Heute kalt, morgen warm: Im Frühjahr ist richtiges Heizen wegen der häufig schwankenden Temperaturen gar nicht so einfach. Wir erklären, wie du jetzt richtig heizen und dabei die Heizkosten reduzieren kannst.
Das Wetter im Frühling wechselt schnell: An manchen Tagen und vor allem in den Nächten ist es noch winterlich kalt – kurz darauf lässt sich der Frühling blicken und die Temperaturen steigen in den zweistelligen Bereich. Das Ende der Heizperiode ist eine kleine Herausforderung. Wie sollen wir jetzt heizen? Die Heizung voll an – und dann wieder ausschalten? Ist das wirklich sinnvoll? Wir haben uns mit Experten zum Thema unterhalten.
„Grundsätzlich gelten dieselben Regeln und Tipps wie auch zum Höhepunkt der Heizperiode“, erklärt Martin Brandis, Energieexperte von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Und das oberste Ziel lautet: Weniger heizen, um mehr Energie zu sparen – egal ob Herbst, Winter oder Frühjahr.
Mit diesen Tipps vermeidest du Schimmel und sparst Energie und Geld:
Heizen im Frühling: Diese 6 Fehler solltest du vermeiden
Fehler 1: Heizung hoch und herunterdrehen
Wenn die Temperaturen schwanken, führt das schnell dazu, dass wir der Temperaturkurve folgen und die Heizung permanent hoch und herunterdrehen. Das Hin und Her verbraucht jedoch unnötig viel Energie: Wenn die Räume dann stark auskühlen, benötigst du mehr Energie, um deine Wohnung wieder auf die gewünschte Temperatur zu bringen, als wenn du die Temperatur hältst. Deshalb: Die Heizung ruhig auch tagsüber auf niedriger Stufe laufen lassen, vor allem, wenn das Haus schlecht gedämmt ist. Das Zauberwort heißt Konstanz.
Lies dazu auch: Nicht zu Hause: Wie stark solltest du die Heizung herunterdrehen?
Fehler 2: Zu selten lüften
Im Winter war das richtige Lüften ein großes Thema. Das Ziel vieler Menschen lautete: Möglichst viel Energie sparen – aber dabei die Bildung von Schimmel verhindern. „Im Frühling ist Lüften fast noch wichtiger“, erklärt Martin Brandis gegenüber Utopia. „Die Schimmelgefahr ist jetzt besonders groß. Nicht wegen der Temperatur, sondern wegen der Luftfeuchtigkeit, die sich an kalten Flächen niederschlägt“.
Der Grund für die hohe Schimmelgefahr im Frühling: Warme Frühlingsluft enthält mehr Feuchtigkeit als knackig kalte Luft im Winter. Dadurch bringt Lüften erst einmal weniger beziehungsweise es dauert es beim Lüften länger, bis die Außenluft zusätzliche Feuchtigkeit zum Beispiel aus Bad oder Küche aufnimmt.
- Im Winter musste das Fenster wegen der Kälte schnell wieder geschlossen werden, im Frühling darfst du unbesorgt länger lüften und das Fenster bei lauen Temperaturen ruhig mal 15 Minuten offen lassen.
- Ein Hygrometer ist dabei ein äußerst hilfreiches Instrument: Das kleine Gerät, das für wenige Euro zu haben ist, zeigt dir die Luftfeuchtigkeit an – und damit, wann du lüften solltest.
- Beim Lüften solltest du auch im Frühling die Heizung ausschalten.
Gibt es eine ideale Zeit zum Lüften? Markus Lau, Technikexperte beim Deutschen Verband Flüssiggas (DVFG), rät: „Um möglichst wenig Raumwärme einzubüßen, sollte nachmittags das letzte Mal gelüftet werden, um noch warme Frühlingsluft hereinzulassen. Dies verhindert, dass die Raumtemperatur stark absinkt, wenn nach Sonnenuntergang nur noch kältere Luft von draußen hereinströmt.“
Ein Tipp, der auch im Frühling Energie spart: Bei Dunkelheit Jalousien und Rollläden herunterlassen und Vorhänge zuziehen – und die Kälte dadurch aussperren.
