgung schließen?
Foto: Kindel Media / pexels

Deutschland bereitet sich wegen des Krieges in der Ukraine auf eine schlechtere Gasversorgung aus Russland vor. Das könnte Folgen für die Schwimmbäder und ihre Besucher:innen haben.

Der Krieg in der Ukraine und die Diskussion um russisches Gas lassen das Wasser in manchen Schwimmbädern kälter werden – allen voran in Bayern. Wegen eines befürchteten Gaslieferstopps haben dort einige Bäder die Temperatur in den Becken gesenkt, um Energie zu sparen.

Das Westbad in Regensburg verringerte die Wassertemperatur im Wellenbecken auf 28 Grad und im Schwimmerbecken auf 26 Grad, wie ein Sprecher der Stadtwerke sagte. «Die Temperatur muss aber noch so sein, dass sich die Menschen länger im Wasser aufhalten.» Familien hätten ein anderes Temperaturempfinden als Sportschwimmer.

In den Bädern in Würzburg werden die Temperaturen um zwei Grad vermindert, wie eine Sprecherin der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH mitteilte. Würde es einen Stop der russischen Gaslieferungen geben, müsste wahrscheinlich eines der beiden städtischen Schwimmbäder in Betrieb schließen, hieß es weiter. Das Wasser im anderen, ein Freibad, werde über eine Solaranlage beheizt. Allerdings würden dort dann die Duschen kalt bleiben.

Nicht überall ist es in den Becken schon merklich kälter: In München wird den Stadtwerken zufolge die Temperatur vorerst nicht abgesenkt. Sollte sich der Gas-Streit mit Russland verschärfen, werde über Maßnahmen nachgedacht. Generell wollen sich die Schwimmhallen mit Solaranlagen und Ökostrom unabhängiger von Gas machen.

Deutsche Gesellschaft für das Badewesen empfiehlt kältere Wassertemperaturen

Die Bundesregierung bereitet sich wegen des Krieges in der Ukraine und russischer Drohungen auf eine erhebliche Verschlechterung der Gasversorgung in Deutschland vor. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Ende März die Frühwarnstufe als erste von drei Krisenstufen des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft gesetzt und an alle Verbraucher appelliert, Gas zu sparen.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) hatte erklärt, dass Bäder die Temperaturen senken, um Gas zu sparen und sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Schwimmbäder könnten auch zu weiteren Maßnahmen greifen und beispielsweise auf beheizte Außenbereiche oder auf weitere Attraktionen verzichten. Bei einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland könnten die Schwimmbäder auch komplett schließen.

In Baden-Württemberg hingegen werden die Eintrittspreise an die erhöhten Energiekosten angepasst. “Die Kosten haben sich verdreifacht”, sagte Karlsruhes Bäderchef Oliver Sternagel. Um diese zu kompensieren, müssen Besucher mancherorts tiefer in die Tasche greifen.

“Ziel aller Maßnahmen ist die Klimaneutralität”

Das Defizit der 16 Stuttgarter Bäder kann sich allein in diesem Jahr um bis zu drei Millionen Euro erhöhen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Die Stuttgarter Bäder versuchen, den steigenden Energiepreisen entgegenzuwirken. “Das Ziel aller Maßnahmen ist die Klimaneutralität und damit der Verzicht auf fossile Energieträger – um so auch die Energiekosten in den Stuttgarter Bädern zu senken.” Obwohl die Energiepreise in die Höhe schießen, sollen die Wassertemperaturen in den Stuttgarter Bädern unverändert bleiben.

Auch in den Mannheimer Bädern sei nicht geplant, die Wassertemperatur anzupassen, informierte die Stadt. Allerdings koste der Eintritt für die acht Hallen- und Freibäder ab dem 15. Mai mehr Geld. “Damit werden die gestiegenen Betriebs- und Personalkosten berücksichtigt.” Das letzte Mal erhöhte die Stadt die Preise nach eigenen Angaben zum 1. Januar 2016.

Utopia meint: Natürlich ist es nicht allein Aufgabe der Verbraucher:innen, die aktuelle Energiekrise zu meistern. Die Politik hat verschlafen, sich von russischen Importen unabhängig zu machen. Doch wenn wir dazu beitragen, unseren Heiz- und Energiebedarf zu senken, profitiert nicht nur die Politik, sondern auch die Umwelt – denn das Heizen ist ein echter Klimakiller. Das gilt auch für Schwimmbäder.

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