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Déjà-vu: So entsteht das Phänomen

Déjà-vu
Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Ein Déjà-vu ist ein verbreitetes Phänomen bei dem es dir so vorkommt, als wäre etwas schon einmal passiert. Dennoch ist sich die Wissenschaft nach wie vor uneins, welche Faktoren ein Déjà-vu auslösen. Es gibt mehrere etablierte Theorien dafür.

Kennst du das Gefühl, dass dir eine Situation seltsam vertraut vorkommt, obwohl du dich nicht erinnern kannst, diese schon einmal erlebt zu haben? Mit diesem seltsamen Gefühl der falschen Vertrautheit bist du nicht allein: Nach wissenschaftlichen Schätzungen haben 97 Prozent der weltweiten Bevölkerung ein Déjà-vu schon einmal erlebt. Bei 67 Prozent tritt es regelmäßig auf.

Übersetzt bedeutet der französische Begriff „schon einmal gesehen“. Eine besonders anerkannte wissenschaftliche Definition lieferte 1979 der südafrikanische Psychiater Vernon Neppe. Laut Spektrum ist für ihn das Gefühl der Unangemessenheit einer empfundenen Vertrautheit zentral. Während du also das Gefühl hast, etwas schon einmal erlebt zu haben, weißt du gleichzeitig, dass das nicht stimmt. Was das Phänomen genau auslöst, kann bislang keine wissenschaftliche Theorie abschließend erklären. Das liegt vor allem daran, dass ein Déjà-vu so kurz und unvorhersehbar eintritt, dass es kaum unter Laborbedingungen untersucht werden kann.

An möglichen Erklärungen mangelt es dennoch nicht: Laut den Untersuchungen Neppes lagen zum damaligen Zeitpunkt bereits 50 unterschiedliche wissenschaftliche Theorien zur Erklärung des Phänomens vor. Die bislang anerkanntesten Theorien gliedern sich in zwei Kategorien: Einige machen vor allem äußere Reize für das Entstehen eines Déjà-vus verantwortlich, andere eher Prozesse, die im Inneren des Gehirns ablaufen.

Déjà-vu: Vier Formen

Zur Erklärung des Déjà-vus gibt es zahlreiche Erklärungsansätze.
Zur Erklärung des Déjà-vus gibt es zahlreiche Erklärungsansätze.
(Foto: CC0 / Pixabay / fancycrave1)

Nach Neppe gibt es vier Formen des Déjà-vus, von denen zwei Formen auch bei gesunden Menschen auftreten können.

  • Dazu gehört die assoziative Form, die von keinen spezifischen Vorahnungen begleitet wird.
  • Bei der subjektiv paranormalen Form glauben Betroffene hingegen zu wissen, was als Nächstes passieren wird.
  • Bei zwei weiteren Typen handelt es sich um neuropsychiatrische Formen. Die eine davon tritt in Verbindung mit einer besonderen Art der Epilepsie auf.
  • Die andere Form wird mit Psychosen in Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich bislang jedoch strittig.

Die Entstehung des Déjà-vus: die Erinnerungsthese

Eine bekannte und etablierte Theorie zur Erklärung von Déjà-vus ist laut Spektrum die Erinnerungsthese. Nach dieser Annahme kommt einer Person eine Situation seltsam bekannt vor, weil sie eine ähnliche schon einmal erlebt hat. Die tatsächlich erlebte Situation wurde jedoch im Gehirn nicht vollständig abgespeichert oder vergessen. Nun reaktivieren bestimmte Reize den vergessenen Gedächtnisinhalt und lösen damit das Gefühl der Vertrautheit aus.

In dieser Theorie kommt also dem physischem Umfeld eine bedeutende Rolle für die Entstehung von Déjà-vus zu. Dabei kann es sich um visuelle Reize handeln, zum Beispiel wenn ein Zimmer optisch Ähnlichkeit zu einem anderen Raum aufweist. Aber auch Gerüche, Temperatur und Geräusche sind bedeutsam.

Eine Variante dieser Theorie ist die Split-Perception-Theorie. Ihr zufolge nimmt die Person eine Situation zweimal hintereinander wahr. Beim ersten Mal nimmt das Gehirn die Umgebungsreize jedoch nicht vollständig auf, etwa weil die Person abgelenkt ist. Erst beim zweiten Mal nimmt sie die Situation bewusst wahr. Die Wahrnehmung derselben Situation wird im Gehirn jedoch in zwei Teile aufgespalten. So empfindest du beim zweiten bewussten Blick ein Gefühl der Vertrautheit der Situation, während du gleichzeitig denkst, du müsstest dies jedoch gerade zum ersten Mal erleben.

Die These der „zufälligen“ Fehlzündung

Im Gegensatz zur Erinnerungsthese geht diese Theorie davon aus, dass äußere Reize nicht unbedingt notwendig sind, um ein Déjà-vu auszulösen. Wichtiger ist hingegen, was im Gehirn passiert. So gerät bei dieser Theorie das Gedächtnissystem aus dem Gleichgewicht, erklärt der Kognitionspsychologe Akira Robert O’Connor gegenüber Scientific American.

Eine zentrale Rolle spielt dabei der sogenannte mediale Schläfenlappen. Dieser sitzt direkt hinter der Schläfe und ist unter anderem verantwortlich für das Kodieren und Abrufen von Erinnerungen. Nervenzellen in diesem Areal könnten auch ohne einen bestimmten Reiz plötzlich „feuern“, also Informationen weiterleiten. Somit werden also Teile des Gehirns fälschlicherweise aktiviert, die ein Gefühl der Vertrautheit auslösen.

Andere Gehirnregionen empfangen die Signale und vergleichen das Gefühl mit Erinnerungen an frühere Erlebnisse. Bei einem Déjà-vu finden sich jedoch keine Übereinstimmungen. Daher gesellt sich zudem vertrauten Gefühl das Wissen darüber, dass dies gerade unangemessen ist.

Laut Scientific American stützt die Tatsache, dass Déjà-vus bei jungen Menschen öfter auftreten, diese Theorie. Denn jüngere Gehirne zeichnen sich in der Regel durch Nervenzellen aus, die aktiver und schneller feuern. Bei älteren Menschen sei zudem das Areal für den Faktencheck, der frontale Kortex, weniger aktiv. Das fehlerhafte Vertrautheitsgefühl wird dadurch eher hingenommen und gerade nicht durch das Wissen ergänzt, dass eine Person die Situation eigentlich noch nie erlebt hat.

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