Creme mit SPF: Darum reicht der Schutz nicht aus

Produkte mit SPF
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Tagescremes und Make-up mit SPF wirken wie die perfekte Kombination aus Lichtschutz und leichter Pflege. Aber Vorsicht: Diese Produkte bieten lange nicht so viel UV-Schutz, wie auch draufsteht. Wir erklären die Gründe dafür.

Sonnencreme im Gesicht ist für viele nicht gerade ein Genuss. Die Cremes sind oft klebrig und fühlen sich schwer an. Wie gut, dass es leichte Tagescremes und Foundations mit Lichtschutzfaktor gibt. Was jedoch viele nicht wissen: Der auf den Cremes angegebene UV-Schutz täuscht. In der Realität schützen solche Formulierungen nämlich nicht annähernd so gut vor UV-Strahlung wie eine normale Sonnencreme. Warum ist das so?

Tagescreme und Make-up mit SPF: Das ist das Problem

Kosmetikprodukte mit SPF sind kein ausreichender Sonnenschutz für Aktivitäten im Freien.
Kosmetikprodukte mit SPF sind kein ausreichender Sonnenschutz für Aktivitäten im Freien. (Foto: CC0 / Pixabay / Adeelch)

In einem Artikel der New York Times erklärt eine Expertin: Make-up und Pflegeprodukte mit SPF sind zwar besser als gar kein Sonnenschutz, für einen angemessenen Schutz bei Aufenthalt im Freien braucht es aber eine herkömmliche Sonnencreme – am besten wasserfest und mindestens mit Lichtschutzfaktor 30. Idealerweise solltest du die Sonnencreme dann auch alle zwei Stunden neu auftragen

Foundation und Pflegecremes mit SPF wirken zwar wie eine bequeme und wesentlich angenehmere Alternative, bieten aber kaum ausreichend Schutz. Der Grund dafür: In diesen Produkten sind zwar Inhaltsstoffe für den Lichtschutz vorhanden, um tatsächlich den auf der Verpackung angegebenen UV-Schutz zu erhalten, müsstest du aber extrem viel von dem Produkt auf dein Gesicht auftragen. Wesentlich mehr, als du für ein gutes Finish des Produkts auftragen würdest.

So viel Produkt braucht es für ausreichenden UV-Schutz

Für ausreichenden UV-Schutz braucht es eine Mindestmenge Produkt auf deinem Gesicht.
Für ausreichenden UV-Schutz braucht es eine Mindestmenge Produkt auf deinem Gesicht. (Foto: CC0 / Pixabay / Mizianitka)

Gegenüber der New York Times nennt die Expertin folgende Regel für adäquaten Sonnenschutz:

  • Ganz egal, welche Hautpflegeprodukte mit SPF du verwendest – um den UV-Schutz auf der Packung zu erhalten, musst du mindestens die Menge von 1/4 Teelöffel (1,2 Milliliter) auf dein Gesicht auftragen. 
  • Diese Menge gilt für Sonnencreme und andere Produkte mit SPF gleichermaßen.

Das Problem dabei: Während Sonnencreme so zusammengesetzt ist, dass sie in der benötigten Menge möglichst gut einzieht und auf der Haut unsichtbar ist, sind Make-up und Tagescremes dafür gemacht, möglichst dünn aufgetragen zu werden. Besonders Foundation und Make-up sollen nicht in die Haut einziehen, sondern auf der Haut eine ebenmäßige Schicht formen. Daher sind insbesondere getönte Tagescremes, Foundation und Make-up mit Lichtschutzfaktor alles andere als eine gute Erfahrung, wenn du sie so dick aufträgst, dass du den angestrebten UV-Schutz erreichst.

Zum Vergleich: Die meisten von uns verwenden etwa zwei Pumpstöße bei einer flüssigen Foundation. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was du auftragen müsstest, um den auf der Packung angegebenen Lichtschutzfaktor zu erhalten. Die angemessene Menge Foundation auf dem Gesicht wäre einfach viel zu viel und würde nicht gut aussehen, so heißt es in der NY Times.

Eine entsprechende Demonstration dazu kannst du auch in einem Video von Michelle Wong auf Instagram sehen, in dem sie erklärt, dass 13 Pumpstöße Foundation nötig wären, um ausreichenden Lichtschutzfaktor mit ihrer Foundation zu erreichen.

Übrigens: Dasselbe gilt für BB-Cremes und Puder mit SPF. Obwohl Tagescremes, BB- und CC-Cremes sowie Puder mit SPF meist etwas leichter sind als Make-up und Foundation – auch hier ist es unrealistisch, dass die Produkte wirklich dick genug aufgetragen werden, so Michelle Wong. 

