Jeder besitzt Dinge, die er nie benutzt: Seien es alte Bücher, ungeliebte Geschenke, nie getragene Kleidung oder Vasen, die aus der Mode gekommen sind. Wohin mit den ganzen Sachen? In die Givebox!
„Deko-Artikel gehen besonders gut“, erzählt Günter Helling. Daneben wechseln in der Givebox auch Vasen, Kaffeesets, Haushaltsgegenstände, Kleidung und Kinderspielzeug die Besitzer. Hellings Verein KIM-Soziale Arbeit betreibt seit 2013 erfolgreich eine Givebox in Paderborn und gibt somit abgelegten Konsumgütern die Chance auf einen neuen Besitzer.
Was genau steckt dahinter? Die Givebox ist eine öffentliche kostenlose Tausch- und Verschenkbörse: Jeder kann ungeliebte oder ungenutzte Dinge in dem überdachten Holzhäuschen ablegen und sich im Gegenzug kostenlos Sachen mitnehmen. Weiterverkauf ist natürlich nicht erwünscht.
In Paderborn kommt das Prinzip gut an: „Es gibt viele Leute, die regelmäßig hinfahren. Mittags ist die Givebox dann noch voll und nachmittags kann sie schon wieder leer sein“, berichtet Helling.
Zusätzliche Box für Bücher
Bücher allein würden die Givebox wohl zur Genüge füllen, denn viele Menschen besitzen eine Menge Bücher, viele davon ungelesen und verstaubt im Bücherschrank. Eine besondere Form der Givebox speziell für Bücher sind daher sogenannte Bücherbäume oder Bücherboxen. Auch die Paderborner finden in ihrer Innenstadt eine eigene Bücherbox, in der sie alte Schmöker hinterlegen und neue Literatur mitnehmen können. Dieser öffentliche Bücherschrank wurden von Studenten erstellt, die sich für den Bau Anregungen von den Paderborner Givebox-Betreibern geholt hatten.
In Berlin bietet der „Bücherbaum“ – das sind zum Regal umfunktionierte Baumstämme – seit 2008 Raum für den Austausch von Büchern. Dieses öffentliche Bücherregal ist Teil der weltweiten Bewegung „Bookcrossing“ zum kostenlosen Austausch von Büchern. „Alle sind aufgerufen, Bücher, die sie entbehren können, hier einzustellen und sie anderen zur Verfügung zu stellen“, heißt es da. Interessantes Konzept: Auf bookcrossing.com kann nach Registrierung der Weg der eigenen Bücher verfolgt werden.
Bei Wikipedia findest du eine aktuelle Übersicht der öffentlichen Bücherschränke für Deutschland, Schweiz und Österreich.
Kostenlose Giveboxen in vielen europäischen Städten
Solche öffentlichen Bücherschränke gibt es in vielen Städten und auch mit ihrer Givebox stehen die Paderborner nicht allein da – in vielen Orten in Deutschland und darüber hinaus gibt es diese kostenlosen Tauschbörsen am Straßenrand: etwa in Berlin (hier eine Karte), Frankfurt, Dortmund, Düsseldorf, München, Solingen, Wuppertal, Karlsruhe, Sylt, Poznan, Konstanz, Brüssel oder Paris.
Auf Facebook zeigt eine zuletzt 2014 aktualisierte Übersicht, wo genau sich die Giveboxen in den jeweiligen Städten befinden sollen. Unsere Stichprobe vergangenes Jahr in Berlin hat ergeben, dass es gar nicht so einfach ist, die Giveboxen zu finden. An den drei von uns angesteuerten Orten haben wir keine der Tauschboxen entdeckt: Entweder waren sie gut versteckt oder sie wurden in der Zwischenzeit wieder abgebaut. Denn die anonym zugänglichen Boxen bieten leider auch Raum für Zerstörungswut.
Givebox: „Ohne Betreuung geht da gar nichts“
Um dem vorzubeugen schaut der Paderborner Verein drei- bis viermal die Woche bei seiner Givebox vorbei: Dann wird Müll entsorgt und sortiert. „Das ist notwendig, denn leider vermüllt die Box immer wieder“, erzählt Christiana Sprenger vom Verein KIM-Soziale Arbeit. Ihr Fazit: „Ohne Betreuung geht da gar nichts.“
Die hauseigenen „Givebox-Regeln“ informieren: „Dinge, die nach zwei Wochen noch da sind, müssen wieder abgeholt werden, damit die Box nicht vermüllt.“ Zudem soll jeder Nutzer für Sauberkeit und Ordnung in der Box sorgen. Kehrblech und Handfeger liegen bereit.
Das anfänglich bereitgestellte Gästebuch wurde inzwischen wieder abgeschafft – es wurde immer wieder entwendet. Zweimal schon ist die Box seit ihrer Errichtung außerdem abgebrannt, doch die Betreiber lassen sich nicht entmutigen: „Wir haben uns nach dem Brand gesagt: Jetzt erst recht“. Helling und Sprenger hätten nach dem Brand viel Unterstützung und Spenden für den Wiederaufbau erhalten. Nun steht in der Nähe der Givebox auch eine Bank: „Dort erlebt man, wer so kommt und Dinge bringt – und wer glücklich wieder geht, weil ein lange gesuchtes Teil gefunden wurde“, berichtet Sprenger. Somit ist die Givebox in Paderborn auch zu einem sozialen Treffpunkt geworden.
Das Beispiel zeigt: Eine funktionierende Givebox erfordert eine aktive Nachbarschaft und jemanden, der öfter mal nach dem Rechten schaut. Denn wo einmal eine Schmuddelecke entstanden ist, kommt schnell mehr Unordnung hinzu. Ein Effekt, den man leider an vielen öffentlichen Orten beobachten kann.
Starte deine eigene kostenlose Givebox
Die Grundidee der Givebox ist übrigens nicht neu: Überflüssige Dinge werden auf viele anderen Wegen kostenlos und anonym ausgetauscht oder weitergegeben. So legen viele Hausgemeinschaften im Flur oder auf der Fensterbank Bücher, Geschirr oder Spielzeug zur Weitergabe aus. Wer Sonntagabend durch die Straßen spaziert, der findet nicht selten Kartons mit der Aufschrift „zu verschenken“ vor den Haustüren. Nicht zuletzt sind Gruppen wie „Free Your Stuff“ oder „Verschenken in …“ in den sozialen Netzwerken beliebt, um Dinge kostenlos weiterzugeben oder abzuholen.
Warum initiierst du nicht selbst eine Givebox? Fang doch bei deiner unmittelbaren Umgebung an und bereite eine Box für den Arbeitsplatz oder die Nachbarn vor. Somit tauscht ihr nicht nur Dinge aus und entrümpelt eurer Leben, sondern kommt vielleicht auch ins Gespräch.
Wer noch einen Schritt weitergehen will, der kann selbst eine Givebox bauen und aufstellen: Die Givebox sollte an einem Ort stehen, den viele Menschen regelmäßig besuchen und es sollte einen lokalen Botschafter geben, der die Givebox begleitet und regelmäßig für Ordnung sorgt – damit aus der Tauschbox keine Müllhalde wird.
Fazit: „One man’s trash is another man’s treasure“ – Was der eine als Müll betrachtet, kann für den anderen ein echter Schatz sein. Die Giveboxen sind kleine Schatzkammern, die nachhaltiges Handeln so einfach machen. Wir wollen mehr davon!
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