Regionale Fleischprodukte gelten als fair und umweltfreundlich. Doch ist das wirklich so? Dieser Frage ist die Verbraucherzentrale Hamburg nun in einer Untersuchung nachgegangen.
Tragen Fleischprodukte Labels wie „Regional“ oder „Aus der Region“, suggeriert das, dass sich unter dem Siegel ein fair produziertes und vergleichsweise umweltfreundliches Produkt verbirgt. So setzen viele darauf, mit regionalen Produkten die heimische Landwirtschaft zu unterstützen oder ihre CO₂-Bilanz zu verbessern.
Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) hat nun einige als „regional“ betitelte Fleischprodukte genauer untersucht. Die nun innerhalb einer Pressemitteilung auf der VZHH-Website veröffentlichten Ergebnisse fallen eher ernüchternd aus: Denn Regionalangaben auf Produkten entsprechen laut VZHH in vielen Fällen nicht den Erwartungen eines fairen und umweltfreundlichen Produktes seitens der Verbraucher:innen.
Wie die Untersuchung der VZHH zeigt, werden Tiere oftmals kaum besser gehalten, als es der gesetzliche Mindeststandard verlangt. Zudem könne durch QR-Codes auf Fleischprodukten meist nur „wenig zusätzliche Transparenz zum konkreten Ort von Geburt und Aufzucht des Tieres“ geschaffen werden. Bei einigen Produkten gibt es sogar bloß Informationen zum Ort der Schlachtung des Tieres und zu seiner Verarbeitung.
Regionales Fleisch? Ungenaue Angaben auf Produktlabels
Für ihre Untersuchung schauten sich die Verbraucherschützer:innen insgesamt 13 unterschiedliche Fleisch- und Wurstangebote deutscher Supermärkte genauer an. Dabei fiel auf, dass Regionalzuschreibungen auf Produktlabels häufig irreführend sind. Dem Bericht zufolge wird etwa Holsteiner Wurst mit Schweinefleisch aus der EU hergestellt – aber nicht zwingend aus Deutschland.
In einigen Fällen war nicht klar, um welche Regionen es sich auf Produkten genau handelt, weil die Angaben auf ihren Labels zu unkonkret sind. Demnach bliebt oft vollkommen unklar, was mit „Regionalität“ gemeint ist und woher genau das Fleisch stammt: „Produkte werden von den Anbietern gerne regionaler vermarktet, als sie tatsächlich sind“, gibt die VZHH zu bedenken.
Auf 7 von 13 Produkten fanden die Vebraucherschützer:innen zudem QR-Codes, die laut Hersteller zu weiteren Informationen führen sollten. Teilweise führten diese aber bloß zu Websites mit Werbung oder Rezeptvorschlägen, kritisierte die VZHH.
Andere analysierte Labels gaben zwar an, wo die Tiere geschlachtet wurden – genauere Informationen über den Ort ihrer Geburt und Aufzucht legen sie aber nicht dar. In einem Fall wurde demnach sogar eine falsche Haltungsform angegeben.
Verbraucherzentrale: Tierfutter häufig zum Teil importiert
Darüber hinaus beziehen Hersteller laut der Untersuchung auch bei Produkten mit einem „Regional“- oder „Aus Deutschland“-Label einen Großteil essentieller Komponenten für Tierfuttermittel aus anderen europäischen Ländern – oder sogar aus Südamerika.
Abgesehen von einem einzigen Bio-Hersteller konnte kein einziger angefragter Produzent ausschließen, dass das eigene Mischfutter für Tiere nicht teilweise aus Übersee stammt. Vor allem auf Soja trifft dies laut VZHH häufig zu. Mais und Weizen hingegen werden von den Herstellern häufig aus Europa eingeführt.
Die VZHH weist darauf hin, dass Umweltschäden auf diese Weise durch die Produzenten lediglich an andere Länder ausgelagert werden, während das eigentliche Problem weiterhin bestehen bleibt.
„Regional“-Label lässt keine Rückschlüsse auf Tierwohl zu
Zudem verdeutlicht die VZHH in den Ergebnissen ihrer Untersuchung, dass Regionalangaben auf Fleischprodukten keine oder kaum Rückschlüsse über die Haltung der Tiere zulassen.
Sie weist darauf hin, dass die Tierhaltung bei acht Wurst- und Fleischerzeugnissen laut Deklaration kaum über den gesetzlichen Mindeststandard hinausging. Nur ein einziges Produkt erfüllte mit der Haltungsform 3 etwas höhere Standards. Drei Anbieter geben die Haltungsform auf der Packung sogar überhaupt nicht an und erteilten auch auf Anfrage der VZHH keine Auskunft, heißt es im Bericht weiter.
„Regionalangaben auf Fleischprodukten sind keine Garantie für Tierwohl, Nachhaltigkeit oder Transparenz„, betont die VZHH. Sie empfiehlt: Möchte man Höfe aus der Region unterstützen, sollte man sich dabei nicht von ansprechenden Marken- und Produktnamen täuschen lassen. Stattdessen lohne es sich, zu überprüfen, welcher Hersteller für das jeweilige Produkt verantwortlich ist.
Verwendete Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg
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