Fehler 3: Zeitumstellung ignorieren
Zeitumstellung heißt Heizumstellung: Wenn vom 30. auf den 31. März die Uhren eine Stunde vorgestellt werden, solltest du auch die Einstellung der Heizung anpassen. „Zeitschaltuhren von Heizungsanlagen nehmen die Umstellung häufig nicht automatisch vor. Somit würde sich die Heizleistung in der Folgezeit nicht mehr am Bedarf orientieren“, erklärt Markus Lau.
Damit Funktionen wie die Nachtabsenkung weiterhin bedarfsgerecht arbeiten, sollten Verbraucher:innen selbst aktiv werden und die Heizungsanlage auf Sommerzeit einstellen. Sonst heizt die Anlage ab dem 31. März in der Zeit des reduzierten Betriebs – etwa nachts – nicht mehr bedarfsgerecht. „Die noch auf Winterzeit programmierte Nachtabsenkung würde die Temperatur morgens zu spät hochfahren“, sagt Markus Lau. „Abends würde sie zu spät in den Nachtmodus wechseln und die Räume länger als nötig erwärmen.“
Deshalb: Damit das Heizprofil im richtigen Tageszyklus bleibt, am besten direkt nach der Zeitumstellung prüfen, ob die Heizungsanlage auf Sommerzeit läuft. Mieter:innen und Mieter ohne Zugang zur Heizungsanlage können die Heizleistung indirekt mithilfe digitaler, programmierbarer Thermostate an den Heizkörpern steuern – und so die Nachtabsenkung nach ihrem individuellen Bedarf justieren.
Fehler 4: Alle Räume gleich warm
Nicht in allen Räumen muss es gleich warm sein. Wichtig ist, dass du die Türen zwischen einzelnen Räumen schließt, solange du noch heizt. Dann wandert feuchte Luft nicht in kühle Räume ab.
Das Umweltbundesamt rät zu folgenden Raumtemperaturen in der Wohnung:
- Wohnbereich: 20 bis 22 Grad
- Küche: 18 Grad
- Badezimmer: 22 Grad
- Schlafzimmer: 17 bis 18 Grad
Kälter sollte es im Schlafzimmer nicht werden, sonst steigt das Schimmelrisiko. Nachts kannst du die Heizung generell herunterdrehen.
Fehler 5: Frühjahrsputz ausfallen lassen
Jetzt im Frühling ist Zeit für einen gründlichen Frühjahrsputz! Dabei solltest du nicht vergessen, die Heizkörper von Staub und Schmutz zu befreien – auch das spart Energie. Wie auch im Winter gilt: Heizungen sollten nicht durch Vorhänge oder Möbel verdeckt sein. Sonst schlucken diese die Wärme und Energie geht verloren.
Fehler 6: Die Heizung zu früh abschalten
Wegen der hohen Energiepreise würden wir die Heizung lieber früher als später ganz ausschalten. Doch die Heizung komplett auszuschalten, ist im frühen Frühjahr keine gute Idee. Abends wird es häufig noch empfindlich kalt, die Gefahr von Kälteschäden wie Schimmel ist nach wie vor gegeben.
Gibt es eine gesetzliche Regelung zur Heizperiode?
In Deutschland gibt es keine konkrete gesetzliche Regelung zur Heizperiode. Du kannst dich aber an dem folgenden Zeitraum orientieren, der sich auch in der Rechtsprechung etabliert hat: Demnach startet die Heizperiode am 1. Oktober und endet am 30. April. „In diesem Zeitraum müssen Vermieter:innen sicherstellen, dass die Heizungsanlage einwandfrei funktioniert“, erklärt die Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie (VdZ).
Neben der Dauer des Heizens spielen auch einzuhaltende Mindesttemperaturen für Wohnräume eine Rolle: „Sofern keine besonderen Vereinbarungen im Mietvertrag getroffen wurden, muss der Vermieter innerhalb der Heizperiode Raumtemperaturen von 20 bis 22 Grad Celsius gewährleisten. Lediglich zwischen 24 Uhr bis 6 Uhr kann diese auf mindestens 16 Grad Celsius abgesenkt werden.“ Als Mieter:in bist du übrigens nicht zum Heizen verpflichtet, solange du dafür sorgst, dass keine Kälteschäden in der Wohnung entstehen.
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