Die Stadt Dingolfing in Bayern nutzt Abwasser aus der Essiggurkenproduktion als Ersatz für Streusalz. So gelangt insgesamt weniger Salz in die Umwelt – aber immer noch zu viel.
Streusalz ist aus vielen Gründen schlecht für die Umwelt: Es reichert sich in Gewässern an, verdichtet Böden, schädigt Pflanzen und führt bei Tieren zu entzündeten Pfoten. Viele nutzen Streusalz im Winter dennoch gerne, da es den Gefrierpunkt von Eis absenkt und deshalb Schnee und Eis zum Schmelzen bringt.
Die Stadt Dingolfing in Bayern nutzt seit 2019 im Rahmen eines Pilotprojekts Abwasser aus der Essiggurkenproduktion eines lokalen Unternehmens als Ersatz für Streusalz. Für das Unternehmen ist das praktisch, weil es das Abwasser nicht mehr aufwändig klären muss. Für die Umwelt wiederum ist es gut, dass insgesamt weniger Salz in die Natur gelangt. 100 Tonnen Streusalz sollen durch das Gurkenwasser-Recycling eingespart werden.
Hinweis: Das Wort „Gurkenwasser“ ist in diesem Zusammenhang etwas irreführend. Es handelt sich bei dem Streusalz-Ersatz um salzhaltiges Abwasser, nicht um das essigsaure Wasser aus Gurkengläsern. Große Mengen Essigsäure wären für die Umwelt ebenfalls problematisch. Das Umweltbundesamt bezeichnet Essigsäure in einem Beitrag über Unkrautvernichtung als „verhältnismäßig umweltfreundlich“ im Vergleich zu anderen Unkrautvernichtern – doch auch Essigsäure sollte nur im Notfall im Garten eingesetzt werden. Über längere Zeit eingesetzt erhöht Essig den Säuregehalt des Bodens und kann so den Pflanzen und Bodenlebewesen schaden.
Eine halbgute Lösung
Dennoch ist die Lösung nicht hundertprozentig zufriedenstellend. Denn auch wenn auf diese Weise weniger Salz in der Umwelt landet – wenig ist immer noch zu viel. Besser für die Umwelt wäre es, zu nachhaltigeren Alternativen für Streusalz oder Solewasser zu greifen und für das Abwasser aus der Essiggurkenproduktion eine andere umweltverträglichere Lösung zu finden.
Es gibt verschiedene nachhaltige Alternativen zu Streusalz:
- Das wären zum Beispiel Kies, Sand oder Sägespäne. Idealerweise sollten die Streumittel das Umwelt-Siegel „Blauer Engel“ tragen.
- Es gibt inzwischen auch Streumittel aus Resten von Maiskolben, die für die Natur unbedenklich sind.
- Am besten ist ohnehin die Schneeschaufel, bei der keine Reststoffe in der Umwelt zurückbleiben.
Übrigens: Gut möglich, dass sich bald auch an anderen Orten in Deutschland Gurkenwasser auf den Straßen und Wegen wiederfindet. Andere Bundesländer wie Brandenburg – aus dem die Spreewaldgurken kommen – zeigen ebenfalls Interesse an der Methode.
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