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Bodenversauerung: Ursachen und Folgen des sauren Bodens

bodenversauerung
Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos

Seit den 1980er-Jahren waren saurer Regen und die damit einhergehende Bodenversauerung ein großes Thema. Das Problem existiert noch – die Folgen sind vielfältig und gravierend.

Die Bodenversauerung ist ein weltweites Problem

Die Bodenversauerung ist weltweit noch immer ein aktuelles Problem. Seit den 1980er-Jahren, als der „Saure Regen“ ganze Wälder in Mitteleuropa bedrohte, ist auch die Versauerung der Böden noch nicht gestoppt. Saure Böden bedrohen weiterhin Wälder und naturnahe Ökosysteme. Aber auch für die künftige Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung ist eine fortschreitende Bodenversauerung eine Herausforderung: Sie kann fruchtbaren Ackerboden zerstören und somit zu Bodenerosion und im extremen Fall zur Wüstenbildung führen.

Von Bodenversauerung sprechen Expert:innen, wenn der Boden einen unnatürlichen Säuregehalt aufweist. Die Böden können auch natürlicherweise eher sauer oder auch basisch sein. Natürlich saure Böden sind beispielsweise die Moorböden, die dortigen Pflanzen haben sich im Laufe der Zeit an die Bodenverhältnisse angepasst. Schwierig wird es für die Pflanzen, wenn sich die Bodenbeschaffenheit schnell verändert – das ist bei der Bodenversauerung der Fall.

Natürliche vs. menschengemachte Versauerung

Nadelwälder sorgen eher für eine Bodenversauerung.
Nadelwälder sorgen eher für eine Bodenversauerung.
(Foto: CC0 / Pixabay / felix_w)

Die Bodenversauerung ist eine Folge von chemischen Prozessen, die im Boden ablaufen. Durch eine vermehrte Ablagerung von Wasserstoffionen versauern diese Böden. Zum Teil sind es ganz natürliche Vorgänge, die ein gesunder Boden selbst regulieren und ausgleichen kann. Durch diese eigenen Pufferkapazitäten ist der Boden gegen die natürliche Versauerung gut gerüstet. Dadurch schafft er einen stabilen Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt. Anderes sieht es aus, wenn der Mensch in diese natürlichen Regelmechanismen eingreift, oftmals unbewusst. Dann kann die Bodenversauerung bleibende Schäden für den Boden und die Ökosysteme bedeuten. Ob ein Boden sauer oder basisch ist, gibt die Messgröße des pH-Werts an.

Das Wissensmagazin Spektrum nennt einige der Gründe für Bodenversauerung.

Die natürlichen Ursachen:

  • Nährstoffaufnahme der Pflanzen – Sie geben über ihre Wurzeln Protonen ab, um im Gegenzug kationische Mineralstoffe aus dem Boden aufnehmen zu können. Die Protonen oder Wasserstoffionen bewirken, dass der Boden saurer wird.
  • Atmung von Bodenlebewesen – Dadurch reichert sich CO2 im Boden an. Mit Wasser reagiert es dann zu Kohlensäure. Auch diese Vorgänge machen den Boden saurer.
  • Regenwasser – Protonen im Regenwasser lösen ebenfalls die Reaktion von Kohlendioxid (CO2) zur säurehaltigen Kohlensäure aus.
  • Organische Zersetzungsprozesse – Bei dem Zerfall von organischen Substanzen, wie abgestorbene Pflanzenteile bei der Humusbildung, entstehen Säuren. Diese können sich im Boden anreichern.

