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5 nachhaltige Gründe für Waldorf- und Montessorischulen

Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos

Waldorfschulen und Montessorischulen werden immer beliebter. Gleichzeitig sind sie immer noch mit Vorurteilen behaftet. Zeit sich mit den Gründen, die für alternative Schulkonzepte sprechen, zu beschäftigen.

1. Grund: Individualität statt Einheitsbrei

Sowohl in der Waldorf- als auch in der Montessoripädagogik wird jedes Kind als selbstständige Persönlichkeit mit dem Drang zu wachsen und zu lernen wahrgenommen. In der praktischen Umsetzung bedeutet das:

  • Jedes Kind hat individuelle Bedürfnisse und Begabungen. Die Aufgabe der Lehrer ist es diese zu erkennen und zu fördern.
  • Der individuelle Entwicklungsstand eines Kindes wird berücksichtigt. Anstatt einen festen Lehrplan durchzuboxen, werden die Kinder dort abgeholt, wo sie stehen.
  • Beide Konzepte arbeiten bis zur Mittelstufe ohne ein klassisches Benotungssystem. Nach den pädagogischen Konzepten kann ein Notensystem in Zahlen die Persönlichkeit nicht vollständig erfassen. Stattdessen wird mit einem Lernbericht gearbeitet, in dem der Entwicklungsstand der Schüler individuell betrachtet wird und der Fokus auf den Ressourcen liegt. Das nimmt den Kindern Leistungsdruck.
  • Des Weiteren gibt es kein Sitzenbleiben. Die Schüler werden mit ihren Stärken und Schwächen akzeptiert.
  • Damit die Lehrer sich individuell mit den Schülern beschäftigen können, gibt es soweit es personell möglich ist mehrere Lehrkräfte in den Klassen.

2. Grund: Vielfältiger Lehrplan

Ein natürlicher Zugang zu lernen ist wichtig für Kinder.
Ein natürlicher Zugang zu lernen ist wichtig für Kinder.
(Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

Unter dem Motto „Kopf, Herz und Hirn“ geht der Lehrplan der Waldorfschule weit über die reine Schulung des Intellekts hinaus.

Künstlerische Fächer haben einen hohen Stellenwert und werden als wichtiger Ausgleich für die klassischen Hauptfächer verstanden und helfen den Kindern ihr schöpferisches Potential zu entfalten.

  • Handarbeiten: Schüler lernen zum Beispiel zu nähen oder zu töpfern. Aber auch Spielzeug oder Schmuck selber herzustellen.
  • Theaterspielen: Das Fach stärkt die Gemeinschaft und soll den Schülern die Möglichkeit geben, dem Geist Ausdruck zu verleihen.
  • Eurythmie: Das antroposophische Bewegungskonzept soll Laute auf einer körperlichen Ebene erfahrbar machen. Es dient sowohl zu Vertiefung als auch zur Entspannung.
  • Gärtnern: Viele Waldorfschulen haben einen eigenen Garten, den die Schüler pflegen und so lernen Verantwortung für Pflanzen und Umwelt zu übernehmen.

Außerdem legen beide Konzepte großen Wert darauf, dass die Kinder sich selber Fähigkeiten aneignen und so vor allem das Lernen erlernen, anstatt Inhalte einfach zu wiederholen.

3. Grund: Besser abgestimmte Lehrmethoden

Schüler einer Montessorischule können gemeinsam lernen.
Schüler einer Montessorischule können gemeinsam lernen.
(Foto: CC0 / Pixabay / klimkin)

Frontalunterricht ist für die meisten Kinder eher hinderlich. Durch die passive Rolle, die sie dabei einnehmen, wird der eigene Drang zu lernen nicht geweckt oder gar gefördert.

Die Montessorischule verfolgt den Ansatz des freien Lernens.

  • Dabei wird davon ausgegangen, dass jedes Kind das Bedürfnis hat zu lernen. So lernen die Kinder aus ihrem eigenen Bedürfnis heraus anstelle von äußerem Zwang.
  • Das Motto lautet „Hilf mir es, selbst zu tun.“
  • Das pädagogische Personal beobachtet die Kinder und stellt umfangreiches Material zur Verfügung.
  • Der Drang zu lernen, soll dabei durch die Einrichtung und die Gestaltung des Klassenraums gefördert werden.
  • Die Kinder entscheiden selbst, wann sie was mit wem lernen. So wird auch die Gemeinschaft und die Fähigkeit nach Hilfe zu fragen gefördert.
  • Verschieden Altersstufen lernen gemeinsam und können so untereinander Wissen weitergeben.

In Waldorfschulen wird mit Epochenunterricht gearbeitet.

