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Sind Papiertüten besser als Plastiktüten?

Papierüten sind nicht besser als Plastiktüten
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Surprising_Shots / Pexels - Anna Shvets

Trotz Plastiktütenverbot sind kleine Plastiktüten für Obst und Gemüse noch erlaubt. Die alternative Papiertüte ist jedoch nicht unbedingt besser. Das ergibt ein Vergleich des Naturschutzbund Deutschland.

Seit Jahresbeginn sind Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern verboten. Ausgenommen sind jedoch die dünnen Plastiktüten für Obst und Gemüse, die sogenannten Hemdchenbeutel. Die Alternative: Einweg-Papiertüten. Doch sind sie nachhaltiger? Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat Plastik- und Papiertüten miteinander verglichen.

Papiertüten oder Plastiktüten: Die Öko-Bilanz

Der Nabu kam zu dem Ergebnis: Die dünnen Plastiktüten für Obst und Gemüse haben eine bessere Öko-Bilanz als die Einweg-Papiertüten. Die Tütenalternative aus Papier ist achtmal schwerer als die aus Plastik. Das Mehr an Material ist nötig, um die Papiertüten stabil zu machen. Auch werden daher lange und chemisch behandelte Fasern eingesetzt, so der Nabu. Und es gibt noch einen Grund gegen die Papiertüte: Die Herstellung von Zellulose ist äußerst energie- und wasseraufwendig.

Daher müsse eine übliche Einwegtüte aus frischen Papierfasern schätzungsweise mindestens dreimal so oft genutzt werden wie eine erdölbasierte Plastiktüte, damit sich die Klimabilanz ausgleicht, so die Umweltexperten. Und leider seien Papiertüten fast immer aus Frischfaser, es gibt nur wenige Altpapier-Produkte.

Auch kommt es darauf an, ob die Papiertüte wirklich nur aus Papier besteht. So ist laut Nabu in vielen Verpackungen innen eine Kunststoff- oder Alufolie verklebt, um das Papier zum Beispiel bei Kontakt mit Feuchtigkeit nicht reißen zu lassen oder um zu verhindern, dass die Druckfarben in die Lebensmittel übergehen. Diese so bearbeiteten Papiere ließen sich kaum recyceln.

Papiertüten würden eher recycelt und landen seltener in der Umwelt als Plastiktüten.
Papiertüten würden eher recycelt und landen seltener in der Umwelt als Plastiktüten. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Surprising_Shots)

Auch das Bundesumweltministerium bewertet Papiertüten als „nicht wirklich besser als Einweg-Plastiktüten“. Allerdings würden Papiertüten eher recycelt und sie landen selten in der Umwelt. Und selbst wenn, würden sie dort nicht lange erhalten bleiben, da die Papierfasern schnell verrotten. Wenn man Papiertüten nutzen wolle, sollte man trotzdem darauf achten, dass diese mehrfach verwendet wird, so der Rat des Ministeriums.

Kompostierbaren Tüten keine Alternative

Die Plastiktüten aus Mais- oder Kartoffelstärke, die mit „kompostierbar“ beworben werden, sind für den Nabu keine Alternative. Denn es sei für den Wertstoffkreislauf wichtig, Verpackungen zu recyceln. Die Organisation hält daher das Kompostieren nach nur einmaliger Nutzung für Ressourcenverschwendung. Wer sie trotzdem kauft, sollte die Tüten zur Verrottung in industrielle Kompostieranlagen geben können. Auf dem eigenen Komposthaufen und in einer Biogasanlage baut sich der Stoff nicht ab.

Deshalb sind Obst-Tüten aus Plastik erlaubt

Dass Obst- und Gemüse-Tüten aus Plastik noch nicht verboten wurden, hat laut der alten Bundesregierung mehrere Gründe. Sie argumentierte im Februar 2021 zur Verkündung der ersten Novelle des Verpackungsgesetzes, dass diese Tüten dem hygienischen Umgang mit gekauftem Obst oder Gemüse dienen und der Verschwendung von Lebensmitteln vorbeugen. Denn man kann mit dieser Transporthilfe statt eines vorverpackten Großpacks so viele Einzelfrüchte nehmen, wie man braucht.

Die Befürchtung der Regierung: Beim Verbot von dünnen Plastiktüten könnten Produkte standardmäßig noch mehr in Plastik eingepackt sein.
Die Befürchtung der Regierung: Beim Verbot von dünnen Plastiktüten könnten Produkte standardmäßig noch mehr in Plastik eingepackt sein. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - auntmasako)

Außerdem gab es Befürchtungen, dass ein Verbot dieser kleinen Tüten, die Hersteller motivieren könne, noch mehr Produkte standardmäßig in Plastik zu verpacken. Und es mangelt laut der alten Bundesregierung an ausreichend umweltfreundlichen Alternativen.

Unser Tipp: Am einfachsten und umweltfreundlichsten ist die Mitnahme von Gemüse- und Obstbeuteln aus Stoff, die bei jedem Einkauf wiederverwendet und bei Bedarf gewaschen werden können. Solche Netze lassen sich in Geschäften oder online erwerben und sparen Plastik und Papier beim Einkauf. Sollte man einmal eines der Netze vergessen haben, kann man Obst und Gemüse auch vorsichtig im normalen Einkaufsbeutel transportieren und zuhause dann gründlich waschen.

Übrigens: Ebenfalls weiterhin erlaubt ist die Ausgabe von Tragetaschen aus Kunststoff mit einer Wandstärke von 50 und mehr Mikrometern. Sie gelten als vergleichsweise stabil und werden dem Bundesumweltministerium zufolge typischerweise als Mehrwegtaschen verwendet.

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