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Filme, die man gesehen haben muss: Unser Täglich Brot

Bild: Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH

Woher kommt eigentlich unser Essen? Antworten auf diese Frage sind oft nur schwer verdaulich. „Unser täglich Brot“ zeigt die industrielle Lebensmittelproduktion aus einer faszinierend distanzierten Sicht.

Ein Mann im Arbeitsoverall schreitet zwischen aufgehängten Schweinehälften auf und ab und spritzt den Boden mit einem Wasserschlauch ab.

Die Anfangssequenz aus „Unser Täglich Brot“ liest sich geschrieben ziemlich unspektakulär, obwohl der gezeigte Inhalt verstörend ist. Selbstverständlich leben alle Filme von ihren Bildern, aber für „Unser Täglich Brot“ trifft das im besonderen Maße zu: Es gibt keinen Sprecher, der die Bilder kommentiert – und damit auch keine Worte, die dem Zuschauer eine Meinung über das Gezeigte vorgeben. Seine Schlüsse zieht er allein.

Entfremdung ohne Worte

Durch diese Machart macht Regisseur und Kameramann Nikolaus Geyrhalter jene Entfremdung spürbar, die uns moderne Menschen von unseren Lebensmitteln trennt:

Man sieht Arbeiterinnen in weißen Kitteln, die am Fließband Küken in Körben auf einem Fließband sortieren; Menschen, die in unbeschreiblich großen Gewächshäusern schweigsam Gemüse ernten; Jemanden, der sich einen Weg durch eine riesige Halle voll mit zigtausenden quiekenden Puten bahnt; ein Mann, dessen einzige Aufgabe es ist, alle paar Sekunden einem geschlachtetem Schwein die Klauen abzuknipsen. Die teils schwerverdaulichen Einblicke in die moderne Lebensmittelproduktion werden immer wieder durch bizarre Töne von Maschinen oder Tieren begleitet, bleiben aber durchweg kommentarlos.

Massenproduktion hat keinen Platz für Individualität und Emotionen

Dabei ist „Unser täglich Brot“ kein Film, der billig schocken will. Auch wenn beispielsweise Szenen aus Schlachthäusern gezeigt werden, erzeugen deren Inhalt und die außergewöhnlichen Blickwinkel der Kamera keine geschmacklosen, sondern sonderbar kunstvolle Bilder.

Die moderne Nahrungsmittelproduktion wirkt dabei gleichsam ästhetisch wie künstlich: niemand wird nach dem Film auf die Idee kommen, Essen als etwas Natürliches oder Unverdorbenes zu bezeichnen, wie es uns die Werbung allzu oft verkaufen will. „Menschen, Tiere, Pflanzen und Maschinen erfüllen die Funktion, die ihnen die Logistik dieses Systems zuschreibt, auf dem der Lebensstandard unserer Gesellschaft aufbaut“, heißt es in einem Begleittext zum Film. Anders gesagt: Massenproduktion hat in keiner Weise Platz für Individualität und Emotionen – aber genau die löst  „Unser täglich Brot“ beim Zuschauer aus.

Unser täglich Brot ansehen

Die Doku ist derzeit, bis 30.11.2018, in der ZDF-Mediathek verfügbar.

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