Konzentrierter und dadurch produktiver zu Arbeiten klingt super. Das Konzept des Deep Works von Cal Newport soll dabei helfen, dies zu erreichen.
Im Arbeits-, Uni- oder Schulalltag verhindern oft verschiedenste Faktoren, dass wir produktiv sind. So ist laut einer Umfrage von Statista und YouGov fast jede:r am Arbeitsplatz zumindest manchmal abgelenkt. Zu den Störfaktoren gehören private Gespräche mit Kolleg:innen, die Geräuschkulisse, aber auch das Smartphone. Oft bleibt dadurch Arbeit liegen, sodass dann Überstunden nötig sind.
Um diese zu vermeiden, kannst du Deep Work ausprobieren. Das ist eine Methode des Sachbuchautors Cal Newport, mit der du konzentrierter arbeiten und lernen können sollst.
Die Ursprünge von Deep Work
Deep Work bezeichnet einen Zustand höchster Konzentration und fokussierten Arbeitens. Der US-amerikanische Informatikprofessor Cal Newport prägte dieses Konzept in seinen Büchern. Er beschreibt es als eine Arbeitsmethode, bei der man für circa vier Stunden ohne jegliche Ablenkung anspruchsvolle Arbeit verrichtet. Beispiele von Deep Work sind das Lösen von anspruchsvollen Aufgaben oder Herausforderungen, die eventuell eine spezielle Expertise benötigen.
Neben Deep Work definiert Newport auch Shallow Work, welches das Gegenteil sei – also anspruchslose Arbeit. Für Shallow Work braucht man laut Newport keinerlei besonderen Fähigkeiten, da diese Arbeit eher oberflächlich sei. Newport nennt auch Beispiele von Shallow Work, dabei kann es sich zum Beispiel um Antworten auf E-Mails oder Anrufe handeln.
Um öfter und mehr Deep Work zu betreiben, gilt es laut Newport, folgende Regeln zu befolgen:
- öfter konzentriert arbeiten
- die eigene Konzentrationsfähigkeit verbessern
- Ablenkungen minimieren
- Shallow Work minimieren
Die Voraussetzung für Deep Work ist also, dass man sich gut konzentrieren kann. Das muss jedoch kontinuierlich gelernt werden.
4 Tipps zur Umsetzung von Deep Work
Wir haben hier ein paar Tipps für dich, wie du mehr Deep Work betreiben kannst:
1. Lege Deep-Work-Termine fest
- Trage dir Deep-Work-Termine in deinen Kalender ein. Dabei soll es sich um Zeitblöcke handeln, die du ausschließlich für Deep Work reservierst.
- Betreibe während dieser Zeit dann nur Deep Work und stelle andere Termine oder Aufgaben hinten an.
- Die Länge der Deep-Work-Termine musst du für dich selbst entscheiden. Achte darauf, welche Kapazitäten du hast und was für dich gut funktioniert.
- Es ist wichtig, dass du diese Termine ein paar Wochen im Voraus planst, sodass du die Kapazitäten auch wirklich hast und sie für Deep Work nutzen kannst.
2. Schaffe den richtigen Rahmen
- So wie alles andere musst du auch konzentriertes Arbeiten lernen. Das braucht Zeit, setze dich also nicht zu sehr unter Druck.
- Schaffe dir die richtigen Umstände, um Deep Work zu betreiben.
- Minimiere dazu alle Ablenkungen, wie zum Beispiel Push-Nachrichten von sozialen Medien auf deinem Smartphone.
- Denke auch daran, dein Handy auf lautlos oder in den Flugmodus zu schalten.
3. Trainiere deine Konzentrationsfähigkeit
- Wenn du dich besser konzentrieren kannst, dann wirst du grundsätzlich länger und produktiver arbeiten können, weil du dich von Störfaktoren nicht mehr so leicht ablenken lässt.
- Probiere unterschiedliche Methoden aus, die die Konzentration steigern können.
- Diese können Musikhören, Atemübungen oder die Pomodoro-Arbeitstechnik einschließen.
- Eine Methode, die Newport selbst vorschlägt, ist die Produktivitätsmeditation. Diese ähnelt einer Achtsamkeitsmeditation. Anstatt jedoch immer wieder zum Atmen zurückzukommen, kehrst du immer wieder zu einem Problem zurück. Dieses durchdenkst du dann ausführlich und lernst es auf unterschiedliche Art und Weise zu lösen.
4. Schaffe Routinen
- Versuche, Routinen zu schaffen, die es dir leichter machen, dein Deep Work zu starten.
- Das können unterschiedliche, auch ganz banale Dinge sein.
- Zum Beispiel kannst du dir einen bestimmten Stuhl aussuchen, auf den du immer sitzt, um ausschließlich Deep Work zu betreiben.
- Du kannst aber auch versuchen, dir vor deinem Deep Work immer einen bestimmten Tee zu kochen.
- Auch ein Spaziergang vor dem Deep Work kann eine Option sein.
- Werde kreativ und überlege dir Routinen, die dir dabei helfen, deine Deep-Work-Phasen einzuleiten.
Kritik am Konzept
Das Deep-Work-Konzept von Cal Newport ruft auch teilweise Kritik hervor, unter anderem von Imogen Mathew, einer australischen Promotionsstudentin. Sie kritisiert, dass Newport seine Leser:innen dazu auffordert, ihre Ablenkungen so stark einzuschränken, dass die Arbeit den höchstmöglichen uneingeschränkten Fokus erhält. Mathew zufolge sei dies eine extreme Herangehensweise, durch die es möglich sei, dass man auf der Arbeit den sozialen Anschluss verliert. Zudem kritisiert sie, dass Newports starke Ablehnung der sozialen Medien nicht mit der Arbeitsrealität vieler zu vereinen sei – denn in vielen Berufen spielen sie mittlerweile eine wichtige Rolle, zum Beispiel im Marketing.
Mathew kritisiert außerdem Newports einseitige Geschlechter-Repräsentation. In fast jedem Beispiel wurde ein männlicher Protagonist zur Veranschaulichung davon, Deep Work aussehen sollte, herangezogen. Auch der Großteil seiner wissenschaftlichen Grundlagen stamme von männlichen Wissenschaftlern. Dadurch vernachlässigt Newport weibliche Perspektiven rund um konzentriertes Arbeiten.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Überwältigender Erfolg: Island steigert Produktivität durch 4-Tage-Woche
- Gender Data Gap: Diese 5 Beispiele zeigen, dass unsere Welt nicht für Frauen gemacht ist
- „Negative Spirale aus Überarbeitung“: So gefährlich ist Burn-on
War dieser Artikel interessant?