Effektive Mikroorganismen bestehen aus verschiedenen Bakterien und Pilzen. Sie versprechen positive Wirkungen in der Landwirtschaft, im Garten oder für die Gesundheit. Wie wirken EM und wie effektiv sind sie wirklich?
Was sind effektive Mikroorganismen?
Als „Effektive Mikroorganismen“ (kurz EM) bezeichnet man eine Vielzahl verschiedener Mikroorganismen. Sie haben unterschiedliche Eigenschaften und lassen sich in aerobe und anaerobe Mikroorganismen unterscheiden:
- Aerobe Mikroorganismen wirken auch an der Luft, verbrauchen Sauerstoff und produzieren dabei Stickstoff.
- Anaerobe Mikroorganismen wirken unter Luftabschluss, benötigen Stickstoff und geben Sauerstoff ab.
Die Effektiven Mikroorganismen ergänzen sich gegenseitig (synergetisch) und ernähren sich teilweise von den Stoffwechselprodukten anderer EM. Konkret handelt es sich bei den EM-Hauptkulturen um Fotosynthese- und Milchsäurebakterien und Hefepilzen.
- Fotosynthesebakterien spalten organische Verbindungen auf und liefern so Energie. Sie bauen zudem Giftstoffe wie Nitrat oder Dioxin ab.
- Milchsäurebakterien sorgen für Fermentierungsprozesse. Die Bakterien wandeln Zucker und Stärke in Milch- und Essigsäure um und bilden Vitamine und Proteine.
- Hefepilze verwerten sowohl Sauerstoff als auch Kohlenhydrate und Zucker und geben verschiedene Säuren, Enzyme, Vitamine und Antioxydanzien ab.
Bekannt wurden EM durch den japanischen Gartenbauprofessor Teruo Higa. Er stellte die These auf, dass diese spezielle Mischung der Mikroorganismen gut für die Fruchtbarkeit des Bodens ist (PDF).
Wie wirken effektive Mikroorganismen?
Higas These stützt sich auf das Dominanzprinzip (PDF). Demnach wirken Mikroorganismen unterschiedlich im Boden:
- Abbauende oder degenerative Mikroorganismen erzeugen einen schlechten Boden. Sie sind für Fäulnis, Abbau und Degeneration verantwortlich und führen zu Krankheiten. Sie machen etwa fünf Prozent der gesamten Mikroorganismen aus.
- Aufbauende, regenerative Mikroorganismen sorgen für einen guten Boden. Sie spalten Nährstoffe aus dem Boden auf, sodass Pflanzen sie aufnehmen können. Aufbauende Mikroorganismen stellen ebenfalls etwa fünf Prozent der gesamten Mikroorganismen dar.
- Neutrale Mikroorganismen sind wandelbar und passen sich der dominanten Kultur an.
Solange sich degenerative und regenerative Mikroorganismen im Gleichgewicht befinden, hat der Boden ein gutes „Bodenmilieu“, so die offizielle Bezeichnung (PDF). Sobald sich das Gleichgewicht jedoch verschiebt, schließen sich die neutralen Mikroorganismen der dominanten Gruppe an. Die dominante Kultur wächst dann rasant an.
Wenn degenerative Mikroorganismen den Boden dominieren, verbreiten sie Bakterien und Pilze, die zu Krankheiten und Fäulnis führen. Durch die Zugabe von EM soll das verhindert werden: Sie sorgen für einen Überschuss regenerativer Mikroorganismen und verbessern so den Boden.
Anwendung von effektiven Mikroorganismen
EM versprechen positive Effekte in verschiedenen Bereichen. Effektive Mikroorganismen sind als sogenannte Urlösung und als aktivierte Fertigprodukte erhältlich. Je nach Produkt kannst du sie verdünnt oder unverdünnt anwenden:
- Im Garten und in der Landwirtschaft sollen EM für einen besseren Boden und gutes Wachstum sorgen. Zudem regen die Mikroorganismen die Kompostierung von organischem Material an. Dadurch sollen Erträge gesteigert und Dünger und Pflanzenschutzmittel überflüssig werden. Vom Frühjahr bis zum Spätherbst kannst du deine Pflanzen wöchentlich mit EM versorgen. Gib dafür die EM-Lösung in deine Gießkanne und fülle sie mit Wasser auf. Bei akuten Krankheiten kannst du einmalig eine höhere Konzentration gießen oder befallene Blätter besprühen. Das genaue Mischverhältnis findest du auf der Verpackung.
- Im Haushalt sollen Reinigungsmittel mit effektiven Mikroorganismen Keime, Krankheitserreger und Pilze verdrängen. Einen Reiniger für Haushaltsoberflächen und gegen Schimmel kannst du aus Wasser und EM-Lösung mischen. In die Waschmaschine und auf stärkere Verschmutzungen kannst du die Lösung sogar pur auftragen. Beachte dabei die Mischverhältnisse für dein Produkt.
- In Gewässern unterstützen EM angeblich die natürliche Selbstreinigung. Die EM werden dafür direkt ins Wasser gegeben. Die genaue Menge hängt von der Größe und Art des Gewässers ab.
- In der Abfallwirtschaft sollen EM Stoffe und Gerüche schneller verstoffwechseln.
- Auf den menschlichen Körper sollen EM ebenfalls positiv wirken – die Organismen stärken angeblich die Magen- und Darmkulturen und unterstützen den Körper bei der Entgiftung und Entschlackung. Die Enzyme und Vitamine aus der Fermentation sollen zudem das Hautbild verbessern und vitalisierend wirken.
Weitere Anwendungsbereiche und praktische Anleitungen findest du im Buch „Natürlich Gärtnern mit Terra Preta“ (erhältlich lokal beim Buchhändler deines Vertrauens oder online bei ** Buch7). Durch diese vielseitigen Anwendungsgebiete erscheinen effektive Mikroorganismen als wahre Wundermittel – doch die Organismus-Mischungen sind nicht unbedingt so effektiv wie behauptet.
Wie effektiv sind EM?
Viele Nutzer von EM berichten von einer positiven Wirkung. Die EM scheinen eine einfache Lösung für viele Probleme unserer Zivilisation zu sein – erschöpfte Böden, verschmutzte Gewässer oder resistente Krankheiten.
Die Wirkung von effektiven Mikroorganismen ist bisher allerdings nicht wissenschaftlich belegt. In einer Auswertung verschiedener Studien zu EM können keine positiven Effekte durch die Zugabe von EM in Mitteleuropa nachgewiesen werden. Wissenschaftler konnten lediglich eine Düngerwirkung feststellen. In anderen Klimaregionen wird jedoch vermehrt von positiven Effekten durch EM berichtet, zum Beispiel am Amazonas. Für einen wissenschaftlichen Beleg sind aber auch in diesen Regionen weitere Studien erforderlich.
Die Bodenorganismen in deinem Garten kannst du allerdings auch ohne EM anregen – etwa durch organische Dünger wie Guano oder Hornspäne.
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