Functional Drinks: Sinnvoll oder nur ein TikTok-Hype?

Hand hält einen Functional Drink: eine orangefarbene Dose "poppi" mit Orangen-Geschmack, im Hintergrund unscharfe bunte Getränkedosen in einem Kühlschrank.
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash.com – Brad

„Trink dich gesund“ – so lautet das Versprechen sogenannter Functional Drinks. Diese Getränke enthalten Zusätze, die Körper und Geist positiv beeinflussen sollen. Doch welche Inhaltsstoffe finden sich in Functional Drinks und wie sinnvoll sind sie wirklich?

Viele Menschen legen großen Wert darauf, ihrem Körper besonders gesunde Lebensmittel und Getränke zuzuführen. Wer sich dabei auf Social Media inspirieren lässt, hat bestimmt schon vom Hype um die Functional Drinks mitbekommen: Sie versprechen, eine gesunde Alternative zu Soft- und Energiedrinks zu sein und wichtige Nährstoffe zu liefern. Doch was genau sind Functional Drinks?

Was sind Functional Drinks?

Functional Drinks (im Deutschen funktionelle Getränke oder Funktionsgetränke), sind alkoholfreie Getränke, die spezielle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Kräuter, Probiotika, Aminosäuren oder bioaktive Verbindungen enthalten, welche die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit fördern sollen. Es gibt allerdings keine offizielle Definition von Functional Drinks; in Deutschland werden sie zu den Erfrischungsgetränken gezählt.

Functional Drinks lassen sich beispielsweise einteilen in:

  • Sport- und Performance-Getränke, die Elektrolyte enthalten und für Hydration und Erholung sorgen sollen
  • Adaptogene Getränke mit zugesetzten Kräutern und Pilzen wie Ashwagandha, Rhodiola Rosea, Schisandra oder Ginseng, die bei Stress unterstützend wirken sollen
  • Getränke für die Darmgesundheit mit Kombucha, Kefir, Apfelessig oder Präbiotika
  • Getränke zur kognitiven Unterstützung mit Nootropika, Koffeinalternativen oder beruhigenden Aminosäuren
  • Immunstärkende Getränke mit pflanzlichen Zusätzen wie Holunder, Ingwer oder Kurkuma

TikTok, Instagram & Co: Beliebte Functional Drinks

Das Interesse an Functional Drinks ist groß und dementsprechend bieten immer mehr Hersteller die Trend-Getränke an: Die ersten bekannten Marken wie beispielsweise Poppi und Olipop stammen aus den USA.

Inzwischen springen aber auch deutsche Hersteller auf den Hype auf: Die Nahrungsergänzungsmittel Marke More Nutrition hat eine Ballaststoff-Limo herausgebracht, der Getränkehersteller Oettinger vertreibt die OeLemonade für ein gutes Bauchgefühl und die Holy Energy GmbH verspricht die Softdrink-Revolution.

Doch haben die Produkte wirklich die Wirkungen, mit denen die Hersteller werben?

Halten die Zutaten, was sie versprechen?

Je nach Anbieter stecken unterschiedliche Zutaten in den Functional Drinks. Ein paar typische Zutaten und ihre Wirkungen auf Körper und Geist haben wir uns genauer angesehen.

Apfelessig

Apfelessig soll das Hautbild verbessern, verdauungsfördernd wirken, den Blutzucker stabilisieren und beim Abnehmen helfen – das wird zumindest oft behauptet. Doch das Bundeszentrum für Ernährung (bzfe) betont, dass keine dieser Wirkungen wissenschaftlich bewiesen ist. Zwar gab es Studien, die auf förderliche Wirkungen beim Abnehmen hindeuteten, allerdings musste eine viel beachtete Studie wegen fachlicher Mängel zurückgezogen werden. Inwieweit Apfelessig in Produkten wie beispielsweise in den Super Pop-Drinks tatsächlich gesundheitsfördernde Wirkungen haben, ist also unklar. Pur sollte man Apfelessig übrigens nicht trinken, da er den Zahnschmelz angreifen und reizend auf den Magen wirken kann.

