Kaffeekapseln für den morgendlichen Kaffee sind zwar praktisch, allerdings wenig nachhaltig. Edeka ging vor kurzem mit einer „Weltneuheit“ an den Start: CoffeeB setzt auf biologisch abbaubare Kaffeekugeln, die keinen Alu- oder Plastikmüll produzieren. Wie nachhaltig ist das neue System? Wir haben uns den zu kleinen Kugeln gepressten Kaffee näher angeschaut.
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Das Praktische an Kapselmaschinen: Man kann ganz schnell und einfach eine einzelne Tasse Kaffee brühen – und zwar jede:r in der persönlichen Lieblingssorte. Was gegen das Prinzip von Kapselmaschinen spricht: Es entsteht dabei jede Menge Müll, denn im Schnitt werden gut 6 Gramm Kaffee aufwendig verpackt, einmal kurz benutzt – und landen dann im Müll. Rund 3,4 Milliarden Kaffeekapseln landen allein in Deutschland jährlich im Müll und sind für riesige Müllberge verantwortlich. Not nice.
Schluss mit Kapsel-Müll: Erste Kapselmaschine ohne Kapseln
Edeka hat vor kurzem ein neues System in die Supermärkte gebracht, mit der Intention, das enorme Müllproblem von Kaffeekapseln anzugehen: CoffeeB. Laut dem Hersteller Delica das „weltweit erste Kaffeekapselsystem ohne Kapsel“. Die Idee dahinter sind kleine ‚Coffee Balls‘, Bällchen aus gepresstem Röstkaffee, die ohne die herkömmlichen Alu- oder Plastikkapseln auskommen. Ummantelt ist der Zero-Waste-Kaffee von einer pflanzenbasierten Schutzschicht. Die Schicht aus Alginat soll den Kaffee vor Aromaverlust und während des Brühvorgangs vor dem Auseinanderfallen schützen. Die Schicht, die übrig bleibt, kann dann ganz einfach im Garten kompostiert oder über den Biomüll entsorgt werden. Damit entsteht kein Müll – abgesehen von der Verpackung.
40 Cent für eine Tasse abfallarmen Kaffee
Die kleinen Coffee Balls gibt es in acht verschiedenen Sorten von Lungo bis Ristretto, sowie in unterschiedlichen Stärkegraden. Die Coffee Balls kosten zwischen 3,69 und 3,99 Euro (Inhalt: 9 Coffee Balls), jede Tasse Kaffee kostet damit gut 40 Cent.
Das CoffeeB-System (Maschine und Kaffee) ist in den meisten Edeka-Märkten erhältlich und sukzessive in den Stores von MediaMarkt und Saturn, sowie über CoffeeB.com.
Die Produktneuheit wurde von Delica entwickelt, einem Tochterunternehmen des Schweizer Handelsunternehmens Migros, hergestellt wird die Maschine in China. Bislang war das System nur in der Schweiz und in Frankreich erhältlich.
Wie nachhaltig ist die Idee von CoffeeB?
Wir haben uns CoffeeB näher angeschaut und uns mit Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe (DUH), unterhalten.
Woher kommt der Kaffee von CoffeeB?
Nach Unternehmensaussagen stammen die „hochwertigen Kaffeebohnen aus nachhaltigem Anbau und sind je nach Aroma und Herkunft entweder Rainforest Alliance oder Bio und Fairtrade zertifiziert.“ Daran gibt es nichts auszusetzen, Fairtrade-Kaffee in Bio-Qualität ist die beste Kaffeeoption.
Ohne neue Maschine kein Kaffeegenuss…
Der Haken an dem kapselfreien Kapselkaffee: Interessierte Kund:innen müssen erst die passende Maschine für den müllfreien Kaffeegenuss kaufen – und damit ein neues Gerät anschaffen. Die Kaffeemaschine ‚CoffeeB Globe‘ kostet 149 Euro.
Davon abgesehen seien das ganze System und alle Kaffeesorten zu 100 Prozent CO₂ kompensiert, so die Macher von CoffeeB. Und: „Die Maschine ‚Globe‘ selbst besteht zu einem großen Teil aus recycelten Materialien und ist so konstruiert, dass einzelne Komponenten leicht ausgetauscht oder repariert werden können.“ „Die Maschine kann und soll repariert werden“, erklärt Xerxes Shahparast, Geschäftsführer Delica Deutschland. Ihre Lebensdauer sei auf ungefähr 7.500 Tassen Kaffee angelegt, was bei zwei Tassen Kaffee am Tag ungefähr zehn Jahren entspricht.
„Alles andere als umweltfreundlich“
Ganz so nachhaltig, wie sie beworben wird, ist das System allerdings nicht. „Was wir sehr klar kritisieren, ist der sinnlose Verpackungsaufwand dieser Kugeln“, meint Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe. „Wenige Kugeln sind in einer dicken Pappschachtel verpackt. Das ist alles andere als umweltfreundlich.“
Dazu kommt der Punkt mit der neuen Maschine, die man anschaffen muss: „Das knallt richtig rein in die Ökobilanz, denn der Ressourceneinsatz für neue Elektrogeräte ist hoch“, so Thomas Fischer. „Wenn jetzt alle Leute umsteigen würden, was wäre das für ein riesiger Elektroschrottberg!“ Der Experte für Kreislaufwirtschaft gibt auch zu bedenken, dass derzeit noch nicht klar ist, ob sich dieses Brühsystem durchsetzt und man sich im schlimmsten Fall umsonst eine neue Maschine zugelegt hat.
Kaffee trinken mit gutem Gewissen?
Utopia meint: Die abfallarmen CoffeeB-Kapseln sind ein guter Schritt in die richtige Richtung. Sich jedoch extra eine neue Kaffeemaschine zu kaufen, wenn die alte noch funktioniert, kann nicht Sinn der Sache sein. Aus Umweltsicht ist es wichtig, Produkte so lange wie möglich zu nutzen.
Kaffeegroßpackungen und die gute alte French-Press sind und bleiben eine gute Wahl. Wer sich für das neue System interessiert, kann es im Rahmen der CoffeeB Roadshow genauer unter die Lupe nehmen, den Kaffee testen – und genau überlegen, ob der Kauf des Geräts wirklich Sinn ergibt.
Und bitte nicht vergessen: Mindestens genauso relevant wie die Verpackung sind beim Kaffee Inhalt, Herstellung und Transportwege. Deshalb kaufe am besten Kaffee mit Bio- und Fairtrade-Siegel und genieße deinen Kaffee lieber in Maßen statt in Massen. Im Sommer kannst du Cold Brew Coffee ausprobieren.
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