Am 11. März 2018 sind sieben Jahre seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima vergangen. Noch immer ist nicht sicher, welche Langzeitfolgen die radioaktive Strahlung auf den Menschen haben wird. Die Doku Furusato zeigt, wie die Menschen in Japan heute mit der Katastrophe umgehen.
Vor sieben Jahren erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 9 die Ostküste Japans. Der durch das Erdbeben verursachte Tsunami traf mit aller Wucht auf die japanische Küste und zerstörte weite Teile der Region – mehr als 18.000 Menschen starben.
Vom Tsunami betroffen war auch das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. Dort kam es in mehreren Reaktorblöcken zu Explosionen und infolge des technischen Versagens der Notkühlungsanlagen zu einer Kernschmelze. Die gesamte Region rund um das Kraftwerk wurde verstrahlt und radioaktive Teilchen sammelten sich als schwarzer Staub an der Oberfläche an.
Zehntausende Menschen verloren auf einen Schlag ihre Heimat, ihr Zuhause, teilweise auch ihre Familie. Die Regierung richtete sofort eine Sperrzone rund um das Atomkraftwerk ein (in einem Radius von rund 30 Kilometern), die Anwohner wurden evakuiert.
Die Behörden arbeiten seit Jahren an der Dekontamination der betroffenen Gebiete – das heißt sie versuchen, den radioaktiven Staub abzutragen. Bis heute ist unklar, ob die Region jemals wieder bewohnbar sein wird und wie hoch die Strahlenbelastung vor Ort tatsächlich ist.
Furusato: Japan nach der Katastrophe
Es sind Szenen wie aus einer Geisterstadt: Eine Gruppe von Männern fährt in weißer Schutzkleidung durch verlassene Straßen, im Radio hört man die Stimme eines Reporters, der wie jeden Tag die aktuellen Strahlungsmesswerte verkündet, fast wie bei der Wettervorhersage. Ansonsten herrscht komplette Stille, kein Laut ist zu hören, keine Tiere sind zu sehen.
Zahlreiche Städte und Dörfer innerhalb des Sperrgebiets um das Kraftwerk Fukushima sind verlassen. Die meisten haben alles zurückgelassen, um sich woanders ein neues Leben aufzubauen. Viele Menschen leben auch heute noch in Notunterkünften. Sie werden geplagt von der Ungewissheit, ob sie ihre Heimat jemals wiedersehen werden.
Andere sind allen Gefahren zum Trotz in ihre alten Häuser zurückgekehrt und leben dort nun mit extrem hoher Strahlung. Die schädlichen Auswirkungen der Strahlung auf die Gesundheit zeigen sich schon nach wenigen Monaten. Insbesondere ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs wurde auch nach der Katastrophe von Tschernobyl festgestellt, betroffen sind überwiegend junge Menschen und Kinder.
Geigerzähler, die die aktuelle radioaktive Strahlung messen, gehören mittlerweile genau so zum Alltag wie Atemmasken. Vielerorts sind die Strahlenwerte deutlich höher, als die Regierung offiziell angibt. Die Langzeitfolgen für die Menschen sind kaum abschätzbar und werden sich wohl erst in 20 Jahren zeigen. Für die ehemaligen Bewohner der evakuierten Gemeinden bedeutet dies eine noch größere Verunsicherung.
Einzelschicksale verdeutlichen die Katastrophe
Der Film stellt mehrere Einzelschicksale aus Itate, Odaka und Minamisoma, einem früheren Surfer-Paradies, in den Vordergrund. Er zeigt, mit welchen Problemen und Ängsten die Protagonisten zu kämpfen haben. Man sieht keine Bilder der Katastrophe selbst, der Film versucht stattdessen, den Alltag der einzelnen Personen zu veranschaulichen. Dem Zuschauer soll klar werden, was es bedeutet, mit einer Atomkatastrophe leben zu müssen.
Für die Protagonisten ist es schwierig ihren eigenen Weg zwischen Heimat, Gesundheit und sozialer Verantwortung zu finden, doch zeigt diese tiefgründige Dokumentation vor allem eins: Die Verbundenheit der japanischen Kultur zu ihrer Heimat (Furusato) ist auch nach der nuklearen Katastrophe ungebrochen. Gleichzeitig führt der Film vor Augen, wie gefährlich Atomenergie wirklich ist und dass eine Katastrophe theoretisch auch uns treffen könnte.
Ansehen: Furusato läuft in den meisten Kinos ab dem 8. März 2018 (in Deutschland und Österreich). In einigen Städten gibt es bereits ab dem 2. März Vorführungen. Eine Liste der teilnehmenden Kinos und Spieltermine findest du auf der offiziellen Website des Films.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Atommüll-Endlager: das ungelöste Problem der Kernenergie
- Die fünf wichtigsten Argumente gegen Atomkraft
- Ökostrom: diese 7 Anbieter empfiehlt dir Utopia
War dieser Artikel interessant?
- Eprimo kündigen: So beendest du den Vertrag mit der Tochter des RWE-Konzerns
- Checkliste fürs Jahresende: 8 Dinge, die du noch 2020 erledigen solltest
- Erdgas: Vor- und Nachteile des fossilen Brennstoffes
- Das braucht die Energiewende, um weiter voranzukommen
- Energie sparen in der Küche: 5 Fehler macht fast jede:r
- Handy laden mit Urin: Spezialtoilette macht es möglich
- Strompreise explodieren: 3 Dinge, die du sofort dagegen tun kannst
- Divest: Kommunen raus aus der Kohle!
- Doku-Tipp: Gute Windkraft, böse Windkraft – Zwei Dörfer und der Ökostrom