Ein Kompromiss: Getönte Sonnencreme

Getönte Sonnencreme bietet besseren UV-Schutz als Tagescreme oder Foundation mit SPF. Oft haben sie aber vor allem einen Makel.
Getönte Sonnencreme bietet besseren UV-Schutz als Tagescreme oder Foundation mit SPF. Oft haben sie aber vor allem einen Makel. (Foto: CC0 / Pixabay / dimitrisvetsikas1969)

Neben Make-up und Foundation mit Sonnenschutz gibt es auch getönte Sonnencremes. Das klingt auf den ersten Blick sehr ähnlich, in der Formulierung sind die zwei aber verschieden: Getönte Sonnencreme hat oft Eigenschaften wie:

  • Farbkorrektur 
  • leichte Deckkraft 

Diese Eigenschaften kommen durch die mineralischen Filter der Creme zustande. Die Kombination aus Eisen- und Zink-Oxiden sorgt nicht nur für Sonnenschutz, sondern auch für eine leichte Tönung. Dadurch wirkt die Sonnencreme ähnlich wie eine BB-Creme oder eine leichte Foundation. Da die Deckkraft einer getönten Sonnencreme weniger stark ist, als bei einer BB- oder CC-Cream oder bei Make-up, kannst du eine getönte Sonnencreme dicker auftragen, ohne dass dabei eine zu dicke Schicht entsteht. So erreichst du mit einer getönten Sonnencreme leichter die ideale Menge an Sonnencreme auf deinem Gesicht und kannst trotzdem von Eigenschaften profitieren, die deinen Teint optisch verschönern. 

Ein Problem mit getönten Sonnencremes ist jedoch vor allem: Meist gibt es diese nur in sehr wenigen Tönen. Besonders Menschen mit dunklerer Hautfarbe suchen bei der Auswahl einer getönten Sonnencreme oft vergeblich nach einem geeigneten Produkt.

Sind Cremes und Make-up mit SPF also unnötig?

Kosmetika mit SPF sollten ein Zusatz zu deiner Sonnencreme sein. Als alleiniger Sonnenschutz taugen sie meist nicht viel.
Kosmetika mit SPF sollten ein Zusatz zu deiner Sonnencreme sein. Als alleiniger Sonnenschutz taugen sie meist nicht viel. (Foto: CC0 / Pixabay / Servetphotograph)

Es kommt darauf an. Allein bieten diese Produkte definitiv nicht genug Sonnenschutz. Es spricht jedoch nichts dagegen, Make-up, Foundation und Puder mit Sonnenschutz zusätzlich zu deiner regulären Sonnencreme zu verwenden. Diese Kombination kann sogar zusätzlichen Schutz bieten, so eine Studie von 2021. Wie viel mehr Schutz, das ließe sich aber schwer sagen. Höchstwahrscheinlich sei dieser nicht allzu groß. 

Wichtig: Wenn du Produkte über deiner Sonnencreme aufträgst, solltest du die Sonnencreme vorher unbedingt gut einziehen und trocknen lassen. 

Kann man Sonnencreme mit anderen Produkten mischen?

Auch wenn die Versuchung machmal groß ist: Sonnencreme solltest du nicht mit anderen Produkten mischen.
Auch wenn die Versuchung machmal groß ist: Sonnencreme solltest du nicht mit anderen Produkten mischen. (Foto: CC0 / Pixabay / Servetphotograph)

Expertin Michelle Wong rät davon ab, Sonnencreme mit Foundation oder Make-up gezielt zu mischen. Es gebe zwar noch nicht viele wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Thematik, man könnte jedoch anhand bestehender Daten zur Formulierung von Sonnencreme aber davon ausgehen, dass diese weniger effektiv sind, wenn du sie mit anderen Produkten mischt. 

Kaufst du Sonnencreme speziell fürs Gesicht, steht sogar oft auf der Verpackung, dass du sie vor deiner Tagescreme und/oder deinem Make-up auftragen sollst. 

Tipps für guten Sonnenschutz

Der beste Schutz vor UV-Strahlung ist immer noch die traditionelle Sonnencreme. Andere Produkte mit SPF können aber eine gute Ergänzung sein.
Der beste Schutz vor UV-Strahlung ist immer noch die traditionelle Sonnencreme. Andere Produkte mit SPF können aber eine gute Ergänzung sein. (Foto: CC0 / Pixabay / chezbeate)

Zusammengefasst gilt:

  1. Make-up, Foundation und Tagescremes mit Lichtschutzfaktor eignen sich nicht als alleiniger Sonnenschutz.
  2. Solche Produkte oder auch Puder mit SPF kannst du als zusätzlichen Schutz benutzen. Darunter solltest du aber immer eine reguläre Sonnencreme tragen.
  3. Getönte Sonnencreme kann ein guter Mittelweg sein, bietet jedoch oft nur eine limitierte Farbpalette.
  4. Sonnencreme solltest du nie mit anderen Produkten mischen! Warte erst, bis deine Sonnencreme trocken ist. Dann kannst du weitere Produkte darüber auftragen.
  5. Zusätzlicher Hinweis: Versuche nie, SPF-Produkte oder Sonnencreme selbst zu machen. Warum das gefährlich werden kann, liest du hier: Sonnencreme selber machen: Warum das keine gute Idee ist

Noch mehr Tipps rund um Fragen dazu, wie du die richtige Sonnencreme findest und worauf du bei der Anwendung achten solltest, findest du in unsere zahlreichen Beiträge rund ums Thema Sonnencreme:

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