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Cyberchondrie: Warum das Internet das Leiden verstärkt

Cyberchondrie
Foto: CC0 / Pixabay / fancycrave1

Cyberchondrie beschreibt ein Phänomen, bei dem Betroffene exzessiv online nach Gesundheitsinformationen suchen. Alles, was du über die Erscheinung wissen musst, erfährst du hier.

Cyberchondrie ist ein noch relativ junges Phänomen und kann als besondere Form der Hypochondrie beschrieben werden. Bei der Hypochondrie handelt es sich um eine psychische Erkrankung, bei der Menschen Angst haben, bestimmte Krankheiten zu haben oder zu entwickeln. Meist werden dabei bestimmte körperliche Symptome fehlinterpretiert. Wenn diese Symptome dann wiederholt mit dem Internet überprüft werden, kann die Krankheit Cyberchondrie vorliegen.

Cyberchondrie als exzessive Suche nach Informationen

Cyberchondrie beschreibt das exzessive Suchen nach gesundheitsbezogenen Informationen im Netz.
Cyberchondrie beschreibt das exzessive Suchen nach gesundheitsbezogenen Informationen im Netz.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Wenn Individuen exzessiv nach gesundheitsrelevanten Informationen im Internet suchen oder vermeintliche Symptome überprüfen, spricht man laut dem Journal of Medical Internet Research von Cyberchondrie – zusammengesetzt aus den Begriffen „cyper“ (Internet) und „hyperchondria“ (Krankheitsangst). Betroffene möchten mit ihrer Recherche die eigene Angst vor Krankheiten lindern, was aber meist eher zu einer Verschlimmerung der Symptome und in Folge einer verstärkten, sogenannten Gesundheitsangst (health anxiety) führt.

Dabei beschleunigt das Internet Cyberchondrie zwar, ist aber laut der AOK nicht die eigentliche Ursache. Menschen, die an einer hypochondrischen Störung leiden, sind eher gefährdet an Cyberchondrie zu erkranken. Weitere Ursachen können aber auch eine übervorsichtige Erziehung der Eltern oder negative Kindheitserfahrungen wie beispielsweise erkrankte Familienmitglieder sein.

Gesundheitsangebote im Internet

Ein gestörtes Gesundheitsverhalten kann sich unter anderem durch das Bestellen von nicht-verschriebenen Medikamenten äußern.
Ein gestörtes Gesundheitsverhalten kann sich unter anderem durch das Bestellen von nicht-verschriebenen Medikamenten äußern.
(Foto: CC0 / Pixabay / Mizianitka)

Laut einer Telefonumfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2017 informieren sich über die Hälfte der Befragten mindestens einmal im Monat über Gesundheitsthemen im Internet. Dabei können sich Gesundheitsangebote im Internet beispielsweise positiv auf eine ausgewogene Ernährung oder ein gesünderes Bewegungsverhalten auswirken.

Das große Informationsangebot im Internet kann Internetnutzer:innen aber auch überfordern oder verunsichern. So können Gesundheitsangebote im negativen Fall zu einem gestörten Gesundheitsverhalten in Form von Cyberchondrie führen, das sich wie folgt äußern kann:

  • intensive bis exzessive Recherche nach Gesundheitsinformationen
  • der häufige Wechsel von Ärzt:innen
  • nicht verschriebene Medikamente im Onlinehandel kaufen

Cyberchondrie – Diagnose

Cyberchondrie ist nicht unbedingt leicht zu diagnostizieren. Betroffene sprechen mit dem Arzt oder der Ärztin laut AOK meist nur über körperliche Beschwerden und nicht über die eigentlichen Ängste. Ab und zu nach Gesundheitsinformationen im Internet zu recherchieren, machen viele Menschen. Wenn du aber merkst, dass du sehr exzessiv nach Gesundheitsinformationen im Internet suchst und dich die damit verbundene Angst vor Krankheiten in deinem alltäglichen Leben einschränkt, solltest du dir ärztlichen Rat holen.

Bei einer Diagnose von Cyberchondrie kann eine Verhaltenstherapie helfen. Zusätzlich kann eine gewisse digitale Kompetenz helfen und womöglich vorbeugen. Denn, nicht alle Gesundheitsangebote im Internet sind seriös und können so zusätzliche Ängste schüren.

Vertrauenswürdigkeit von Websites

Digitale Kompetenz ist wichtig, um seriöse Gesundheitsangebote zu erkennen.
Digitale Kompetenz ist wichtig, um seriöse Gesundheitsangebote zu erkennen.
(Foto: CC0 / Pixabay / fancycrave1)

Digitale Kompetenz ist für dich als Internetnutzer:in also sehr wichtig, damit du entscheiden kannst, welche Seite vertrauenswürdig ist und welche nicht. So kannst du überprüfen, ob die Informationen auf einer Internetseite verlässlich sind:

  • Lateral Reading: Beim Lateral Reading oder seitlichem Lesen, informierst du dich über eine Website und deren Urheber:innen, indem du Aussagen Dritter zurate ziehst und in weiteren Tabs in deinem Browser öffnest. So kannst du herausfinden, ob die Seite seriös ist. Diese Strategie machen sich übrigens auch professionelle Faktenprüfer:innen zunutze.
  • Zwei-Quellen-Prinzip: Überprüfe eine Aussage immer mit zwei voneinander unabhängigen Quellen. Dann kannst du dich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Wahrheitsgehalt einer Aussage verlassen.
  • Siegel: Achte auf Gütesiegel. Beispielsweise vergeben das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis) und die Health On the Net Foundation Qualitätssiegel für Gesundheitsangebote. Für die Zertifizierung können allerdings Kosten fällig werden. Das heißt, auch Angebote ohne Siegel können valide Informationen enthalten.

Allgemein können die Webseite des Robert-Koch-Instituts oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als vertrauenswürdige Gesundheitsangebote erste Anlaufstellen für dich sein.

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