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Bodenversalzung: Darum ist es ein Problem für die Landwirtschaft

bodenversalzung
Foto: CC0 / Pixabay / jplenio

Bodenversalzung macht pro Tag 2.000 Hektar Land unfruchtbar und somit unbrauchbar für die Landwirtschaft. Sie ist einer der Gründe, warum wir uns um die Nahrungsversorgung der Zukunft sorgen sollten.

Bodenversalzung ist eine schleichende Umweltkatastrophe, die auch unsere zukünftige Ernährungssicherheit bedrohen kann. Bodenversalzung hat nicht nur natürliche, sondern auch menschengemachte Ursachen. In Deutschland klagte beispielsweise die Umweltorganisation BUND, um die Sanierung der durch einen Kasseler Düngemittelproduzenten entstandenen Salzschäden durchzusetzen. Durch die vom Unternehmen abgeleiteten salzigen Abwässer kam es zur Bodenversalzung in der Umgebung. Auch in vielen anderen Teilen der Welt sind Gebiete versalzen oder von Versalzung bedroht, unter anderem in Russland, Kasachstan und Australien.

Aber wie kommt es eigentlich zur Bodenversalzung, was haben die Menschen damit zu tun und was sind sinnvolle Gegenmaßnahmen?

Was ist Bodenversalzung und wie entsteht sie?

Dieses Feld ist ein Beispiel für Bodenversalzung.
Dieses Feld ist ein Beispiel für Bodenversalzung.
(Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)

Bodenversalzung entsteht, wenn Wasser aus tieferen Bodenschichten (also Grundwasser) durch Verdunstung nach oben gezogen wird. Dieser Vorgang ist auf den sogenannten Kapillareffekt zurückzuführen. Wenn das Wasser verdunstet, bleiben die im Wasser gelösten Mineralien und Salze zurück. Wenn sich dieser Prozess länger fortsetzt, kann es zu einer Anhäufung von Salzen in der oberen Bodenschicht kommen, die schließlich zur Versalzung des Bodens führt.

  • Wärme fördert die Bodenversalzung: Wenn es sehr warm ist, geben die Pflanzen und der Boden eine Menge Wasser an die Atmosphäre ab. Es verdunstet und zieht dabei Wasser und Salze aus tieferen Bodenschichten nach, die sich im oberen Boden anreichern. Solche Salze sind zum Beispiel Chloride, Sulfate und Carbonate des Natriums, Calciums und Magnesiums sowie Nitrate.
  • Regen wäscht dagegen die Salze aus: Wenn es regnet, ist der Effekt umgekehrt: Das Regenwasser löst die Salze im Oberboden und nimmt sie beim Versickern mit in die unteren Bodenschichten.

Wenn es mehr regnet, als Wasser aus dem Boden verdunstet, spricht man von einer positiven Wasserbilanz.

Zu einer Bodenversalzung kommt es, wenn die Menge des Niederschlags (in Litern) geringer ist als die Menge an Verdunstung (in Litern). Das heißt dann auch negative Wasserbilanz.

Welche anderen Ursachen hat die Bodenversalzung?

Falsche künstliche Bewässerung trägt zur Bodenversalzung bei.
Falsche künstliche Bewässerung trägt zur Bodenversalzung bei.
(Foto: CC0 / Pixabay / distelAPPArath)

Bodenversalzung entsteht nicht nur durch zu wenig Niederschlag und zu viel Wärme. Zusätzlich zu diesem natürlichen Prozess hat der Mensch noch einen erheblichen Einfluss darauf, dass die Salzkonzentration im Boden steigt. Diese menschengemachten Ursachen für Bodenversalzung sind vor allem:

  • Konventionelle Landwirtschaft, die zu viele salzhaltige Düngemittel verwendet.
  • Abwässer aus dem Berg- und Salzabbau (und anderen Industrien, zum Beispiel der Kali-Industrie)
  • Streusalz-Einsatz auf den Straßen zum Frostschutz. Der BUND erläutert, dass die Salze über die Kanalisation oder durch abfließendes Tauwasser nach und nach ins Grundwasser sickern können.
  • Künstliche Bewässerung ist einer der Hauptgründe für die Versalzung von Böden, besonders in Gebieten, die sehr trocken sind. Dort ist der Wasserbedarf höher als in mäßigen Klimazonen. Wasser enthält immer etwas Salz. Dementsprechend steigt auch die Salzmenge insgesamt, die am Ende im Oberboden zurückbleibt, während das gesamte Wasser verdunstet. Der Effekt verschlimmert sich, wenn Landwirt:innen mehr Wasser als nötig oder salzhaltiges Wasser unwissentlich verwenden.

Wieso ist Bodenversalzung so problematisch?

Mais als salzempfindliche Pflanze könnte es in Zukunft schwer haben.
Mais als salzempfindliche Pflanze könnte es in Zukunft schwer haben.
(Foto: CC0 / Pixabay / fietzfotos)

Versalzene Böden führen bei Pflanzen zu einer gestörten Nährstoff- und Wasseraufnahme und verlangsamen damit ihr Wachstum. Bodenversalzung verringert somit die Ernteerträge stark. Grundsätzlich sind Salze zwar lebenswichtig für Pflanzen. Wenn aber zu viel Salz im Boden ist, können Pflanzen absterben und gar nicht mehr wachsen.

Es gibt zwar Pflanzen, die toleranter gegenüber salzigen Böden sind, und solche, die wenig vertragen. Auf zunehmend salzigen Böden gewinnen die toleranteren Pflanzen und könnten die weniger toleranteren Arten verdrängen. Durch Bodenversalzung nimmt also Biodiversität in der Natur ab. Es geht viel Landfläche verloren, die Tieren und Pflanzen als Lebensraum dienen könnte.