Koffeinalternativen wie Guarana, Grüntee oder Kaffeebohnenextrakt

Anstelle von synthetisch hergestelltem Koffein setzen einige Functional Drinks auf natürliche Koffein-Quellen wie Guarana, Grüntee oder Kaffeebohnenextrakt. Der Unterschied liegt lediglich in der Herkunft, chemisch handelt es sich in allen Fällen um denselben Stoff.

Wirksam ist Koffein – doch „ob das Koffein aus einer Pflanze gewonnen oder im Labor hergestellt wurde, spielt für die Wirkung im Körper keine Rolle“, erklärt Helena Nareyka, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. Außerdem weist sie darauf hin, dass der ökologische Aufwand für die Gewinnung pflanzlichen Koffeins höher sei als bei der industriellen Herstellung.

Pro- und Postbiotika

Einige Functional Drinks enthalten Pro- oder Postbiotika, die den Darm positiv beeinflussen sollen. Richtig ist: Milchsäurebakterien gehören zu den Probiotika, die den Darm besiedeln und positiv beeinflussen können. Für einen spürbaren Effekt muss man allerdings täglich größere Mengen aufnehmen.

In einigen Limonaden stecken die Bakterien auch in inaktiver Form, dann heißen sie Postbiotika und werden beispielsweise so auf der Zutatenliste aufgeführt: „durch Hitze inaktivierte Lactobacillus plantarum“. Die Wirkung dieser Postbiotika ist noch nicht ausreichend erforscht, um eine abschließende Aussage treffen zu können.

Ballaststoffe

Einige Gesundheits-Drinks enthalten Ballaststoffe wie Inulin oder Dextrin aus Pflanzen wie Mais oder Tapioka. Ballaststoffe sind wichtig für eine gesunde Ernährung und gute Verdauung. Laut der DGE zeigt eine erhöhte Ballaststoffzufuhr schützende Effekte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck, Dickdarm- und Brustkrebs sowie das Sterblichkeitsrisiko. Erwachsene sollten mindestens 30 Gramm Ballaststoffe täglich aufnehmen.

Tatsächlich können Functional Drinks wie beispielsweise More Fizi einen Beitrag zur Ballaststoffzufuhr leisten: Die Dose mit 330 Millilitern enthält knapp 10 Gramm Ballaststoffe.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche ballaststoffreichen Lebensmitteln, die zusätzlich viele weitere Nährstoffe liefern und deshalb ernährungsphysiologisch empfehlenswerter sind:

Zucker und Süßstoffe

Punkten können einige Functional Drinks mit dem geringeren Zuckergehalt im Vergleich zu herkömmlichen Softdrinks. Oft werden anstelle des Zuckers Süßstoffe eingesetzt, die keine Kalorien haben, den Blutzuckerspiegel nicht beeinflussen und keine Karies verursachen können.

Allerdings stehen Süßstoffe immer wieder in der Diskussion: Es gibt Hinweise darauf, dass manche Süßstoffe eine Insulinresistenz begünstigen, appetitanregend wirken, einen negativen Einfluss auf die Darmflora (Blähungen und Durchfall) haben oder sogar möglicherweise krebserregend sein könnten. Es kommt also darauf an, welche Süßungsmittel im Einzelfall genutzt werden.

Mehr darüber kannst du in diesem Beitrag lesen:

Einige Functional Drinks enthalten anstelle von Zucker süßende Zutaten wie Agavendicksaft, Honig oder Fruchtsaftkonzentrate. Doch auch diese Zutaten liefern freie Zucker, die zur Energieaufnahme beitragen, den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen und bei häufiger Zufuhr gesundheitlich problematisch sein können.

