Es gibt viele gute Gründe, mehr Fahrrad zu fahren. Wir haben recherchiert, wie sich tägliches Radfahren auf Körper, Psyche, Umwelt und deine Finanzen auswirken kann – und zeigen, worauf du am besten achtest, bevor du durchstartest.
Fahrradfahren boomt. Vor allem in größeren Städten nutzen immer mehr Menschen das Rad, um mobil zu sein. So hat sich zum Beispiel in Düsseldorf der werktägliche Radverkehr im Innenstadtbereich seit 1999 verdoppelt. Und die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal verstärkt. Berlin verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 einen Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gründe dafür gibt es viele – nicht zuletzt der Wunsch, etwas für die Gesundheit und die Umwelt zu tun. Aber was passiert eigentlich genau, wenn du vom Auto aufs Rad umsteigst und jeden Tag Fahrrad fährst?
Was passiert in deinem Körper, wenn du jeden Tag Fahrrad fährst?
Die positiven Effekte des Radfahren auf unseren Körper zeigen sich nicht nur in zahlreichen Studien, man spürt sie auch selbst, sobald man aufs Rad steigt: Die Bewegung an der frischen Luft tut gut, man bringt das Herz-Kreislaufsystem in Schwung, steigert die Durchblutung von Muskeln und Gehirn. Und das Beste: Du musst gar nicht lange Radfahren, um deinem Körper so viel Gutes zu tun.
1. Radfahren steigert deine Fitness – und deine Lebenserwartung
Schon wer 30 Minuten am Tag Rad fährt, hat eine höhere Lebenserwartung als Menschen, die das nicht tun, so eine schwedische Studie: Das Herz-Kreislaufsystem und die Muskeln werden gestärkt, der Blutdruck sinkt, die körperliche Fitness nimmt zu. Woran das liegt? Unser Körper ist auf maximale Effizienz ausgerichtet. Das bedeutet, er passt sich so gut wie möglich an die Anforderungen an, die an ihn gestellt werden. Bist du also bisher mit dem Auto oder den Öffis unterwegs gewesen und fährst diese Strecken nun mit dem Rad, passt sich der Körper an die neuen Umstände an, um sie in Zukunft leichter bewältigen zu können.
Kleiner Disclaimer: Das bedeutet auch, dass deine körperliche Fitness wieder abnimmt, wenn du mit dem täglichen Radeln aufhörst.
2. Radfahren hilft beim Abnehmen
Schon wenige Kilometer Radeln täglich können dabei helfen, abzunehmen. Denn man verbrennt – im Vergleich mit Auto- oder Öffi-Fahrten, aber auch mit Gehen – mehr Kalorien und erreicht so am Ende des Tages leichter ein Kaloriendefizit – und das brauchst du, um abzunehmen. Bis zu 250 Kilokalorien kannst du mit 30 Minuten Radfahren in moderatem Tempo verbrennen, je nach Körpergewicht. Eine französische Studie legte 2018 einen positiven Effekt des Radfahrens auf die Reduzierung von Übergewicht nahe: Die Proband:innen verloren an Gewicht, verringerten ihren Hüftumfang und ihren Körperfettanteil.
3. Radeln unterstützt dich bei der Diabetes-Prävention
Auch zur Diabetes-Prävention kann Radfahren beitragen, so eine Studie aus Dänemark. Bereits eine Stunde pro Woche kann laut Studie das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken um bis zu 28 Prozent reduzieren. Und auch wer bereits zuckerkrank ist, kann mit regelmäßigem entspannten Radeln seinen Blutzuckerspiegel besser regulieren.
Die Gründe, warum tägliches Radeln gut für deinen Körper ist, ließen sich noch fortsetzen, aber damit du nicht so lange am Stück sitzt, um diesen Text zu lesen, kommen wir jetzt dazu, warum Radfahren auch gut für deinen Kopf ist.
Was passiert mit deiner mentalen Gesundheit, wenn du jeden Tag Fahrrad fährst?
Viele Menschen, die den Umstieg von Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Rad ausprobieren, berichten, dass sie entspannter in der Arbeit und wieder zu Hause ankommen. Wissenschaftliche Studien stützen diesen Eindruck.
1. Radfahren verbessert deine Konzentration und reduziert Stress
Durch die Bewegung beim Radfahren wird unser Gehirn gut durchblutet, bekommt mehr Sauerstoff und kann so besser funktionieren. Zudem reduziert Radfahren Stress und steigert unser Wohlbefinden, das zeigte unter anderem eine Studie der Universität Zürich. Die fast 9.000 Befragten gaben an, dass sie sich, wenn sie ihre Alltagswege mit dem Rad zurücklegen, weniger gestresst fühlen. Das liegt vor allem daran, dass Radfahren uns dabei hilft, das Stresshormon Kortisol abzubauen. Außerdem fallen Stressfaktoren wie Ärger im Stau, volle U-Bahnen oder die Parkplatzsuche weg.