Durch Bodenversalzung sind riesige Flächen nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar: 2.000 Hektar fruchtbares Land gehen jeden Tag durch Versalzung auf der Welt verloren, geht aus einer Studie aus dem Jahr 2014 hervor. „Wenn wir die bis 2050 prognostizierten neun Milliarden Menschen der Erde ernähren wollen, benötigen wir jedes Stück Land, das wir haben“, warnt Manzoor Qadir, einer der beteiligten Forscher:innen.  Aktuellere Prognosen gehen schon von knapp zehn Milliarden Menschen aus. Inzwischen sind etwa 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen durch Bodenversalzung unbrauchbar. Somit ist auf lange Sicht die globale Nahrungsmittelversorgung bedroht, wenn wir nicht dagegen steuern.

Bodenversalzung ist weiterhin eines der Anzeichen von Desertifikation, sprich Wüstenbildung. Weitere Gründe für Wüstenbildung sind Bodenerosion, die Übernutzung oder die Austrocknung von Böden.

Maßnahmen gegen die Bodenversalzung

Portulak ist eine Salzpflanze und essbar.
Portulak ist eine Salzpflanze und essbar.
(Foto: CC0 / Pixabay / WikimediaImages)

Es ist unerlässlich, etwas gegen die Bodenversalzung zu unternehmen, wenn wir nicht immer mehr fruchtbare Landfläche verlieren wollen. Dazu müssen wir Methoden finden und anwenden, mit denen sich auch auf salzhaltigen Böden Landwirtschaft betreiben lässt. Denn alle Flächen restlos zu entsalzen, wird uns nicht gelingen.

Präventive Maßnahmen:

  • Nachhaltig Landwirtschaft: Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Bodenversalzung ist eine nachhaltigere Landwirtschaft, die mit Ressourcen schonender umgeht. Sie nutzt beispielsweise die Tröpfchenbewässerung, eine verdunstungsarme und somit wassersparende Bewässerungsmethode. Zudem sollten Landwirt:innen nur noch so viel Dünger ausbringen, wie wirklich nötig ist.
  • Abwassermanagement der Industrie: Abwässer aus der Industrie müssten entsalzt werden, bevor sie abfließen und ins Grundwasser gelangen. Eine Fördermaßnahme in diese Richtung läuft derzeit zum Beispiel über das Bundesministerium für Bildung und Forschung

Methoden, um Bodenversalzung rückgängig zu machen:

  • Abtragen: Die obersten Bodenschichten, wo das meiste Salz eingelagert ist, können abgetragen werden. Wenn man dann neue Vegetation anpflanzt, erholt sich der Boden nach einigen Monaten wieder.
  • Auswaschen: Die Methode, die am häufigsten Anwendung findet, ist das Auswaschen des Salzes. Das Salz wird über sogenannte Drainagen mithilfe von viel Wasser ausgespült. Drainagen sind in der Landwirtschaft technische Systeme, mit deren Hilfe sich das versickerte Wasser unterirdisch ableiten lässt. Das Salz im abgeleiteten Wasser kann dann herausgefiltert werden. Das ist allerdings ein sehr wasserintensiver und aufwendiger Vorgang.

Salzpflanzen gegen Bodenversalzung

Es gibt spezialisierte Pflanzen, die salzhaltigen Boden brauchen, um zu wachsen, und Pflanzen, die auf normalem und auf salzigem Boden zurechtkommen. Beide zählen zu den Salzpflanzen, auch Halophyten genannt. Ihre Nutzung könnte zukünftig einige Probleme lösen.

  • Die Nutzung von Salzpflanzen: Sie könnten der Bodenversalzung entgegenwirken. Dieses ist in der Forschung noch ein sehr neuer Ansatz. Zurzeit wird noch viel daran geforscht. Ein Projekt in diese Richtung ist food4future. Das Projekt untersucht zukunftsfähige Nahrungsmittel, unter anderem auch Halophyten. Wenn es gelänge, Pflanzenarten zu kultivieren, die auf salzhaltigen Böden gedeihen können, ließen sich die brachliegenden Flächen landwirtschaftlich nutzen. Damit könnten Salzpflanzen einen Beitrag zu globalen Nahrungssicherheit leisten. Portulak ist eine solche Halophyte, die essbar und gesund ist.
  • Böden entsalzen: Salzpflanzen könnten außerdem das Salz aus dem Boden aufnehmen und in ihrer Biomasse speichern. Mit der Ernte würde die Fläche dann von diesem Salzanteil befreit.
  • Pflanzenzucht: Es gibt zudem Forschungsprojekte in der Pflanzenzüchtung mit weiterführenden Ansätzen. Forscher:innen versuchen beispielsweise, die salztolerante Eigenschaft der Halophyten anderen Pflanzen einzuzüchten. So ließen sich Kulturpflanzen auch auf salzigem Boden anbauen.

Utopia meint: Bodenversalzung ist kein neues Thema im Umweltschutz. Es ist wichtig, darüber Bescheid zu wissen und sich nicht ohnmächtig dabei zu fühlen. Die oben genannten Maßnahmen betreffen zwar hauptsächlich Mitwirkende in der Industrie, der Landwirtschaft und der Forschung.

Doch jede:r kann etwas gegen die Bodenversalzung und andere Probleme der Bodendegradation tun. Durch unser Konsumverhalten bestimmen wir sehr stark, wie es in der Welt aussieht. In unserem Artikel Bodenschutz: Das kann jede:r Einzelne tun findest du Antworten auf die Frage, was du selbst tun kannst.

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Überarbeitet von Martina Naumann

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