Ghosting ist ein Phänomen in zwischenmenschlichen Beziehungen, bei der eine Person plötzlich und unerwartet den Kontakt zum Gegenüber abbricht. So kannst du am besten mit Ghosting umgehen.
Ihr hattet ein paar schöne Dates zusammen, telefoniert und schreibt jeden Tag und plötzlich meldet sich die andere Person von einem Tag auf den anderen nicht mehr und ignoriert deine Anrufe und Nachrichten? Oft steckt dann Ghosting dahinter. Den Namen verdankt das Phänomen der Tatsache, dass eine Person für dich plötzlich zu einer Art Geist wird, indem sie einfach aus deinem Leben verschwindet.
Da Ghosting für die betroffene Person häufig völlig unerwartet passiert, fühlen sich Betroffene meist stark zurückgewiesen. Zudem kann keine konstruktive Kommunikation mehr stattfinden, sodass sie häufig tagelang über die eventuellen Ursachen des Kontaktabbruchs grübeln. Das kostet Energie und Zeit und kann uns im Alltag stark belasten. Dann ist es notwendig, Strategien zu entwickeln, mit denen man das Gedankenkarussel unterbrechen kann.
Ghosting und seine Folgen
Ghosting gab es laut HelloBetter schon immer. Durch soziale Medien und Dating-Apps sei es jedoch mittlerweile deutlich einfacher geworden, einfach aus dem Leben einer anderen Person wieder zu verschwinden.
Dass das Phänomen keine Seltenheit ist, zeigen auch statistische Daten: In einer Erhebung aus dem Jahr 2018 gaben 19,6 Prozent der Befragten an, schon einmal geghostet worden zu sein. 21,3 Prozent haben selbst schon einmal eine andere Person geghostet. Der Begriff des Ghosting wird dabei vor allem im Dating-Kontext verwendet, kann jedoch auch in Freundschaften und familiären Beziehungen auftreten.
Auch wenn man die andere Person noch nicht so lange kannte, kann es sehr belastend sein, wenn sie plötzlich ohne Vorankündigung verschwindet. Laut HelloBetter kann dies nicht nur zu Liebeskummer führen, sondern auch zu einem sinkenden Selbstwertgefühl. Besonders misslich ist Ghosting, wenn es als Trennungsmethode eingesetzt wird. Wenn eine Person nach einer monate- oder jahrelangen Beziehung plötzlich aus dem Leben der Partner:in verschwindet, sitzt der Schmerz besonders tief.
Der Paartherapeut David Wilchfort erklärt gegenüber der SZ, dass sich viele Menschen dann immer wieder fragen, was sie falsch gemacht haben oder warum sie für die andere Person nicht gut genug waren.
In jedem Kontext kann Ghosting dabei für die Betroffenen Folgen haben und im schlimmsten Fall ernste psychologische Erkrankungen nach sich ziehen oder dazu führen, dass Menschen keine engen Verbindungen mehr zu anderen eingehen wollen.
Wie kommt es zu Ghosting?
Wenn du schon einmal geghostet wurdest, hat das höchstwahrscheinlich nichts mit dir und deiner Persönlichkeit zu tun, so Psychologin Lori Lawrenz gegenüber PsychCentral. Sie erklärt, dass Menschen Ghosting häufig als Bewältigungsmechanismus einsetzen. In der Regel wollen sie dadurch Komplikationen in der Beziehung aus dem Weg gehen.
Die Gründe, warum Menschen ghosten, sind dabei zahlreich. Zu ihnen zählen zum Beispiel:
- niedrige emotionale Intelligenz
- Konfliktscheue
- geringes Selbstbewusstsein
- die Angst andere zu verletzen
- Bindungsängste
- psychische Erkrankungen, wie Depressionen, bipolare oder posttraumatische Belastungsstörungen
Aber auch die Funktionen von Dating-Apps und sozialen Medien begünstigen Ghosting, so Lawrenz. Es ist hier so einfach geworden, andere Menschen ohne weitere Erklärungen zurückzulassen, zum Beispiel indem wir den Kontakt löschen oder die andere Person sogar blockieren. Im Anschluss könne man schließlich sofort mit der nächsten Person Kontakt aufnehmen. Darüber vergessen Nutzer:innen teilweise, dass es sich um reale Menschen mit echten Gefühlen handelt, die auch nach ein oder zwei Dates durch den unvorhersehbaren Kontaktabbruch verletzt sein können.
Ghosting: Tipps zum Umgang für Betroffene
Bist du selbst von Ghosting betroffen, ist es wichtig dich frühzeitig vor Gedanken und Gefühlen zu schützen, die deinen Selbstwert infrage stellen:
- Halte dir vor Augen, dass Ghosting in den meisten Fällen nichts mit der Person zu tun hat, die gerade gehostet wird.
- Frage dich, ob du tatsächlich mit einer Person befreundet oder zusammen sein möchtest, die dich aus heiterem Himmel im Regen stehen lässt.
- Leidet die andere Person womöglich an einer psychischen Erkrankung, so war sie zu dem Zeitpunkt vielleicht noch nicht bereit für neue Freundschaften oder Datingerfahrungen. Auch das muss nicht unbedingt etwas mit dir zu tun haben.
- Lerne loszulassen! Der anderen Person immer weiterzuschreiben, obwohl sie schon seit Tagen oder Wochen den Kontakt abgebrochen hat, ist oft nicht nur unwirksam, sondern hat auch negative Folgen für dich selbst. Schließlich kannst du dich auf diese Weise nicht von der anderen Person abgrenzen und bleibst in deinem Schmerz gefangen. Übe dich stattdessen in Akzeptanz und lösche am besten den Kontakt der anderen Person.
- Auch Rachegefühle sind oft ein Zeichen, dass du noch nicht richtig loslassen konntest. Verdränge die Gefühle jedoch nicht, sondern nimm sie wahr, wenn sie wieder hochkommen. Versuche allerdings sie auch wieder gehen zu lassen und dich nicht in ihnen zu verlieren.
- Bei Liebeskummer und Trennungsschmerz gilt generell: Nimm dir Pausen, übe dich in einer Extraportion Selbstfürsorge und mach Dinge, die dich glücklich machen. Dazu können etwa Treffen mit Freund:innen, Spaziergänge, Kochabende oder Yoga- und Meditationssessions gehören.
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