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Critical Ignoring: Warum kritsches Denken nicht reicht

Critical Ignoring
Foto: CC0 / Pixabay / OleksandrPidvalnyi

Wir leben in einer Welt, in der wir rund die Uhr Zugang zu riesigen Mengen an Informationen haben. Da ist es nicht immer ganz leicht, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. „Critical Ignoring“ kann dir dabei helfen.

Im Internet findest du Unmengen an Informationen – zu jedem Thema gibt es etwas. Jede:r, der Informationen ins Internet stellt, versucht damit, deine Aufmerksamkeit zu bekommen. 

Aber Achtung: Nicht alle Informationen, auf die du Zugriff hast, sind gut und richtig, denn ihre Qualität kann stark variieren. In der Flut von Informationen den Überblick zu behalten, kann manchmal schwer sein. Gerade das ist jedoch wichtig, denn deine Zeit und Aufmerksamkeit ist begrenzt und du möchtest sie sicher effektiv nutzen, wenn du nach Informationen suchst. Die Praxis des „Critical Ignoring“ (zu Deutsch: kritisches Ignorieren) kann dir dabei helfen, nicht nur die richtigen Informationen zu finden, sondern auch die falschen zu ignorieren.

Critical Ignoring: So funktioniert das Konzept

Mittlerweile gibt es online so viele Informationen, dass sie wie eine Flut auf uns einströmen.
Mittlerweile gibt es online so viele Informationen, dass sie wie eine Flut auf uns einströmen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Kritisches Denken wird uns allen irgendwann im Leben beigebracht, ob in der Schule oder zu Hause. Diese Fähigkeit ist wichtig, um unterschiedliche Informationen zu analysieren, sie abzuwägen und das Wichtigste aus ihnen herauszufiltern. Laut Forscher:innen ist diese Fähigkeit jedoch bei der enormen Informationsflut, der wir täglich ausgesetzt sind, allein nicht mehr ausreichend. Denn uns fehlen schlichtweg die Kapazitäten, alle Informationen, zu denen wir Zugang haben, auf diese Weise zu hinterfragen.

Hier kommt das „Critical Ignoring“ ins Spiel. Es setzt sozusagen ein, bevor du dazu übergehst, eine Quelle oder Information kritisch zu hinterfragen. Denn „Critical Ignoring“ ist die Fähigkeit zu entscheiden, welche Quellen oder Informationen du aufgrund ihrer Qualität ignorieren und welchen du deine Aufmerksamkeit schenken solltest. Laut einer Studie ist „Critical Ignoring“ eine wichtige Kompetenz, die angesichts des Überangebots an Informationen in unserer Welt jede:r besitzen sollte, um nicht in der Informationsflut unterzugehen. 

So kannst du Critical Ignoring anwenden

Es gibt einige Strategien, die helfen können den Überblick über diese Informatonsflut zu behalten.
Es gibt einige Strategien, die helfen können den Überblick über diese Informatonsflut zu behalten.
(Foto: CC0 / Pixabay / NoName_13)

Es gibt unterschiedliche Strategien, die dir dabei helfen, können „Critical Ignoring“ selbst anzuwenden. Forschende haben drei Strategien entwickelt, die du nutzen kannst, um unterschiedliche Arten von unbrauchbaren Informationen von vornherein zu vermeiden.

Die erste Strategie nennt sich „Self-Nudging“ bzw. Selbstkontrolle

  • Diese Strategie kann dir dabei helfen, Informationsquellen zu umgehen, die dich ablenken sollen und von geringer Qualität sind.
  • Das Ziel dieser Strategie ist es, deine Selbstkontrolle zu verbessern und deine Bildschirmzeit zu reduzieren. Dadurch kann sie auch dein Wohlbefinden verbessern.
  • Um dieses Ziel zu erreichen, kannst du zum einen Benachrichtigungen ausschalten – so kommst du gar nicht erst in Versuchung, dich von solchen Informationen ablenken zu lassen.
  • Zudem kannst du dir selbst Zeitbeschränkungen einrichten, um deinen Zugriff auf ablenkende Inhalte zu limitieren.
  • Versuche außerdem, Ablenkungen nicht also Belohnungen anzusehen und überlege dir andere Dinge, die als Belohnung für zum Beispiel Lerneinheiten dienen können.

