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Dunning-Kruger-Effekt: Das steckt dahinter

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Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Der Dunning-Kruger-Effekt kann erklären, warum sich manche Menschen manchmal völlig überschätzen, während andere ihre Kompetenzen realistischer einschätzen. Was es genau damit auf sich hat, erfährst du hier.

Der Dunning-Kruger-Effekt ist ein faszinierendes Phänomen, das unsere Wahrnehmung von Kompetenz und Unwissenheit beleuchtet. Er wurde erstmals von den Psychologen David Dunning und Justin Kruger in einer Studie aus dem Jahr 1999 beschrieben. Dabei kam heraus, dass Menschen mit geringer Kompetenz auf einem bestimmten Gebiet dazu neigen, ihr eigenes Können zu überschätzen. Zudem übersehen sie die höher ausgeprägten Kompetenzen bei ihren Mitmenschen.

Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?

Der Dunning-Kruger-Effekt besagt, dass Menschen, die wenig wissen oder wenig erfahren sind, oft ein übermäßiges Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Folgendes fanden Dunning und Kruger in ihrer Studie heraus: Personen, die in einem Bereich wenig erfahren oder wenig kompetent sind, können ihre eigenen Fähigkeiten und die überlegenen Fähigkeiten ihrer Mitmenschen oft nicht korrekt einschätzen.

Die Forschenden testeten die Proband:innen dabei in den Bereichen Grammatik, Logik und Sinn für Humor. Die schlecht abschneidenden Teilnehmenden neigten dazu, ihr eigenes Können zu überschätzen. Proband:innen, die bessere Leistungen erzielten, konnten ihre Fähigkeiten hingegen realistischer einschätzen. 

Die Ursache für den Effekt könnte sein, dass inkompenten Personen in einem bestimmten Gebiet das nötige Wissen oder die nötige Erfahrung fehlt, um die eigene Inkompetenz zu erkennen. Sie können die eigenen Gedanken, Wahrnehmungen und Entscheidungen also schlechter reflektieren und damit auch schlechter einschätzen, ob eine bestimmte Fähigkeit wirklich vorliegt oder nicht. Anders gesagt: Wenn du keinen grammatisch korrekten Satz bilden kannst, dann kannst du auch nicht einschätzen, ob ein bestimmter Satz grammatisch korrekt ist oder nicht. Du erkennst dann also nicht, ob deine Sätze richtig sind oder falsch. 

Vor- und Nachteile der Selbstüberschätzung

Der Dunning-Kruger-Effekt kann erklären, warum sich Menschen teilweise so stark überschätzen.
Der Dunning-Kruger-Effekt kann erklären, warum sich Menschen teilweise so stark überschätzen.
(Foto: CC0 / Pixabay / freephotocc)

Der Dunning-Kruger-Effekt hat wichtige Implikationen für verschiedene Aspekte unseres Verhaltens und der zwischenmenschlichen Interaktion. Er erklärt unter anderem, warum einige Menschen trotz geringer Kompetenz selbstbewusst auftreten und warum hochkompetente Personen möglicherweise bescheidener sind.

Der Effekt bringt dabei sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Auf der einen Seite kann es durchaus von Vorteil sein, sich zu überschätzen. Denn dann gehen wir auch eher Aufgaben und Herausforderungen an, die wir bei einer realistischen Abwägung unserer Kompetenzen vielleicht eher nicht auf uns genommen hätten, so Sozialpsychologe Prof. Dr. Hans-Peter Erb.

Haben wir dann noch Glück oder bekommen Hilfe und können die entsprechende Aufgabe erfolgreich bewältigen, bestätigt sich die Selbstüberschätzung. Auf diese Weise könne man auch mit oberflächlichem Wissen und positiver Selbstinszenierung erfolgreich sein.

Allerdings kann der Effekt laut Dunning und Kruger auch schnell zu einem Teufelskreis der Inkompetenz führen. Wenn man sich selbst ständig überschätzt und die stärker ausgeprägten Fähigkeiten seiner Mitmenschen nicht erkennt, kommt man auch nicht auf die Idee, sich selbst weiterzubilden und die eigenen Kompetenzen auszuweiten.

Dem Dunning-Kruger-Effekt entgegenwirken

Dunning und Kruger haben ein Vier-Stufen-Modell entwickelt, das dazu beitragen soll, die metakognitive Kompetenz zu verbessern und damit den Dunning-Kruger-Effekt zu mildern. Diese Stufen sind:

  1. Unbewusste Inkompetenz: In dieser ersten Stufe sind sich Menschen nicht bewusst, dass sie in einem bestimmten Bereich inkompetent sind. Es fehlt ihnen das Wissen oder die Erfahrung, um ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen.

  2. Bewusste Inkompetenz: In dieser Phase erkennen Menschen ihre Inkompetenz und werden sich ihrer eigenen Grenzen bewusst. Sie erkennen, dass sie in einem bestimmten Bereich nicht so kompetent sind, wie sie es gerne wären.

  3. Bewusste Kompetenz: Nachdem Menschen ihre Inkompetenz erkannt haben, beginnen sie, sich aktiv darum zu bemühen, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Sie setzen sich Ziele, erwerben Wissen und entwickeln Fähigkeiten, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.

  4. Unbewusste Kompetenz: In dieser letzten Phase haben Menschen ihre Fähigkeiten so weit entwickelt, dass sie automatisch und ohne bewusste Anstrengung handeln können. Sie sind sich ihrer Kompetenz nicht mehr ständig bewusst, da sie zu einem natürlichen Bestandteil ihres Verhaltens geworden ist.

Dazu gehört auch, sich überhaupt bewusst zu machen in welcher Phase man sich befindet. Du kannst dann gezielte Anstrengungen unternehmen, um deine Fähigkeiten und dein Wissen zu erweitern. Dies kann durch Selbstreflexion, Feedback von anderen, kontinuierliches Lernen und praktische Erfahrungen geschehen. Indem man sich seiner eigenen Grenzen bewusst ist und aktiv daran arbeitet, seine Fähigkeiten zu verbessern, kann man dazu beitragen, eine realistischere Selbsteinschätzung zu entwickeln und den Dunning-Kruger-Effekt zu überwinden.

Kritik am Dunning-Kruger-Effekt

Trotz seiner weitreichenden Anwendungen und seiner Bedeutung in der Psychologie ist der Dunning-Kruger-Effekt nicht immun gegen Kritik. Forscher:innen einer Studie von 2017 kritisieren die von Dunning und Kruger formulierten Ursachen für die Selbstüberschätzung von weniger kompetenten Menschen. So könnten sich kompetentere Personen in einem Gebiet schlichtweg besser einschätzen, da geübter darin sind sich den Grenzen ihres Wissens bewusst zu werden.

Auch bemängeln einige Kritiker:innen, dass der Effekt komplexe Sachverhalte zu simpel darstellen würde. So gibt es schließlich weitere Aspekte, die unsere Selbstwahrnehmung beeinflussen können und nicht nur unsere Kompetenz in einem bestimmten Gebiet.

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