  • Anstelle von üblichen Stundenplänen, bei denen das Unterrichtsfach stündlich wechselt, unterrichtet eine Lehrperson über mehrere Wochen immer dasselbe Thema aus verschiedenen Perspektiven.
  • Dadurch können sich die Kinder tiefer mit einem Thema beschäftigen und sich darauf einlassen.
  • Die Unterrichtseinheiten dauern dabei fast zwei Stunden und der Inhalt wird auf verschiedene Weisen bearbeitet, oft mit rhythmischen oder künstlerischen Elementen verbunden.
  • Der Unterricht findet dabei meist in Stuhlkreisen statt.
  • Durch Ganzjahresprojekte lernen die Kinder über längere Zeiträume gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten.

4. Grund: Freies Denken

Kinder lernen Dinge selber zu machen.
Kinder lernen Dinge selber zu machen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

In beiden Schulkonzepten ist es verpönt, Technik zu nutzen. Smartphones werden häufig gänzlich verboten – sowohl für Schüler als auch für Lehrer.

  • An Waldorfschulen werden auch kaum Lehrbücher eingesetzt. Das soll die eigene Fähigkeit zu gestalten fördern. Die Kinder sollen lernen ihre Notizen übersichtlich zu machen. Sie werden dazu angeregt sich selber einzubringen, anstatt fertige Konzepte ohne weiteres Hinterfragen zu übernehmen.
  • Auch bei der eigenen Beurteilung werden die Kinder mit eingebunden. Sie sollen ihr Können selber einschätzen, so erlernen sie auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion.
  • Spielzeug und Unterrichtsmaterial ist meist einfach konzipiert und besteht oft aus Naturmaterialien. Das Spielzeug soll zu kreativem Spielen anregen, anstatt geschlossene Konzepte zu vermitteln.
  • In beiden Konzepten ist es essentiell, dass die Kinder aus eigener Motivation lernen und sich selber beteiligen, anstatt Inhalte unreflektiert wiederzugeben.
  • Unter dem Motto „mit statt für“ sind Kinder, Eltern und Lehrer an der Verwaltung der Schule beteiligt, anstelle einer konventionellen Schulleitung.

5. Grund: Praktische Vorbereitung aufs Leben

Obwohl alternativen Schulkonzepten häufig vorgeworfen wird, sie seien realitätsfremd, bereiten sie ihre Schüler gut auf das Leben vor.

  • Waldorfschüler absolvieren im Laufe ihrer Schulzeit einige Praktika, unter anderem ein Sozialpraktikum und ein Landwirtschaftspraktikum. Es geht darum, soziale Fähigkeiten auch außerhalb von der Schule zu erlernen und anzuwenden.
  • Den Schülern werden praktische Fähigkeiten zum Leben wie kochen oder gärtnern beigebracht. Sie können Erfahrungen sammeln, anstatt sich nur theoretisch mit Themen auseinanderzusetzen.
  • Durch den vielfältigen Lehrplan lernen die Kinder sich selber in unterschiedlichen Situationen kennen und können ihr Verhalten reflektieren.
  • Durch die Veranstaltung von Theaterstücken oder Handwerksmärkten organisieren Schüler mit Lehrern gemeinschaftliche Projekte und lernen so Teamfähigkeit.
  • Die Lehrkräfte sind vielmehr Ansprechpersonen anstatt von Autoritätspersonen. Lehrer und Schüler kennen sich und pflegen ein Verhältnis auf Augenhöhe. Dadurch soll es den Kindern leichter fallen, ihre Meinung zu äußern und um Hilfe zu bitten.

Kritikpunkte an Waldorfschulen und Montessorischulen

Nicht für jedes Kind passt ein alternatives Schulkonzept.
Nicht für jedes Kind passt ein alternatives Schulkonzept.
(Foto: CC0 / Pixabay / picjumbo_com)

Natürlich haben alternative Schulkonzepte nicht nur Vorteile. Immer wieder stehen sie unter Kritik, die sich jedoch häufig als Vorurteile entpuppt:

  • Es handelt sich um Privatschulen. Sie sind kostenpflichtig, weshalb dem Schulkonzept häufig vorgeworfen wird, nicht für alle Kinder gleichermaßen zugänglich zu sein. Waldorfschulen und Montessorischulen stehen für alle Kinder unabhängig von Herkunft, Religion oder Besitz offen. Das Schulgeld wird an das Gehalt der Eltern angepasst.
  • Die Schulen sind strikt nach ihrem Konzept aufgebaut und lassen oftmals nur wenig zeitgemäße Veränderung zu.
  • Einige befürchten naturwissenschaftliche Fächer oder Politik könnte zu kurz kommen. So wird die Evolutionslehre an Waldorfschulen nicht unterrichtet.
  • Damit das Abitur dieselbe Wertigkeit wie auf einer Regelschule hat, werden die Schüler für die abschließende Prüfung sehr gefordert. Was einige Schüler stark unter Druck setzt, trotzdem schließen sie verglichen mit Schülern einer Regelschule mit gutem Erfolg ab.

Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und sollte in die Entscheidung für eine passende Schulform eingebunden werden.

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