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Guanin: Wie Fischschuppen in deine Kosmetik kommen

guanin
Foto: CC0 / unsplash / Tom Swinnen

Guanin ist ein Inhaltsstoff vieler Kosmetika, der aus Fischschuppen hergestellt wird. Wir erklären dir, worin Guanin steckt und wie du den Stoff vor dem Kauf erkennen kannst.

Guanin, oder auch „Fischsilber“, ist ein kosmetischer Farbstoff. In seiner kristallinen Form kommt er in Fisch- und Reptilienschuppen vor. Kosmetika, die Guanin enthalten, sind somit nicht vegan. Das Pigment versteckt sich in vielen Kosmetikprodukten auch hinter den Namen „Perlenessenz“ oder „Pearl Essence“.

Guanin sorgt in Kosmetikprodukten für Glanz und Schimmer. Daher ist es besonders beliebt in folgenden Produkten: 

  • Nagellack 
  • Lidschatten
  • Lippenstift

So wurde Guanin entdeckt

Guanin wird aus Firschschuppen gewonnen.
Guanin wird aus Firschschuppen gewonnen.
(Foto: CC0 / Pixabay / pixaoppa)

Die Gewinnung des Guanins ist sehr aufwendig. Es wird aus den Schuppen von Sardine, Hering und Ukelei gewonnen. Die Fischsilber-Kristalle werden mithilfe organischer Lösemittel von den Fischschuppen gelöst und anschließend gewaschen. 

Die Idee, Fischschuppen für einen schimmernden Effekt zu verwenden, geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Der Franzose François Jaquin stellte beim Waschen von Fisch fest, dass das Waschwasser nachher feine silbrige Teilchen enthielt. Er ließ das Wasser einige Zeit stehen, die Teilchen sanken zu Boden und mit diesem Bodensatz bemalte er kleine Kügelchen. Das Fischsilber fand nicht nur für solche künstlichen Perlen Verwendung, sondern auch zum Überziehen von Haarschmuck und Kämmen. Im 20. Jahrhundert wurde es schließlich auch Bestandteil von Autolacken

Frühere Alternativen zu Guanin

Neben Perlglanzeffekt auf Fischschuppenbasis gibt es einige Alternativen, um einen schimmernden Effekt in Kosmetik zu erhalten.

Noch bevor Fischschuppen für einen Glanzeffekt eingesetzt wurden, bedienten sich Menschen anderer Stoffe. So wurden früher Perlglanzpigmente aus Quecksilberchlorid, Bismutoxichlorid oder Bleiweiß genutzt. Nicht nur wegen ihres schimmernden Effekts wurden diese Stoffe aufgetragen: Blei diente auch als Schminke für einen blassen Teint und Quecksilber als Mittel gegen Sommersprossen. Beide Stoffe sind jedoch hochgiftig, was auch in früheren Zeiten durchaus schon bekannt war. 

Laut der EU-Kosmetik-Verordnung sind Schwermetalle mittlerweile in Kosmetik verboten oder nur in sehr kleinen Mengen erlaubt (wenn sie nicht vermeidbar sind). Somit sind Blei und Quecksilber schon lange aus dem Spiel. Bismutoxidchlorid hingegen wird auch heute noch als silberweißes Pigment in Kosmetika verwendet. Je nach Konzentration und Hauttyp kann es vereinzelt zu Reizungen oder Hautrötungen führen und die Stoffe werden teils als sehr bedenklich eingestuft. Bismutoxidchlorid kommt auch in Naturkosmetik vor. 

Heutige Alternativen zu Guanin – jedoch ebenfalls mit Nachteilen

Mica ist eine Alternative zu Guanin, hat aber auch Nachteile.
Mica ist eine Alternative zu Guanin, hat aber auch Nachteile.
(Foto: CC0 / Pixabay / wilkernet)

Eine heutzutage gängige Alternative zu Pearl Essence in Kosmetika ist Mica. Der Begriff bezeichnet eine Gruppe von Mineralien, die auch als Glimmer bekannt sind. In der Natur kommt Glimmer zum Beispiel in Granit oder Marmor vor. Die Idee, natürlichen Glimmer feingemahlen als Perlglanzpigment zu verwenden, gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert.

Im Gegensatz zu Fischschuppen ist Mica zwar vegan. Doch im Abbau von Mica ist Kinderarbeit verbreitet. Vor allem in Indien und China arbeiten Kinder unter gesundheitsschädlichen Bedingungen in Glimmer-Minen, statt in die Schule zu gehen.

Ein Siegel, das dir verrät, ob Glimmer in deinem Produkt enthalten ist, gibt es noch nicht. Viele Unternehmen sind sich der schlechten Arbeitsumstände, die mit Mica zusammenhängen, bewusst. Daher gibt es die „Responsible Mica Initiative“ (RMI), der unter anderem H&M, L’Oréal und The Body Shop angehören. Die Initiative möchte die Arbeitsbedingungen und eine Überwachung der Lieferketten sowie die gesetzlichen Begebenheiten in den Ländern verändern, in denen Mica abgebaut wird.

Doch du musst nicht komplett auf Glitzer verzichten, wenn du keine Fischschuppen oder Glimmer nutzen möchtest. Es gibt bereits biologisch abbaubaren Glitter aus Zellulosepartikeln, gewonnen aus Buchenholz, Mais, Weizen, Hafer und Eukalyptus (erhältlich zum Beispiel im Avocadostore). Laut dem Institut Fraunhofer IMWS birgt die Alternative Potenzial, ist bisher aber noch nicht ausreichend erforscht, um sie im Gegensatz zu Mica und Guanin einwandfrei zu empfehlen.

Wie erkenne ich ob ein Produkt Guanin enthält?

Fischschuppen geben Kosmetika einen schimmernden Effekt.
Fischschuppen geben Kosmetika einen schimmernden Effekt.
(Foto: CC0 / Pixabay / MaxwellFury)

Um zu erkennen, ob in einem Kosmetikprodukt Pearl Essence steckt, musst du einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. Denn oft machen es Abkürzungen den Verbraucher:innen nicht leicht, bestimmte Stoffe zu identifizieren.

Grund dafür ist die INCI (deutsch: „Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe“). Diese soll dafür sorgen, dass Inhaltsstoffe EU-weit vergleichbar zu lesen sind. Das bedeutet auch, dass die Inhaltsstoffe in der Regel mit ihrem englischen oder lateinischen Namen aufgelistet werden.

Teilweise werden auch Nummern verwendet:

  • Die Nummer CI 75170 deutet darauf hin, dass ein Produkt Guanin enthält.
  • Ob Mica enthalten ist, erkennst du an der INCI-Nummer CI 77019

Praktisch: Es gibt Apps, die für dich Inhaltsstoffe überprüfen. Guanin ist nicht gesundheitsschädlich. Daher wird der Stoff in den Apps eventuell als unbedenklich eingestuft. Verbraucher:innen, die auf vegane Kosmetik achten, müssen also auch hier aufmerksam sein und genau hinschauen, ob die App das Produkt auch als vegan und tierversuchsfrei angibt.

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Überarbeitet von Nora Braatz

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