Conscious Quitting ist in den USA und Großbritannien ein bekanntes und verbreitetes Phänomen. Vieles deutet darauf hin, dass es sich auch in Deutschland künftig auf den Arbeitsmarkt auswirken könnte.
In einer Welt, die von unzähligen sozialen und ökologischen Herausforderungen und Problemen geprägt ist, beginnen immer mehr Menschen, bewusster über ihre beruflichen Entscheidungen nachzudenken. Sie wollen nicht nur einen Job ausüben, der ihnen finanzielle Stabilität bietet, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Der Trend des „Conscious Quitting“ (zu Deutsch: bewusstes Kündigen) gewinnt deshalb an Dynamik, insbesondere bei jüngeren Erwerbstätigen der Gen Z und Gen Y. Dies könnte Unternehmen noch mehr dazu bewegen, sich stärker an sozialen und ökologischen Faktoren auszurichten. Schließlich können sie es sich nicht leisten, ständig Mitarbeitende zu verlieren.
Conscious Quitting: Woher kommt das Phänomen?
Inwieweit sich die Einstellung zur Arbeit zwischen den Generationen unterscheidet, ist ein gesellschaftlich kontrovers diskutiertes Thema. Doch es scheint einen weitgehenden Konsens darüber zu geben, dass für viele Angehörige der Gen Z die Erwerbsarbeit nicht mehr der Mittelpunkt des Lebens ist (wie dies etwa für die Generation der Babyboomer der Fall war). So etablierte sich etwa die New-Work-Bewegung, die betont, wie wichtig es ist, Erfüllung, Sinnhaftigkeit und Freude bei der Arbeit zu erfahren und sie nicht nur als Geldquelle anzusehen.
Um eine Arbeit als erfüllend und sinnhaftig wahrzunehmen, spielt laut dem Begründer von „New Work“ unter anderem auch das Erfahren von sozialer Verantwortung eine Rolle. Das ist für Arbeitnehmer:innen in erster Linie möglich, wenn die Werte des Unternehmens mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen.
Gerade Generationen, die in einer von Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit und anderen drängenden Problemen geprägten Zeit aufwachsen, nehmen die Auswirkungen ihrer eigenen Handlungen eventuell verstärkter war. Dies kann sie dazu bewegen sich bewusst Arbeitsplätze zu suchen, die mit ihren eigenen Werten übereinstimmen und positive Veränderungen in der Welt bewirken. Stellen Arbeitnehmer:innen fest, dass ein Unternehmen klimaschädliche Praktiken betreibt oder soziale Missstände toleriert oder sogar fördert, sind sie dementsprechend eher bereit, aus diesen Gründen zu kündigen. Es kommt zum „Conscious Quitting“.
Conscious Quitting auch in Deutschland?
Laut t3n ist Conscious Quitting bislang vor allem in England und den USA verbreitet. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass das Phänomen sich bald auch stärker in Deutschland ausbreiten wird oder aktuell schon dabei ist. So zeigen unterschiedliche Umfragen, zum Beispiel von StepStone oder der Bertelsmann-Stiftung, dass ökonomische, soziale und ökologische Werte wichtiger für Arbeitnehmer:innen geworden sind.
Arbeitnehmer:innen sind dementsprechend also weniger bereit, ihre Werte und Überzeugungen am Büroeingang abzulegen. Sie suchen nach Unternehmen, die sich etwa für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion einsetzen und somit aktiv positive Veränderungen anstreben. Wenn Arbeitgeber:innen diese Werte nicht erfüllen, sind Arbeitnehmer:innen heutzutage auch eher bereit, zu kündigen und nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen.
Was bringt Conscious Quitting?
Conscious Quitting ist mehr als nur ein Trend – es ist ein Aufruf zur Veränderung. Es ist ein Ausdruck des wachsenden Bewusstseins dafür, dass wir alle eine Verantwortung haben, uns für eine bessere Welt einzusetzen. Indem Menschen auch ihre berufliche Tätigkeit mit ökologischen, sozialen und ökonomischen Werten in Einklang bringen, können sie Druck auf Arbeitgeber:innen ausüben, sich ebenfalls stärker darauf zu konzentrieren.
Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Conscious Quitting nicht für alle Menschen gleichermaßen möglich ist, sondern auch aus gegebenen Privilegien resultiert. Menschen, die zum Beispiel durch eine wohlhabende Familie von mehr finanzieller Stabilität profitieren, fällt der Schritt zur Kündigung in der Regel leichter als Personen, die finanziell nicht so weich fallen würden. Menschen prinzipiell dafür zu verurteilen, weil sie für problematische Arbeitgeber:innen arbeiten, sollte also keine Konsequenz der Bewegung sein.
Zum anderen ist es immer sinnvoll, kritisch zu hinterfragen, inwieweit sich Unternehmen tatsächlich an selbstgesetzte nachhaltige und soziale Standards halten. Schließlich kann Greenwashing nicht nur eine Marketingstrategie sein, sondern eventuell auch Arbeitnehmer:innen blenden. Deshalb ist es ratsam sich auch bei der Jobsuche nicht nur mit Phrasen und Versprechungen abspeisen zu lassen, sondern konkrete Beweise für eine nachhaltige Unternehmensstrategie zu fordern. Mehr zu diesem Thema erfährst du hier: Wie Unternehmen Greenwashing betreiben – und wie du die falschen Versprechen erkennst
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