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Bambus-Fahrräder: 5 spannende Modelle

Bambus Fahrräder: my Boo
Foto: © my Boo

Leicht, stabil und einzigartig: Wer ein Bambus-Fahrrad fährt, bekommt kein Rad von der Stange. Durch den nachwachsenden Rohstoff gelten die „Gras-Esel“ als nachhaltiger als Räder aus Stahl oder Aluminium. Ganz grün sind sie aber noch nicht.

Wenn man Hersteller von Bambus-Fahrrädern nach den Vorzügen ihrer Bikes fragt, geraten sie ins Schwärmen. Über das Fahrgefühl. Über die Haltbarkeit. Über den Look. Und über die Nachhaltigkeit.

Tatsächlich gilt Bambus als der am schnellsten nachwachsende Rohstoff der Erde – und ist in der Gewinnung und der Produktion auch sauberer als Stahl und Aluminium. Zudem werden die Rahmen von Hand gefertigt.

Bambus-Fahrrad: keine neue Idee

Auch wenn Bambus-Bikes derzeit angesagt sind – neu ist die Idee nicht: Das erste Fahrrad aus Bambus der Welt wurde bereits 1894 in London vorgestellt; um die Jahrhundertwende gab es erste Patentanmeldungen. Doch dann verschwanden die Rahmen aus dem natürlichen Werkstoff wieder in der Versenkung – bis der US-Amerikaner Craig Calfee im Jahr 2005 begann, welche zu fertigen.

Inzwischen gibt es auf dem deutschen Markt einige Hersteller, die Fahrradrahmen aus Bambus importieren oder selbst bauen.

Schlichte Bambus-Fahrräder ab 890 Euro

Günstige Fahrräder aus Bambus bietet derzeit Stark Bamboo Bike im Onlineshop und im Bikestore am Ostbahnhof in Darmstadt. Das Einsteigermodell City gibt es ab 890 Euro, die Modelle Track und Urban jeweils ab 990 Euro. Auf Anfrage und gegen Aufpreis sind Sonderausstattungen wie Nabenschaltung und Gepäckträger sowie individuelle Rahmengrößen für das Fahrrad aus Bambus möglich.

Bambus Fahrräder: Stark Bamboo Bikes
Stark Bamboo Bikes: Der Bambusrahmen kommt aus Vietnam. (Foto: © STARK Bamboo Bike)

Die Fahrradrahmen fertigt ein Kooperationspartner in Vietnam. Der Bambus stammt nach Angaben von Stark Bamboo Bikes aus der Nähe der Produktionsortes, ist aber nicht zertifiziert. „Bei unserem Produktionspartner handelt sich um ein soziales Projekt, das nachhaltige Arbeitsplätze in strukturschwachen Gebieten Vietnams schaffen will. Ein Großteil der Erlöse aus den Bambusrahmen wird verwendet, um soziale Projekte in den Regionen zu unterstützen“, sagt Geschäftsführer Milan Henckes.

Die Endmontage der Fahrräder findet in Darmstadt statt. Die Anbauteile dafür stammen von Händlern in Deutschland und Europa. Für das kommende Jahr plant Stark Bamboo Bike eine Kooperation mit einer fahrradbezogenen sozialen Einrichtung in Deutschland.

Fahrrad-Bambus von kleinen Lieferanten

Ebenfalls aus Vietnam stammt der Bambus, aus dem Urbam seine Bambus Fahrräder fertigt. Zertifiziert ist auch er nicht: „Wir haben uns für einen sehr kleinen Lieferanten entschieden, weil wir diese direkte Zusammenarbeit schätzen. Die Kosten für eine Zertifizierung sind aber zu hoch für eine kleine Fläche und würden sich nicht rechnen“, sagt Geschäftsführer Eric Oberlin.

Bambus Fahrräder: Urbam Bamboo Bike
Auch bei Hersteller Urbam stammt der Bambus aus Vietnam. (Foto: © URBAM - Urban Bamboo Bicycles)

Wie der Name schon sagt, stellt Urbam urbane Räder her, vom Hollandrad bis zum Trekkingbike oder Commuter, für Damen und Herren. Auf Wunsch und gegen Aufpreis können die Räder mit Gepäckträger, Schutzblechen aus Bambus oder Stahl, Nabendynamo und fester Beleuchtung ausgestattet werden. Darüber hinaus bietet Urbam mit dem Modell Single Speed ein Bike für städtische Sportler und mit der City Low Version eine sehr kleine Rahmengröße. Die Bambus Fahrräder werden nach Angaben des Herstellers in Düsseldorf gebaut und sind ab 1290 Euro im Online-Shop oder im Ladengeschäft erhältlich.

Riesige Auswahl: Bambusräder von my Boo

My Boo lässt seine Rahmen in Ghana fertigen, in Kooperation mit dem Yonso Project, das die Jugendarbeitslosigkeit vor Ort bekämpfen will. Der Bambus wächst in der Nähe der Werkstatt. Das Kunstharz ist nach Angaben der Hersteller ein Recyclingprodukt. „Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, denken wir vor allem an soziale Nachhaltigkeit“, sagt Felix Habke. My Boo hat daher nach eigenen Angaben nicht nur die Werkstatt vergrößert und ausgestattet, sondern spendet auch Fahrräder und unterstützt weitere Projektideen wie den Bau einer Schule vor Ort.

