Auch dieses Jahr kam es zu sexueller Gewalt auf dem Oktoberfest. Frauen berichten von ihren Erfahrungen und wie sie versuchen, damit umzugehen. Die Aktion „Sichere Wiesn“ will Betroffenen helfen.
Triggerwarnung: Der Artikel thematisiert sexuelle Übergriffe. Wenn du Bedenken hast, dass dich das Thema belasten könnte, überlege vorab, ob du den Artikel lesen möchtest.
Immer wieder kommt es auf dem Münchner Oktoberfest zu sexuellen Übergriffen – neben gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Besucher:innen und anderen Delikten.
Im Gespräch mit Focus Online berichten Frauen, was ihnen auf der sogenannten Wiesn widerfahren ist. Die Aktion „Sichere Wiesn“ versucht eine Anlaufstelle in Notsituationen zu sein und den Betroffenen vor Ort zu helfen.
Eine der Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren hat, ist Daniela. Laut Bericht hat ihr ein Mann zwischen die Beine gefasst, während sie auf der Bierbank ausgelassen zur Musik im Festzelt tanzte. Ihr Körper sei verkrampft, während der Täter „herausfordernd“ grinste. Jetzt, so berichtet die Betroffene, würde sie eine Radlerhose unter dem Dirndl tragen, um nicht „schlimmer“ berührt zu werden.
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Münchner Polizei zieht Bilanz zur Wiesn-Halbzeit
Die Münchner Polizei teilte zur Wiesn-Halbzeit mit, dass die Zahl der Sexualdelikte im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen ist. Demnach wurden bislang 31 Sexualdelikte gemeldet, wie es heißt. 2019 waren es zur Oktoberfest-Halbzeit 25, im Jahr davor 21. Die Taten beziehen sich dabei ausschließlich auf Handlungen, die das Anfassen oder Beleidigen „mit sexueller Grundlage“ umfassen. Laut Polizei kam es dieses Jahr noch zu keiner Vergewaltigung. 2019 sollen es drei gewesen sein.
Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu behandeln. Denn: Betroffene von sexueller Gewalt melden die Vorfälle oftmals nicht – etwa aufgrund von Schamgefühlen. Das bestätigt Manuela Soller, eine der Organisator:innen der Aktion „Sichere Wiesn“, gegenüber Focus Online.
Aktion „Sichere Wiesn“: 50 Prozent mehr Frauen suchten Hilfe
In diesem Jahr haben den Organisator:innen zufolge etwa 50 Prozent mehr Frauen Hilfe bei der Aktion „Sichere Wiesn“ gesucht, die auf dem Festgelände einen Zufluchtsort – einen „Safe Space“ – eingerichtet hat. Insgesamt 228 Besucherinnen (davon 50 Minderjährige) hätten die „Sichere Wiesn“ aufgesucht. Von ihnen erlitten allein 21 Besucherinnen sexuelle und körperliche Gewalt auf dem Festgelände, wird berichtet. Sie erhalten von den Organisator:innen beratende Nachsorge. Zudem ist Präventionsarbeit, inklusive Tipps für den Wiesn-Besuch, Teil der Aktion – wenn auch die Ursache des Problems – das Handeln der Täter:innen – damit nicht behoben wird.
So haben Betroffene unterschiedliche Strategien entwickelt, um sich auf dem Oktoberfest sicherer zu fühlen. Sie gehen nicht allein auf die Wiesn, lieber in männlicher Begleitung, teilen mit Freud:innen und Familie ihren Live-Standort oder ziehen sich etwas über das Dirndl, wenn sie heimfahren, schreibt Focus Online.
„Ein ekeliges Gefühl“
Sina ist eine von ihnen. Ein älterer Mann legte dem Bericht zufolge ungefragt seinen Arm um ihren Hals, zog sie eng an sich heran. „Es war ein ekeliges Gefühl“, sagt sie. In die Festzelte gehe sie nur in Begleitung von männlichen Freunden. Alleine würden andere Menschen übergriffig werden, meint die Wiesn-Besucherin. „Wie ein Stück Fleisch fühle ich mich dann.“ Sina zeigt sich empört: „Die Tatsache, dass solche Männer einen nur in Ruhe lassen und nicht widerlich behandeln, weil ein anderer Mann dabei ist, macht mich verdammt sauer.“
Hier findest du den Safe Space auf dem Oktoberfest – und weitere nützliche Informationen zur Aktion „Sichere Wiesn“. Es handelt sich um eine Kooperation AMYNA e.V., IMMA e.V. und der Beratungsstelle Frauennotruf München.
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