Critical Ignoring Strategie Nr.2: „Lateral Reading“ bzw. Querlesen

  • Diese Strategie nutzen meist auch professionelle Faktenprüfer:innen, um die Glaubwürdigkeit von Online-Informationen festzustellen. Sie kann dir helfen, falsche und irreführende Informationen zu erkennen und zu vermeiden.
  • Lateral Reading ist eine Methode, bei der du Informationen nicht nur durch das Lesen einer einzigen Quelle aufnimmst, sondern indem du mehrere Quellen nutzt und kritisch hinterfragt. Dabei geht es darum, die Glaubwürdigkeit einer Quelle zu prüfen und Informationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um eine fundierte Meinung bilden zu können.
  • Dazu gehört auch die Prüfung der Quelle, aus der die Informationen stammen, um sicherzustellen, dass sie zuverlässig und glaubwürdig ist.
  • Das heißt, wenn du zu einem Thema recherchierst und unterschiedliche Quellen findest, schaust du erst einmal, wie glaubwürdig ihre Autor:innen oder die Plattform ist, auf der die Quelle veröffentlicht wurden. 
  • Autor:innen-Prüfung: Wer ist der Autor oder die Autorin des Artikels oder der Quelle? Haben sie eine Expertise oder Qualifikation in dem Bereich, über den sie schreiben? Kannst du Informationen über sie auf ihrer Website, LinkedIn-Seite oder anderen Plattformen finden, die sie als glaubwürdig ausweisen?
  • Quellen-Prüfung: Überprüfe, woher die Quelle stammt und wer sie veröffentlicht hat. Handelt es sich um eine renommierte Zeitung, ein Fachmagazin oder eine wissenschaftliche Publikation? Oder ist es eine unbekannte oder unseriöse Website? Je bekannter und seriöser die Quelle ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie vertrauenswürdig ist.
  • Wenn du dann herausfinden konntest, ob die Quelle glaubwürdig ist oder nicht, kannst du diese entweder detailliert lesen oder direkt streichen.
  • Pass jedoch auf, dass du nicht zu viel Zeit auf diese Hintergrundrecherche verwendest, denn sonst kannst du dabei viel Zeit und Aufmerksamkeit verlieren.

Die dritte Strategie ist die „Do-Not-Feed-the-Trolls Heuristic“

  • Bei dieser Strategie geht es vor allem darum, Inhalte von sogenannten Internet-Trollen oder anderen Personen zu vermeiden, die fragwürdige Absichten haben.
  • Internet-Trolle sind Personen, die absichtlich und provokativ unangemessene oder beleidigende Kommentare und Beiträge in Online-Foren, sozialen Medien und anderen Internet-Plattformen posten, um andere zu ärgern oder zu verärgern.
  • Die Strategie hat das Ziel, mögliche Schäden und negative Erfahrungen zu vermeiden. Dazu zählen zum Beispiel Online-Mobbing oder die Teilnahme an von Trollen provozierten unsachlichen Diskussionen.
  • Im Rahmen dieser Strategie ist es wichtig, dass du gar nicht erst mit den Internet-Trollen interagierst. Ignoriere ihre Beiträge am besten und widme ihnen nicht deine Aufmerksamkeit. Anschließend kannst du sie außerdem blockieren und an die Plattform melden. So können sie auch niemandem sonst mehr schaden.

Diese drei Strategien sind für jede:n anwendbar und auch ohne spezielle Hilfsmittel umsetzbar. Sie können dir eine große Hilfe sein, schlechte oder sogar schädliche Informationen zu vermeiden, Sodass du deine Aufmerksamkeit auf gute und hilfreiche Quellen fokussieren kannst.

Was sagt die Wissenschaft zu Critical Ignoring?

Forschende zum Thema betonen, dass es wichtig auch schon Kindern in der Schule Strategien beizubringen um in der Informationsflut durchzublicken.
Forschende zum Thema betonen, dass es wichtig auch schon Kindern in der Schule Strategien beizubringen um in der Informationsflut durchzublicken.
(Foto: CC0 / Pixabay / Muscat_Coach)

Die Forschung zum Thema „Critical Ignoring“ steht noch am Anfang, da es noch nicht allzu viele Studien dazu gibt. Die hier mehrfach zitierte Studie macht aber klar, dass „Critical Ignoring“ in unserem digitalen, informationsreichen Zeitalter eine wichtige Kompetenz darstellt.

Anastasia Kozyreva ist eine der Forschenden, die an der Durchführung der Studie teilgenommen hat, und auch darüber hinaus dazu forscht. wie ein besserer Umgang mit Online-Medien aussehen kann. Sie betont in einem Interview, wie wichtig es für uns Menschen ist, Informationen aus unseren Online-Communities zu beziehen. Allerdings sei die Entwicklung dieser Informationsversorgung und des damit verbundenen Buhlens um unsere Aufmerksamkeit in den letzten Jahrzehnten sehr schnell vonstatten gegangen – so schnell, dass wir damit nicht mehr mithalten können und es schlichtweg zu viele Informationen gibt. Aus diesem Grund ist es laut Kozyreva wichtig, dass wir „Critical Ignoring“ anwenden, um diese Informationen zu filtern. 

Sie erwähnt außerdem, dass diese Notwendigkeit alle Menschen betrifft, von jung bis alt. Dementsprechend hält sie es für wichtig, dass der Umgang mit Onlinequellen und Strategien, um diese kritisch einzuschätzen, schon in der Schule thematisiert und vermittelt werden. Denn solche Strategien sind einfach zu erlernen und sehr effektiv. Sie können für junge Menschen einen großen Mehrwert haben und diese dazu ermächtigen, ihre Aufmerksamkeit gezielt und effektiv einzusetzen.

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