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Wie gut ist Naturkosmetik wirklich?

Wie gut ist Naturkosmetik wirklich?
Foto: Unsplash / Isabell Winter

Nachhaltig, vegan und natürlich soll für viele Menschen Kosmetik mittlerweile sein, um sich und der Umwelt Gutes zu tun. Eine neue Studie rät allerdings zu Vorsicht bei Naturkosmetik.

Naturkosmetik gilt als gut zu Umwelt und Haut. Nicht zuletzt deshalb setzen immer mehr Menschen auf einen bewussten Umgang mit ihrer Kosmetik. Einer Statistik zufolge hat sich der Umsatz von Naturkosmetik in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Doch Forscher:innen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben in einer Studie eine Reihe an bedenklichen Inhaltsstoffen in Naturkosmetik gefunden. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler:innen im Fachmagazin Jama Dermatology.

Allergene in fast allen untersuchten Produkten

Die Mediziner:innen der Stanford University School of Medicine untersuchten 1.651 Hautpflegeprodukte aus den USA, bei denen die Hersteller angaben, sie seien „natürlich“ oder „rein/sauber/clean“. Dabei stellten sie fest, dass in vielen der Produkte Inhaltsstoffe – sogenannte Allergene – enthalten sind, die allergische Kontaktdermatitis verursachen können. Dermatitis ist der Sammelbegriff für alle Reaktionen der Haut auf Allergene. Dazu gehören: Juckreiz, Rötungen, Schwellungen oder Schuppenbildung.

In 90 Prozent der untersuchten Kosmetik fanden die Forschenden mindestens eines der 100 häufigsten Allergene. Insgesamt konnten die Wisschenschaftler:innen 73 unterschiedliche Allergene in den Kosmetikprodukten ausfindig machen. Am häufigsten erfassten sie Duftstoffe, wie zum Beispiel Lavendel-Öl und andere botanische Extrakte. Nur in 96 der 1.651 Produkten konnten die Mediziner:innen keine Kontaktallergene finden.

Naturkosmetik schützt nicht vor Dermatits

Laut der Studie haben sich die Fälle von Dermatitis zwischen 1996 und 2016 mehr als verdoppelt. Durch Körperpfelgeprodukte kann Dermatitis ausgelöst werden. Verhindert werden kann sie aber nur, wenn Betroffene Allergene identifizieren und vermeiden können. Das sei aufgrund der komplexen Namen der Inhaltsstoffe aber schwierig, schreiben die Forscher:innen. Viele Hersteller würden Duftstoffe oder botanische Extrakte häufig mit ihrem lateinischen Namen aufführen.

Die Wissenschaftler:innen kommen zu dem Ergebnis, dass Aussagen, wonach Naturkosmetik natürlich und rein sein soll, keinen Aufschluss darüber geben, wie gesund die Produkte sind und inwiefern sie allergische Kontaktdermatitis auslösen können.

Diese Kriterien muss zertifizierte Naturkosmetik erfüllen

Naturkosmetik ist kein geschützter Begriff, auch in Deutschland nicht. Wir von Utopia raten deshalb in der Regel zu zertifizierter Naturkosmetik. Bestimmte Naturkosmetik-Siegel können hierbei eine Entscheidungshilfe sein. Um ein Siegel zu erhalten, prüfen unabhängige Institutionen, ob Kosmetik gewisse Kriterien erfüllt. Empfehlenswerte Siegel wie das BDIH-Siegel („Kontrollierte Naturkosmetik“), das Natrue Siegel und der Cosmos-Standard (Siegel: Cosmos Organic und Cosmos Natural) für zertifizierte Naturkosmetik und Bio-Kosmetik haben einige wesentliche Kriterien gemeinsam:

  • Verzicht auf synthetische Farb-, und Duftstoffe sowie Konservierungsstoffe (z.B. Parabene)
  • Verzicht auf erdölbasierte Inhaltsstoffe (z.B. Paraffine)
  • Verzicht auf Silikone
  • Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen
  • Alle Inhaltsstoffe müssen natürlichen Ursprungs oder naturidentisch sein.
  • Je nach Zertifizierungsstufe: Ein festgelegter Mindestanteil an Inhaltsstoffen muss aus Bio-Anbau stammen.
  • möglichst umwelt- und ressourcenschonende Herstellung der Produkte
  • möglichst umweltschonende/recycelbare Verpackungen

Siegel sind jedoch keine Garantie dafür, dass keine Duftstoffe und somit keine Allergene in der Kosmetik vorkommen. Einige der als besonders allergen geltenden, kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe wie beispielsweise Coumarin, Citral, Citronella oder Linalool finden sich auch in Deutschland recht häufig in Naturkosmetik-Produkten. Wer sehr empfindliche Haut hat oder den Verdacht, sensibel auf Duftstoffe zu reagieren, sollte auf duftstofffreie „Sensitiv“-Produkte setzen. Allergiker:innen können nach Produkten mit dem DAAB-Siegel des Deutschen Allergie- und Asthmabund Ausschau halten. Auch für Kinder sind vor allem duftstofffreie Pflegeprodukte zu empfehlen. Naturkosmetik ist damit nicht frei von Schadstoffen, muss allerdings strengere Kriterien erfüllen als konventionelle Kosmetik.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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