2. Fahrrad fahren kann helfen Depressionen zu lindern
Sowohl die Senkung unseres Kortisolspiegels und somit des Stresslevels als auch die gleichförmige Tretbewegung beim Radfahren kann unter Umständen Menschen mit Depressionen helfen. Darauf weist eine Studie der Universität Tübingen hin. Dazu ließen die Forscher:innen ältere Menschen mit Depressionen rund 30 Minuten auf einem Ergometer radeln. Vor und nach der Radfahrt wurden die Blutwerte gemessen, die bei der Entstehung von Depressionen eine zentrale Rolle spielen. Während diese Werte der depressiven Menschen vor der Ausdauerbelastung schlechter waren als die von gesunden Vergleichspersonen, hatten sie sich nach der 30-minütigen Radfahrt bei fast allen Studienteilnehmer:innen normalisiert.
3. Radeln kann zur Demenz-Prävention beitragen
Mangelnde Bewegung ist ein bekannter Risikofaktor für Demenzerkrankungen. Um die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung zu reduzieren, eignet sich Radfahren also ebenfalls – und hilft unter Umständen auch bereits erkrankten Menschen. Das zeigen zahlreiche Studien. Für eine spanische Studie etwa wurde die kognitive Leistungsfähigkeit von Bewohner:innen eines Altersheims überprüft. Die 39 Proband:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe fuhr täglich mindestens 15 Minuten auf einem Hometrainer, die andere Gruppe nicht. Das Ergebnis: Die Aufmerksamkeit, die kognitive Fähigkeit und auch die optische Wahrnehmung der Umgebung verbesserte sich bei der radelnden Gruppe deutlich gegenüber der Vergleichsgruppe.
Welchen Klimaschutzeffekt hat es, wenn du jeden Tag Fahrrad fährst?
Du kannst also deiner körperlichen und mentalen Gesundheit viel Gutes tun, wenn du täglich radelst. Aber auch die Umwelt profitiert davon. Natürlich hängt zum Beispiel die Menge an eingespartem CO2 an verschiedenen Parametern: Wie würdest du deine täglichen Wege sonst zurücklegen? Würdest du anstatt mit dem Rad mit dem Auto fahren? Und wenn ja: Wie alt, wie groß und leistungsstark ist dein Auto, wie ist es angetrieben?
Eine grobe (!) Beispielrechnung mit Durchschnittswerten eines einige Jahre alten Mittelklasse-Benziners kann eine erste Orientierung bieten: Ein solches Auto produziert in etwa 120g CO2 pro Kilometer. Fährst du an jedem Arbeitstag (also durchschnittlich 230 Tage im Jahr) jeweils zehn Kilometer mit dem Rad statt mit dem Auto, wären das 6 Kilogramm CO2, die du jede Woche vermeidest. Im Jahr könntest du so auf 276 Kilogramm kommen. Das ist fast so viel wie ein Hin- und Rückflug in der Economy Class von Frankfurt am Main nach Paris. Stickoxid- und Feinstaubemissionen etc. reduzierst du zusätzlich.
Umstieg aufs Fahrrad: Noch mehr Vorteile
Gut für Körper und Geist, gut für die Umwelt – was gibt es noch an Vorteilen für dich, wenn du jeden Tag Fahrrad fährst? Gerade in Städten bist du oft deutlich schneller an deinem Ziel, stehst nicht im Stau und musst keinen Parkplatz suchen, sondern kannst dein Rad meist direkt am Zielort abstellen. Du sparst gegenüber täglichen Autofahrten sehr viel Geld, da du geringere Spritkosten hast und dein Auto weniger abnutzt. Wenn du an jedem Arbeitstag zehn Kilometer radelst statt mit besagtem einige Jahre alten Mittelklasse-Benziner fährst, der etwa 7 l/100 km verbraucht, kannst du bei einem angenommenen Benzinpreis von 1,85 Euro/l jeden Monat um die 25 Euro sparen – nur an Spritkosten. Und natürlich noch viel mehr, solltest du dich entscheiden, ganz aufs Auto zu verzichten.
Und so legst du am besten los:
Wenn du ausprobieren möchtest, im Alltag öfter das Rad zu nutzen haben wir hier drei gute Tipps für dich:
- Fange am besten jetzt sofort an! Denn jetzt sind die Bedingungen draußen noch gut, die Temperaturen sind auch frühmorgens und abends angenehm, es wird noch nicht so spät hell und früh dunkel.
- Checke dein Rad durch, bevor du losfährst! Oder bringe es zu einem Fachgeschäft, wenn du sicher gehen möchtest, dass dein Rad voll funktionsfähig und straßenverkehrstauglich ist. Denn gerade, wenn es ein paar Jahre ungenutzt in der Garage stand, solltest du alle sicherheitsrelevanten Teile überprüfen (lassen). Denke auch an ein gutes Schloss.
- Stecke dir kleine, erreichbare Ziele! Deine Arbeitsstelle ist zehn Kilometer weit weg? Dann starte lieber mit dem kürzeren Weg zur Bäckerei oder zum Supermarkt. So kannst du dich langsam an deine neue Routine gewöhnen und sie Stück für Stück ausbauen.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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