Health Claims – Womit Hersteller werben dürfen und womit nicht

Mit welchen Aussagen Hersteller ihre Produkte bewerben dürfen und mit welchen nicht, wird durch die Health Claims Verordnung der EU geregelt: Seit 2006 dürfen nur gesundheitsbezogene Aussagen (Health Claims) gemacht werden, die auch tatsächlich wissenschaftlich belegt sind. Aktuell gibt es etwa 250 solcher Health Claims, für die fest vorgeschriebene Mengen und Formulierungen gelten. Meist handelt es sich dabei um Aussagen zu Vitaminen und Mineralstoffen, wie beispielsweise:

  • „Calcium wird für die Erhaltung normaler Knochen benötigt“
  • Vitamin B12 trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei“
  • „Biotin trägt zum Erhalt normaler Haut und Haare bei“

Mit gesundheitsbezogenen Aussagen, die nicht von der EU zugelassen sind, dürfen Hersteller nicht werben. Bei übertriebenen Versprechen wie „81 Prozent weniger Herzerkrankungen“, „reinigt den Darm“ oder „entgiftet die Leber“ solltest du hellhörig werden. Solche Wirkungen sind von Lebensmitteln – und von Functional Drinks – nicht zu erwarten.

Functional Drinks: Einschätzungen von Expert:innen

Auf TikTok und Instagram werden Functional Drinks gehyped, Hersteller werben überzeugend mit den Inhaltsstoffen und Wirkungen. Doch nicht alle Fachleute teilen die Begeisterung.

So schreibt Julia Icking vom Bundeszentrum für Ernährung (bzfe) Folgendes:

Funktionelle Limonaden reihen sich je nach Zusammensetzung in die Reihe anderer Softdrinks mit oder ohne Zuckeranteil ein. Mit Ausnahme der enthaltenen Ballaststoffe bieten sie keinen Vorteil, da weder die Milchsäurebakterien noch Apfelessig einen nachweislichen Nutzen entfalten. Wer hin und wieder eine Dose trinkt, muss keinen Schaden befürchten. Eine Gesundheitswirkung wie sie in Social Media beschrieben wird, ist allerdings auch nicht zu erwarten.

Auch wenn die Deutsche Gesellschaft (DGE) Functional Drinks in ihrem Statement nicht explizit benennt, wird die Einschätzung deutlich:

Fruchtnektare und Fruchtsaftgetränke genauso wie zuckerhaltige sowie koffeinhaltige Erfrischungsgetränke (z. B. Limonaden, Colagetränke und Eistees), mit Zucker oder Süßstoff gesüßt, sind keine empfehlenswerten Getränke.

Empfohlen wird stattdessen Wasser, ungezuckerte Früchte oder Kräutertees oder selbstgemachte Frucht- oder Gemüsesaftschorlen.

Utopia Fazit: Keine Wunder erwarten von Functional Drinks

Wie so oft bei Food-Hypes scheint es, als versprächen auch Functional Drinks oft mehr, als sie halten können. Oft reichen die zugesetzten Mengen an Inhaltsstoffen nicht aus, um spürbar positive Gesundheitseffekte zu haben. Bei der Ballaststoffzufuhr können Functional Drinks zwar einen Beitrag leisten, allerdings können andere Zutaten wie Süßstoffe möglicherweise sogar schädliche Wirkungen haben.

Der Trend weg von zuckrigen Soft- und Energydrinks hin zu gesünderen Alternativen ist aus gesundheitlicher Sicht eine gute Entwicklung. Man muss aber nicht unbedingt viel Geld für gehypte Functional Drinks ausgeben. Eine gute Alternative sind selbstgemachte Drinks mit gesunder Wirkung wie Kombucha, Goldene Milch, Moon Milk, selbstgemachte Smoothies oder Ingwer-Limonade.

Als reiner Durstlöscher ist und bleibt Wasser die beste Option, wahlweise auch ungesüßte Tees oder selbstgemachte Saftschorlen. Und eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung versorgt dich mit allen wichtigen Nährstoffen.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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