Damit wir billig Schnitzel essen können, wird Pferden in Island auf grausame Weise Blut abgenommen. Das zeigen Video-Aufnahmen einer Tierschutzorganisation. Wir erklären, was Schweinefleisch mit Pferdeblut zu tun hat.
Trigger-Warnung: Dieser Artikel berichtet über gewalttätige Handlungen gegenüber Pferden. Es ist wichtig, über das Thema zu sprechen, aber überlege dir bitte gut, ob du den Inhalt des Artikels lesen möchtest.
Neben Geysiren und Wasserfällen ist Island bekannt für Islandpferde, umgangssprachlich auch Islandponys genannt. Um die 70.000 Pferde leben auf der Insel. Doch nicht alle dürfen die Weite und unberührte Natur genießen, die viele Tourist:innen anlockt. Etwa 5.400 Stuten werden zurzeit auf speziellen Farmen gehalten. Mit ihrem Blut machen die Tierhalter:innen Geschäfte.
Auf den Blutfarmen werden die Stuten möglichst oft befruchtet. Den trächtigen Islandpferden werden dann fünf Liter Blut pro Woche abgenommen. Daraus gewinnen die Farmbetreiber:innen das Hormon Pregnant Mare Serum Gondatopin (PMSG). Der Stoff, den nur trächtige Stuten in sich tragen, wird an die internationale Pharma- und Fleischindustrie verkauft. Dort setzen ihn Tierhalter:innen ein, um die Schweinemast zu industrialisieren und kostengünstiger zu gestalten.
Blutfarmen: Stuten werden misshandelt
„Die Art und Weise wie Islandstuten für die Blutproduktion ausgebeutet werden, ist inakzeptabel. Hier wird gegen EU-Recht verstoßen“, kritisiert Tierschützerin Sabrina Gurtner. Sie gehört der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation (AWF) an und war in Island vor Ort.
Der Imagefilm der isländischen Firma Ísteka, Vertreiberin des Blutes, zeigt friedliche Blutabnahmen, bei denen Pferde in einer ruhigen Umgebung stehen und Pfleger:innen die Tiere streicheln. Die Aufnahmen der Tierschützer:innen auf YouTube zeigen ganz andere Bilder: Heruntergekommene Verschläge aus Holz und Metall auf offener Weide, mit schlammigen Böden, gefährlichen Ecken und Kanten. Auch die Süddeutsche Zeitung berichteten über die Recherche und veröffentlichten Aufnahmen der Tierschützer:innen.
Außerdem erfahren die Tiere alles andere als liebevolles Streicheln. Eine Aufnahme zeigt einen Mann, der einer Stute in der Box auf die empfindlichen Nüstern schlägt. Andere Videos zeigen Arbeiter:innen, die Pferde mit einem Holzbalken gegen den Kopf oder auf die Hinterbeine und Sprunggelenke schlagen, um sie in die Blutentnahmebox zu treiben. Hunde jagen die Stuten in die Boxen. Dort werden sie festgebunden, damit sie nicht steigen können.
Nicht nur die engen Boxen sind für die Tiere eine Qual, sondern auch die Blutabnahme an sich. Das Blut wird den Stuten mit mehreren Zentimeter dicken Schläuchen vom Hals abgenommen. Einem Experten der Justus-Liebig-Universität Gießen zufolge hätten Tiere „in der Trächtigkeit einen erhöhten Bedarf an Transport von Nährstoffen, von Sauerstoff und von allem, was im Blut ist“. Daher sei das für ein trächtiges Pferd „eine unzumutbare Belastung“.
Im Jahr kommen rund 40 Liter Blut pro Tier zusammen. Die Fohlen gelten als Nebenprodukt und werden als billiges Pferdefleisch vor allem nach Deutschland exportiert, wo es zu Katzen- und Hundefutter verarbeitet wird.
Islandpferde leiden für niedrige Preise beim Schweinefleisch
Doch warum müssen diese Stuten überhaupt leiden? Die Pharmakonzerne Ceva und MSD importieren das Hormon auch nach Deutschland. Hier wird es jedoch nicht für Medikamente eingesetzt, sondern in der Schweinezucht. Die Schweineproduktion wird damit industriell getaktet.
Durch das PMSG werden alle Sauen im Stall zur gleichen Zeit empfängnisbereit und können zur gleichen Zeit befruchtet werden. Dadurch kommen die Ferkel zum gewünschten Tag zur Welt und können alle am gleichen Tag auf LKWs geladen und zum Schweinemäster transportiert werden. Diese Taktung macht das Fleisch am Ende im Supermarkt um ein paar Cents billiger.
Das Geschäft mit den Islandpferden geht weiter
Die Blutabnahme bei Stuten ist in Island durch die Veterinärbehörde MAST als Tierversuch genehmigt, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, den Stoff anderweitig zu beschaffen. Laut der Animal Welfare Foundation (AWF) gibt es allerdings mehr als 30 synthetische Alternativen zu PMSG. Diese unterscheiden sich teils bei der Anwendungssicherheit, Verträglichkeit und den Anwendungsgebieten.
Das Bundesagrarministerium und das Europäische Parlament fordern den Stopp der Importe von PMSG. Da bisher keine Pläne für ein Verbot von Seiten der EU-Kommission öffentlich bekannt sind, läuft das Geschäft erst einmal weiter.
Und es läuft nicht nur weiter. Die isländische Firma Ísteka kündigte vor einigen Monaten einen Ausbau des Geschäftes mit dem Pferdeblut an. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Geschäft bereits verdreifacht. Nun soll die Produktion um ein Vierfaches erhöht werden. Damit würden 20.000 Stuten in den Blutfarmen leben.
Bereits 2015 wurde erstmals über Blutfarmen berichtet. Damals standen Uruguay und Argentinien in der Kritik. Einige europäische Pharmakonzerne stoppten daher den Import aus diesen Ländern. Heute produzieren vier Länder große Mengen an PMSG: Uruguay, Argentinien, Island und China.
Utopia meint: Es ist erschreckend zu sehen, mit wie viel Tierleid ein Stück Fleisch auch indirekt verbunden ist. Neben den Qualen, welche die Schweine erleiden müssen, werden auch Stuten qualvoll ausgenutzt. Und das alles nur, damit möglichst billiges Fleisch in den Supermarktregalen liegt. Politik und Industrie müssen schnellstmöglich handeln, damit diese Ausbeutung der Tiere bald der Vergangenheit angehört.
So lange musst du aber nicht warten. Du kannst dich selbst entscheiden, auf billiges Fleisch aus industrieller Tierhaltung zu verzichten. Es ist nie zu spät, dich an einer vegetarischen oder veganen Ernährung zu versuchen und so Tierleid zu reduzieren.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?