Circular Economy ist wichtig, um Ressourcen zu schonen. Doch viele Unternehmen sind nicht bereit, umweltfreundlichen Innovationen eine Chance zu geben. Was muss sich ändern, welche Macht haben Verbraucher?
Ein Gastkommentar von Miriam Kehl, Associate Director von Green Alley, einem Gründerförderer für Start-ups aus der Kreislaufwirtschaft:
Recyclebare Wandverkleidung statt Gipsplatten
Der Brite Tom Robinson war Architekturstudent, als er erfuhr, wie umweltschädlich Gipsplatten sind. Ihre Entsorgung ist kritisch, denn der Baustoff enthält Gifte wie Sulfate und daher gehören die Plattenreste in den Sondermüll. Dennoch werden sie in fast jedem Haus verbaut. Robinson hat deshalb das Start-up Adaptavate gegründet und das „Breathaboard“ entwickelt, eine 100 Prozent recycelbare Wandverkleidung, die zu größten Teilen aus Abfällen der Landwirtschaft hergestellt ist.
Wiederverwendbare Versandtasche beim Onlineshopping
Problematisch auch der zunehmende Verpackungsmüll durch Onlineshopping. Das finnische Start-up RePack hat deshalb eine Versandtasche entwickelt, die bis zu 20 Mal wiederverwendet werden kann. Der Käufer zahlt beim Online-Shopping eine Art Pfand für die wiederverwendbare Versandtasche RePack. Sobald er seine Ware erhalten hat, wirft er RePack in den Briefkasten ein und erhält einen Gutschein für den nächsten Einkauf.
App gegen Nahrungsmittelverschwendung
FoodLoop aus Köln wiederum will die Nahrungsmittelverschwendung bekämpfen. Mit ihrer App machen sie es Verbrauchern einfacher, Produkte mit näher rückendem Mindesthaltbarkeitsdatum in Supermärkten zu finden und vereinbaren mit den Läden, diese Lebensmittel günstiger anzubieten.
Circular Economy: Warum wir sie brauchen
Adaptavate, RePack, FoodLoop – im Rahmen meiner Tätigkeit für Green Alley habe ich viele Start-ups kennengelernt. Ihre Ideen tragen zum Aufbau einer Circular Economy bei. Anstatt wie bisher Dinge herzustellen, zu nutzen, und dann wegzuwerfen, gilt es, möglichst viel wiederzuverwerten und Ressourcen so zu schonen. Einmal zu Ende gedacht, wird es den Begriff „Abfall“ gar nicht mehr geben, da alle Ressourcen im Kreislauf gehalten werden. Doch die guten Ideen junger Gründer alleine können den Wandel nicht herbeiführen. Sie brauchen Hilfe.
Unternehmen handeln zu zögerlich
Dass vor allem etablierte Unternehmen sehr zögerlich handeln, Innovationen anzunehmen, habe ich von meinen Start-ups oft hören müssen. Die Idee von RePack etwa – der wiederverwertbaren Versandtasche – erfährt viel positives Feedback. Doch scheuen die potentiellen Kunden, große Versandhäuser oder Modefirmen, die Umstellung und die Veränderung.
Häufig frage ich mich, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit bei Unternehmen in der breiten Masse hat. Offiziell wird nach Lösungen gesucht – so etwa der Schritt, Plastiktüten aus dem Verkehr zu nehmen, was wichtig ist. Aber nachhaltige Lösungen zu etablieren, kann Jahre dauern und ist mit hohen Investitionen verbunden.
Circular Economy: Ein Thema für die Politik?
Auf der Suche nach Lösungen gänzlich auf die Politik zu setzen, ist zu kurz gedacht. Sie kann zwar verbindliche Umweltstandards festlegen und Firmen mehr und mehr in die Verantwortung nehmen, wenn diese durch ihr Wirken der Umwelt schaden.
Doch viel mehr müssen die Unternehmen selbst erkennen, dass das Prinzip des linearen Wirtschaftens an ein Ende gekommen. Die wirtschaftlichen Chancen einer Circular Economy liegen so klar auf der Hand: Wer Ressourcen spart, hat Vorteile. Aber natürlich werden die Unternehmen in einem ersten Schritt auch investieren müssen. Es braucht andere Produktionsprozesse, eine andere Kundenansprache, mehr Transparenz. Und sie sollten mit den neuen Geschäftsmodellen, die zunehmend die Welt kommen, zusammenarbeiten.
Circular Economy: Die Macht der Konsumenten
Doch den größten Einfluss haben wohl wir, die Konsumenten. Denn wir können einfordern, dass es mit der Ressourcenverschwendung vorbei ist und die Circular Economy endlich konsequent umgesetzt wird. Wir müssen es einfordern von der Industrie, der Politik und von uns selbst. Und wir müssen neuen Geschäftsmodellen – auch wenn sie anfangs sehr radikal erscheinen – eine Chance geben.
Green Alley fördert mit einem eigenen Award junge Gründer und Start-ups, die mit ihren Ideen zu einer Circular Economy beitragen. Die Bewerbungsfrist für den Green Alley Award endet am 27. Juli 2016. Mehr Informationen unter www.green-alley-award.com
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