Für viele Menschen gehören Eier zu Ostern dazu. Öko-Test wollte wissen, wie es um Schadstoffe und Tierwohl bestellt ist und hat Bio- und Freilandeier getestet.
Zum Frühstück, im Kuchen oder in der Quiche: Ganze 236 Eier essen die Deutschen im Jahr – insgesamt kommen so fast 20 Milliarden Eier zusammen, die von mehr als 50 Millionen Legehennen (allein in Deutschland) gelegt werden. In der Osterzeit steigt der Eierkonsum gewaltig an.
Grund für Öko-Test, Bio- und Freilandeier genau unter die Lupe zu nehmen. Insgesamt 20 Eierpackungen testete Öko-Test im Labor auf Dioxin, Insektizide, die Ewigkeitschemikalien PFAS und auf Salmonellen. Darüber hinaus lag das Augenmerk der Tester:innen auf Tierwohl und Transparenz. Bei den Herstellern fragten die Tester:innen unter anderem Informationen zu den Haltungsbedingungen, dem Verbleib der männlichen Küken und dem Lebensweg von der Brüterei bis zum gekauften Ei ab.
Eier-Test von Öko-Test: Was ist mit Schadstoffen und Schäden?
Im Labor wurden die Eier auf zahlreiche Schadstoffe untersucht – die Tester:innen wurden (glücklicherweise) bei keinem der untersuchten Eier fündig. Auch auf Qualität (Risse, Verunreinigungen) wurden die Eier überprüft. Hier fanden die Tester:innen bei einigen Eiern „geringe Auffälligkeiten“.
Eier ohne Kükentöten – keine Garantie für ein artgerechtes Leben
Weiterhin ein großes Thema bei der Eierproduktion ist das Tierwohl: zum einen die Haltungsbedingungen der Legehennen, zum anderen der Verbleib männlicher Küken.
Seit zwei Jahren ist das Töten von Eintagsküken per Gesetz verboten. Die entscheidende Frage lautet: Was passiert mit den Bruderküken, die erst einmal überflüssig sind, weil sie zum einen keine Eier legen können und zum anderen kaum Fleisch ansetzen und damit für die Fleischproduktion uninteressant sind?
- Ein Teil der männlichen Küken darf schlüpfen. Damit ist ihnen aber keineswegs ein gutes Leben sicher. Denn auch wenn die Schwestern als Bio-Legehennen Eier legen, bedeutet das nicht automatisch, dass ihre Brüder zumindest ein Leben unter Bio-Haltungsbedingungen sicher ist. Ganz im Gegenteil, wie Öko-Test feststellt: Häufig leben die männlichen Hühner unter den gleichen Bedingungen wie konventionell aufgezogene Tiere.
- Der andere Teil der männlichen Küken wird nicht geschreddert (das ist verboten), sondern das Geschlecht wird mit der sogenannten In-Ovo-Geschlechtsbestimmung noch im Ei bestimmt. Bei unerwünschten männlichen Embryonen wird die Bebrütung abgebrochen und die Eier in der Futtermittelindustrie weiterverwertet.
Bioverbände positionieren sich klar gegen die Geschlechtsbestimmung im Ei. Der Grund: Noch immer kann keine:r sicher sagen, ab wann der Hühnerembryo Schmerzen empfindet. Die Bebrütung bei den Eiern im Test wurde zwischen dem 9. und 12. Tag abgebrochen, was rechtlich nicht zu beanstanden ist, „mit Respekt und dem Schutz männlicher Küken hat das aus unserer Sicht aber nichts zu tun“, stellen die Tester:innen von Öko-Test klar.
Hier wird schnell deutlich: Auch mit dem Verbot des Kükentötens bleibt das Problem der unerwünschten männlichen Küken ungelöst. „Produkte, die mit ‚ohne Kükentöten‘ werben, sind leider keine Garantie für ein artgerechtes Leben der männlichen Küken“, meint die Molekularbiologin Dr. Lisa Hitschler.
Eier von Zweinutzungsrassen: Lösung des Problems?
Eine Alternative sind die sogenannten Zweinutzungsrassen, die sowohl für die Ei- als auch für die Fleischgewinnung genutzt werden. Hier werden beide Geschlechter aufgezogen. Im Test gab es für diese Eier Bestnoten:
- ‚Ne runde Sache 6 Bio-Eier, Naturland (Mustergeflügelhof L. Häde): Note „sehr gut“
- Lindengut 6 frische Bio Eier aus dem Hühnermobil, Demeter (Lindengut): Note „sehr gut“
Eier im Test: Wie gut sind Freilandeier?
Getestet wurden nur Eier aus Freiland- und ökologischer Haltung – keine aus Bodenhaltung, die aus Tierschutzsicht abzulehnen sind (viel zu wenig Platz, kein Auslauf im Freien). Auffallend: Bei den meisten Freilandeiern im Test gab’s Abzüge beim Tierwohl. Die Note „gut“ gab es lediglich für die beiden Eier, bei denen die männlichen Küken aufgezogen werden:
- Columbus Frische Eier aus Freilandhaltung 10 Stück (Penny): Note „gut“
- Globus 10 Deutsche Eier aus Freilandhaltung (Globus): Note „gut“
„Das vermeintlich große Herz für kleine Küken ist bei drei Vierteln der konventionell erzeugten Freilandeier im Test nur eine Farce“, so das Fazit der Tester:innen.
Wie gut sind Bio-Eier?
Das Fazit des großen Eier-Tests besagt ganz klar: Bio-Eier sind die bessere Wahl. Fünf Eier im Test bekamen die Note „sehr gut“, unter anderem:
- Alnatura 10 Bio-Eier, Bioland (Alnatura), Note: „sehr gut“
- Königshofer Bio Eier 6 Stück, Naturland (Dennree), Note: „sehr gut“
Alle anderen Bio-Eier bekamen eine „gute“ Note im Test.
Verlierer im Eier-Test
Schlusslicht sind die Freilandeier von Aldi (Landfreude Frische Eier aus Freilandhaltung 10 Stück). Für Tierwohl und Transparenz hagelte es ein erschreckendes „ungenügend“ – in der Gesamtnote ein „mangelhaft“.
Alle Details findest du im Öko-Test Magazin 04/2024 sowie online auf oekotest.de.
Utopia meint: Eierkonsum hinterfragen und einschränken
Jede:r von uns ist gefragt, seinen Eierkonsum kritisch zu hinterfragen. Massentierhaltung ist auch in Bio-Betrieben möglich und ein annähernd artgerechtes Leben nicht unbedingt gewährleistet. Das zeigten erst kürzlich Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch e.V., die ihr Videomaterial dem rbb zugespielt haben. Darauf zu sehen: verwahrloste und offenbar kranke Hennen in einem Bio-Betrieb. Mehr Informationen zur Recherche:
Der einfachste Weg, Hühner zu schützen, ist, gar keine Eier zu essen. Der Verzicht auf Eier sorgt dafür, dass kein Huhn in einem engen Stall leben muss, nur um nachher geschlachtet zu werden. Inzwischen gibt es viele tolle vegane Ei-Alternativen.
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