Bedeutender sind die vom Menschen gemachten Ursachen. Sie treten meist in viel größerem Umfang auf und bewirken die fortschreitende Bodenversauerung:

  • Ackerbau – Normalerweise gelangen alle Stoffe, die von Pflanzen aufgenommen wurden, wieder in den Boden zurück, wenn diese absterben. Das Ganze ist ein Kreislauf, der auch für die Stabilität des pH-Wertes im Boden sorgt. Wenn Pflanzen geerntet und verarbeitet werden, ist dieser Kreislauf jedoch unterbrochen. Die Pflanzen geben in ihrer Wachstumsphase mehr Protonen ab, als neutralisierende Stoffe durch absterbende Pflanzenteile wieder hinzukommen.
  • Düngemittel – Die Landwirtschaft setzt mitunter ammoniumhaltigen Dünger ein, wie zum Beispiel die Gülle. Dabei entstehen Nitrate, die eine starke Versauerung der Böden verursachen. Ähnlich wirken auch die Phosphate im Kunstdünger. Sie senken bei basischen Böden den pH-Wert ab.
  • Saurer Regen – im Regenwasser sind oftmals Schadstoffe gelöst. Diese stammen meist aus der Verbrennung von fossiler Brennstoffe. Durch den sauren Regen entstehen zum Beispiel im Boden die giftigen Schwefelsäuren.
  • Nadelwälder – Sie tragen ebenfalls zur Bodenversauerung bei. Während ursprünglich vor allem Laubwälder in unseren Breiten wuchsen, erfolgt die Aufforstung in den letzten Jahrzehnten überwiegend mit Nadelbäumen. Die herabfallenden Nadeln senken den pH-Wert im Waldboden.

So wirkt sich die Bodenversauerung aus

Saurer Boden kann Wasser nicht so gut speichern und trocknet in Dürreperioden schnell aus.
Saurer Boden kann Wasser nicht so gut speichern und trocknet in Dürreperioden schnell aus.
(Foto: CC0 / Pixabay / daeron)

Die Folgen der Bodenversauerung sind weitreichend. Die Veränderung im pH-Wert wirkt sich auf die Struktur des Bodens aus und hat ebenfalls Folgen für die Landwirtschaft. Ideale Bodenverhältnisse für den Ackerbau sind neutrale bis ganz leicht saure Böden (pH-Werte zwischen 5,5 und 7,5). Dann stehen den Pflanzen genügend Nährstoffe zur Verfügung, um gute Erträge zu erzielen.

  • Strukturschäden – Die Bodenlebewesen, wie Mikroorganismen und Regenwürmer, kommen meist nicht mit dem sauren Boden zurecht. Sie sind jedoch maßgeblich daran beteiligt, dass der Boden Humus bilden kann. Der saure Boden verhärtet schneller, seine Krümelstäbilität verschlechtert sich. Dadurch ist der Boden anfälliger für Bodenerosion, Verschlammung und Bodenverdichtung.
  • Verlust an Nährstoffen – Ein saurer Boden kann weniger Nährstoffe binden. Wichtige Mineralien für das Pflanzenwachstum wäscht der Regen aus dem Boden. Mit den Nährstoffen verliert er auch seine Puffer- und Speicherkapazität. 
  • Geringe Ernten – Das Wachstum der Pflanzen, vor allem der Wurzeln, ist gehemmt. Gesunde Wurzeln sind wichtig, damit der Boden das Wasser besser speichern kann. Saure Böden können durch das gehemmte Wurzelwachstum weniger Wasser binden. Das Erdreich kann schneller austrocknen. Darunter leidet insgesamt der Ernteertrag. Oft beginnt dann ein Teufelskreis: Der Boden wird noch mehr bearbeitet und gedüngt. Mit der Folge, dass die Bodenversauerung weiter zunimmt. Die Heinrich-Böll-Stiftung warnt in diesem Zusammenhang besonders vor dem Einsatz von stickstoffhaltigem Dünger in tropischen Gegenden. Mit dem Kunstdünger transportieren die Industrienationen auch das Problem der Bodenversauerung in Länder des globalen Südens.

Woran erkennst du einen sauren Boden?

Sauerampfer zeigt Bodenversauerung an.
Sauerampfer zeigt Bodenversauerung an.
(Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)

Die Bodenversauerung kann auch in Gärten stattfinden. Auf den ersten Blick ist ein saurer Boden nicht zu erkennen. Die meisten Pflanzen fahren ab einem pH-Wert unter fünf ihren Stoffwechsel deutlich zurück. Hinweise auf Bodenversauerung sind zum Beispiel eine schlechtere Ernte. Die Blätter haben oft gelbe Spitzen oder schwarze Flecken.

