Floodlighting ist neben Gaslighting, Breadcrumbing oder Lovebombing ein weiteres Dating-Phänomen. Worum es sich dabei genau handelt und wie du damit umgehen kannst, erfährst du hier.
Beim Dating wünschen sich viele Menschen bedeutungsvolle Gespräche, Nähe und Verbundenheit. Doch was passiert, wenn die Gesprächsthemen zu schnell zu persönlich werden? Beim sogenannten Floodlighting prasseln intime Geständnisse schon beim ersten Treffen auf das Gegenüber ein. Was wie Ehrlichkeit aussieht, kann eine manipulative Strategie sein – die mehr schadet als nützt.
Was ist Floodlighting?
Floodlighting bezeichnet ein Verhalten in der Datingwelt, bei dem eine Person zu früh zu viele persönliche, oft sehr emotionale oder verletzliche Informationen preisgibt. Der Begriff geht auf die US-amerikanische Psychologin Brené Brown zurück und kann auf Deutsch als “Flutlichten” übersetzt werden. Wer „floodlightet“, wirft also das emotionale Flutlicht an. Genau wie ein echter Flutlichtstrahler kann auch dieses emotionale Lichtfeld überwältigend, grell und ungerichtet wirken.
Stell dir vor, du triffst dich mit einer Person zum ersten Mal. Ihr geht etwas trinken, erzählt von eurem bisherigen Tag und führt zunächst leichte und lustige Gespräche. Plötzlich beginnt dein Gegenüber unvermittelt detailliert von einem familiären Trauma und damit einhergehenden psychischen Problemen zu erzählen. Du bist völlig überfordert und weißt nicht, wie du angemessen auf diese unvermittelte Offenheit reagieren sollst.
In diesem Fall handelt es sich um Floodlighting: Was auf den ersten Blick als Vertrauensbeweis erscheint, ist häufig eine Strategie, um Nähe zu erzwingen oder die Reaktion des Gegenübers zu testen.
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Warum ist Floodlighting ein Problem?
Einander persönliche und intime Erfahrungen zu erzählen und sich somit verletzlich zu machen, ist eine wichtige Fähigkeit einer zwischenmenschlichen Bindung. Das Problem beim Floodlighting: Die Praktik kreiert einen falschen Eindruck von Intimität. Schließlich hast du eine Person gerade erst kennengelernt und noch keine Zeit gehabt, mit ihr gemeinsam eine Basis von Vertrauen aufzubauen. Diese wäre jedoch wichtig, um sich in einem geeigneten Rahmen von belastenden und traumatischen Erfahrungen erzählen zu können.
Zudem führt Floodlighting häufig dazu, dass zwischen zwei Personen mehr Distanz entsteht. Konfrontierst du eine Person plötzlich und unvermittelt mit intensiven persönlichen Geschichten, kann dies dein Gegenüber überfordern und somit die Beziehung destabilisieren. Auch ist Floodlighting häufig eine Strategie, um eine Person auszunutzen. Dein Gegenüber fühlt sich möglicherweise verpflichtet, emotionale Unterstützung zu bieten, obwohl noch keine stabile Basis für solche Interaktionen besteht.
Nicht immer wenden Menschen die problematische Praxis dabei bewusst an. Es kann auch sein, dass Menschen gar nicht merken, wie überfordernd ihre Erzählungen für die andere Person sind. Grundsätzlich steckt hinter Floodlighting häufig das Bedürfnis nach schneller emotionaler Bindung oder die Angst vor Ablehnung: Menschen haben dann etwa intrusive Gedanken oder Angst, von anderen Personen fallen gelassen zu werden und erzählen gleich zu Beginn ihre intimsten Geschichten, um zu testen, wie das Gegenüber darauf reagiert.
Und jetzt? So gehst du mit Floodlighting um
Du bist auf einem Date und dein:e Date-Partner:in erzählt schon zu Beginn des Treffens ausschweifend von traumatischen Erlebnissen und psychischen Problemen und lässt dich völlig überfordert zurück? In so einer Situation können dir diese Tipps helfen:
- Nimm deine Gefühle ernst: Wenn du dich unwohl, überfordert oder unter Druck gesetzt fühlst, ist das ein ernstzunehmendes Signal. Deine Reaktion ist legitim – auch wenn die andere Person „nur ehrlich“ sein will.
- Setze Grenzen: Sprich offen an, dass dir das Tempo zu schnell ist oder dass du manche Themen erst später besprechen möchtest, wenn ihr schon vertrauter miteinander seid. Sag ehrlich, wenn dir etwas zu viel ist – zum Beispiel: „Ich finde es mutig, dass du so offen bist, aber ich brauche noch etwas Zeit, bevor wir solche Themen vertiefen.“
- Bleib bei dir: Auch wenn dich jemand schon früh tief in seine psychischen Probleme einweiht, musst du keine therapeutische Rolle übernehmen oder emotional verfügbar sein, wenn du das nicht willst. Erlaube dir, authentisch zu sein.
- Beobachte, ob Interesse an dir besteht: Fragt dein Gegenüber auch nach dir? Oder redet er oder sie nur über persönliche Krisen? Hast du im Gespräch das Gefühl, dass dein Gegenüber lediglich emotionalen Ballast bei dir ablädt, ist das eine ernstzunehmende Red Flag.
So hörst du mit Floodlighting auf
Vielleicht hast du selbst das Gefühl, in Dates schnell „all in“ zu gehen. Du erzählst intime Dinge, hoffst auf Nähe – und bist dann enttäuscht, wenn sich dein Gegenüber zurückzieht. Wenn du dich darin wiedererkennst, können diese Tipps helfen, um selbst mit Floodlighting aufzuhören:
- Frage dich ehrlich: Warum teile ich das gerade? Willst du wirklich eine Verbindung aufbauen – oder suchst du Bestätigung, Trost oder Sicherheit? Wenn Offenheit ein Mittel gegen Unsicherheit ist, lohnt sich ein Schritt zurück.
- Teile persönliche Geschichten nur, wenn echtes Vertrauen besteht. Vertrauen entsteht nicht durch reine Informationen, sondern durch wiederholte Erfahrungen, Zuverlässigkeit und Respekt. Warte, bis sich eine stabile Basis entwickelt hat.
- Beobachte die Reaktion deines Gegenübers. Wirkt dein Gegenüber interessiert – oder eher überfordert? Wenn jemand ausweicht oder sich distanziert, erkundige dich im Rahmen einer gewaltfreien Kommunikation, ob du gerade eine Grenze überschritten hast.
- Baue Beziehungen langsam auf. Lerne, dich Schritt für Schritt zu zeigen – nicht mit dem Flutlicht, sondern mit gezielten, echten Einblicken in dein Leben. Dazu kannst du zum Beispiel Eisbrecher-Fragen nutzen.
- Erzwinge nicht permanent tiefgründige Gespräche. Nicht jedes Gespräch muss tiefgründig sein. Gemeinsames Lachen, Alltagsthemen, Small Talk und kleine Erlebnisse sind genauso wichtig, wie große Offenbarungen.
Tipp: Mehr über gutes Dating erfährst du in unserem Beitrag zu Green Flags.
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