Bambus Fahrräder: my Boo
Bei Hersteller my Boo kommen die Rahmen aus Ghana. (Foto: © my Boo)

Die Montage der Räder aus Bambus findet in der my Boo Manufaktur in Kiel statt. Die Fahrräder sind im Online-Shop und in rund 100 Fachgeschäften europaweit erhältlich. Die Produktpalette umfasst mittlerweile zehn verschiedene Modelle in den Kategorien City-, Trekking-, Urban- und Roadbikes. Das Einstiegsmodell kostet 1399 Euro. Sie sind als Damen- und Herrenvariante sowie in bis zu sieben verschiedenen Rahmenhöhen erhältlich. Ab April 2017 soll mit My Volta das erste Bambus-Pedelec der Welt mit integriertem Shimano-Steps-Mittelmotor auf den Markt kommen.

Bambooride: mit Bark Cloth umwickelt

Bambooride hat seinen Sitz in Purkersdorf in Österreich, verkauft Fahrräder aus Bambus aber auch über seinen Online-Shop und zwei Partnerläden in Düsseldorf und Berlin. Die Citybikes für Damen und Herren sind ab 1500 Euro erhältlich. Die Rahmen werden nach Angaben des Herstellers in Uganda gefertigt, die Metallteile in Deutschland. Bei den verbauten Komponenten handelt es sich vor allem um italienische Produkte, aber auch Shimano-Elemente.

Bambus Fahrräder: bambooride
bambooride: Bambus aus Uganda (Foto: © bambooride)

Der Bambus stammt nach Angaben des Herstellers aus einem Anbaugebiet im Westen Ugandas. Statt wie üblich mit Hanf werden die Bambus-Elemente mit Bark Cloth verbunden, einem Stoff aus der Rinde des Ficus-Baums. „Dadurch bekommen die Rahmen einen bedeutend edleren Charakter“, sagt Matthias Schmidt. Bambooride bieten auch Workshops an, in denen man sein eigenes Bike bauen kann. Die Workshops kosten ab 660 Euro, finden allerdings nur in Wien statt.

Fahrrad aus Bambus: Maßanfertigungen von Faserwerk

Wer kein Fahrrad aus Bambus von der Stange möchte, ist bei Faserwerk richtig. Der Eineinhalb-Mann-Betrieb in Bremen fertigt jedes Fahrrad komplett nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen seiner Kunden. Neben Rennrädern, Tourenrädern mit Gepäckträger, Mountainbikes, klassischen Stadt- und Hollandrädern sowie Laufrädern für Kinder entwickelt Tobias Meyer auch Klappräder, Lastenräder und Dreiräder – und das stets in enger Absprache mit seinen Auftraggebern und mit mehr oder weniger aufwändiger Ausstattung.

Die Rahmen dafür baut er selbst, das Material bezieht er aus verschiedenen asiatischen Ländern. „Der gelbe Bambus aus China ist nach Angaben des Herstellers FSC-zertifiziert, der schwarze Bambus aus Indonesien und Vietnam leider nicht.“ Faserwerk-Räder gibt es nur auf persönliche Bestellung, einen Online-Shop gibt es nicht. Ab 3000 Euro ist ein Bambus-Bike aus der Bremer Manufaktur zu haben.

Bambus Fahrräder: Faserwerk Lastenrad
Lastenrad aus Bambus (Foto: © Markus Wustmann/Faserwerk)

Wie fair ist Bambus beim Fahrrad?

Viele Bambusarten wachsen extrem schnell (bis zu einen Meter pro Tag!) und können bereits nach drei bis fünf Jahren geerntet werden. Weil Bambus extrem schnell wächst, können jährlich große Mengen gefällt werden, ohne den Bestand zu gefährden. Viele Bambusarten haben großflächige Wurzelsysteme, aus denen ständig neue Pflanzen nachwachsen. Daher stirbt durch das Fällen eines Bambushalms nicht die ganze Pflanze – wie es bei Bäumen der Fall ist. Das schnelle Wachstum bedeutet außerdem, dass Bambus im Vergleich mit Bäumen extrem viel CO2 speichern kann.

Und dennoch ist das Bambus-Fahrrad noch nicht perfekt: Für Bremse und Antrieb gibt es zur Zeit noch keine Alternative zu Stahl und Aluminium. Anders ist es bei den Verbindungen der Rohre. Sie werden derzeit in der Regel aus Hanf und Kunstharz auf synthetischer Basis gefertigt. Zum Letzterem wird nach Angaben der Hersteller nach nachhaltigen Alternativen gesucht.

Bambus ist aber nicht der einzige nachwachsende Werkstoff, aus dem inzwischen die Radlerträume gefertigt werden. Es gibt inzwischen auch einige Hersteller, die Fahrradrahmen aus Holz bauen. Ein Fahrrad aus Pappe gibt es auch – allerdings nur als Prototyp.

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