Zur Bodenbestimmung kannst du dich an ein paar speziellen Pflanzen orientieren. Diese „Zeigerpflanzen bevorzugen sauren Boden. Falls du auf einmal diese Pflanzen in deinem Garten vorfindest, zeigen sie dir an, dass sich der Boden verändert hat. Dazu gehören unter anderem:

Um sicherzugehen, kannst du ganz einfach selbst den pH-Wert des Bodens messen. Du kannst ihn mit einem Indikatorpapier in Flüssigkeiten testen. Die Teststreifen erhältst du zum Beispiel in der Apotheke. Auf der Skala von eins bis 14 weist ein pH-Wert von eins bis sechs auf Säuren hin. In der Mitte der Skala bei sieben ist der Wert neutral, höhere Werte sind alkalisch oder basisch.

So kannst du den pH-Wert des Bodens messen:

  1. Vermische 100 Gramm einer Bodenprobe mit 100 Milliliter destilliertem Wasser.
  2. Lass alles für zehn Minuten ruhen.
  3. Halte einen Streifen Indikatorpapier in das Wasser.
  4. Anhand der Farbe, die das Papier annimmt, und der beigelegten Farbskala kannst du den pH-Wert ablesen.

    Was wird gegen Bodenversauerung getan – und was kannst du tun?

    Die Abgase aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen trägt mit zur Bodenversauerung bei.
    Die Abgase aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen trägt mit zur Bodenversauerung bei.
    (Foto: CC0 / Pixabay / pixel2013)

    In Deutschland gilt das Bundes-Bodenschutzgesetz und die Bundes-Bodenschutzverordnung. In dem Gesetz geht es darum, die Bodenfunktionen zu sichern und wiederherzustellen. Darin werden Sanierungs- und Vorsorgemaßnahmen vorgeschrieben sowie die Abwehr von Gefahren für den Boden.

    Das Umweltbundesamt berichtet, dass etwa seit 2000 die Versauerung der Böden in Deutschland abnimmt. Trotzdem kommt es regional immer noch zu Werten über der Belastungsgrenze der Böden. In den letzten Jahren waren das vor allem die intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen in Norddeutschland.

    Auch die Bodenqualität der deutschen Wälder bessert sich allmählich. Das Thünen-Institut untersucht regelmäßig die Böden mit einer Bodenzustandserhebung (BZE). Mit der zweiten BZE von 2017 berichtet das Institut, dass die Luftreinhaltungsmaßnahmen erste Erfolge zeigen. Trotzdem muss die Zufuhr von Stickstoffverbindungen in den Wäldern noch verringert werden.

    Laut dem Institut ist eine Maßnahme gegen die Bodenversauerung die Kalkung der Waldböden. Agrarheute berichtet ebenfalls, dass die Landwirtschaft bei ihren Nutzflächen als Gegenmaßnahmen Kalk einsetzen. Der alkalische Kalk neutralisiert den sauren Boden. Das Umweltbundesamt weist jedoch darauf hin, dass Kalk auch für die Freisetzung von CO2 sorgt und somit klimarelevant ist.

    Auch du kannst ein paar Dingen dazu beitragen, um unsere Böden vor Versauerung zu schützen:

    • Kaufe nur torffreie Erde: Torf ist von sich aus schon sehr sauer und sorgt deshalb schneller für eine Bodenversauerung. Außerdem trägst du damit zur Erhaltung der Moore bei, aus denen meistens der Torf stammt. Trocken die Moore aus setzen sie die von ihnen gebundenen Treibhausgase frei.
    • Hilf mit dabei, die Verwendung fossiler Brennstoffe zu vermeiden: Fahre zum Beispiel weniger Auto und beziehe Ökostrom. Wenn weniger Schadstoffe in die Atmosphäre gelangen, gibt es weniger sauren Regen.
    • Erkundige dich vor dem Anpflanzen, welche Pflanzen eventuell zu einer Bodenversauerung beitragen können.

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    Überarbeitet von Martina Naumann

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