Das Umweltbundesamt hat sich gegen das Heizen mit Holz ausgesprochen. Denn die Luftverschmutzung durch Kamine und andere Holzheizungen ist enorm. Was das bedeutet – und was Verbraucher:innen jetzt beachten sollten.
Das Umweltbundesamt (UBA) rät vom Heizen mit Holz ab. Denn um die kürzlich verschärften Leitlinien für Luftqualität der WHO einzuhalten, reichen klassische Maßnahmen nicht aus. Deshalb forderte der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner, bei einer Online-Präsentation der deutschen Luft-Statistik: „Wir sollten darauf verzichten, Holz zu verheizen.“
Das Heizen mit Holz verursacht viel Feinstaub, und dieser schadet nicht nur der Luftqualität.
- Mit Feinstaub werden über 53.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Verbindung gebracht. Wenn man Holz verbrennt, entstehen dabei Partikel, die „ besonders tief in den Körper eindringen können und damit besonders gesundheitsschädlich sind“, warnt die Deutsche Umwelthilfe (DUH).
- Der Ruß, der bei der Verbrennung entsteht, ist zudem klimaschädlich – sein Treibhauspotential soll beim bis zu 3.200-Fachen von CO2 liegen. Die DUH warnt: „Aktuelle Untersuchungen und Schätzungen kommen zu dem Schluss, dass Scheitholzöfen eine ähnlich schlechte oder gar schlechtere Klimabilanz als Gasheizungen aufweisen können.“
Wie die TAZ Mitte Februar berichtete, gibt es noch kein konkretes Konzept, um die Forderung des Präsidenten umzusetzen. Auch stehe der Ausstieg aus der Holzverfeuerung weder im Bundesumweltministerium noch im Wirtschaftsministerium derzeit auf der Agenda.
Heizen mit Holz stößt mehr Feinstaub aus als Verkehr
Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Holzöfen in Deutschland mittlerweile mehr Feinstaub produzieren als alle LKW und PKW zusammen. „Ein besonderes Problem stellen die – zumeist älteren – Einzelraumfeuerungen dar“, erklärte das UBA bereits letztes Jahr dazu auf seiner Website. Damit sind beispielsweise Kamin- und Kachelöfen gemeint. Sie verursachen im Vergleich um ein Vielfaches höhere Feinstaubemissionen als moderne Festbrennstoffkessel. Entscheidend für die Emissionen sei aber unter anderem auch die Holzqualität und, ob man Brennstoff automatisch oder manuell zuführt.
Holzkleinfeuerungsanlagen (also zum Beispiel Kamine) sollen jeweils 18.600 Tonnen Feinstaub (Durchmesser 10 Mikrometer) verursachen. Zählt man Feinstaub aus vergleichbaren Systemen mit Öl, Gas, Kohle hinzu, kommt man auf circa 20.600 Tonnen, Holz macht also den größten Anteil der Gruppe aus. Auspuffemissionen aus dem Straßenverkehr verursachen dagegen nur etwa 6.800 Tonnen.
Bei noch kleinerem Feinstaub (Durchmesser 2,5 Mikrometer) ist der Unterschied noch größer: 17.600 Tonnen aus Holzkleinfeuerungsanlagen vs. 6.800 Tonnen aus dem Straßenverkehr. Neben Feinstaub entstehen beim Heizen mit Holz auch erheblich Mengen Stickstoffoxide und andere schädliche Gase.
Heizen mit Holz: Was ist mit Pelletheizungen?
Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ unterstützt unter anderem den Einsatz neuer Heizungsanlagen. Wer seine alte Ölheizung durch eine Holzpelletheizung („Biomasseanlage“) austauscht, kann laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Zuschuss von bis zu 45 Prozent erhalten.
Dies steht im Gegensatz zur Empfehlung des Umweltbundesamts. Dieses rät für eine energetische Grundsanierung oder einen Neubau zu einem brennstofffreien Heizsystem (ohne Gas, Öl, Holz). Auch bei teilsanierten Häusern sollte der Ausstieg aus u.a. Holzheizsystemen rechtzeitig geplant werden. Besonders wichtig seien unter anderem eine angepasste Bauweise und Wärmedämmung. „Das ist die optimale Voraussetzung, den Wärmebedarf mit brennstofffreien erneuerbaren Energien wie Wärmepumpen, idealerweise mit Wind- und Solar-Strom betrieben, Fern-/Nahwärme oder Solarthermie decken zu können.“
Das UBA erklärt aber auch: Der Ausstoß ist meist geringer als beim klassischen Kaminofen, weil die Pellets genormt sind und ihr Wassergehalt niedrig ist. Auch sind Bedienungsfehler ausgeschlossen.
Ist Holz ein klimaneutraler Rohstoff?
Holz hat zwar das Image eines klimaneutralen Rohstoffs. Doch die Rechnung geht nur unter bestimmten Bedingungen auf: „Nur wenn im Sinne einer nachhaltigen Waldwirtschaft eine entsprechende Holzmenge zeitnah nachwächst, ist die Kohlenstoffbilanz im Wald ausgeglichen“, erklärt das UBA. Auch durch die Ernte, den Transport und die Bearbeitung entstehen Emissionen, zudem brauchen wir den Wald eigentlich als Kohlenstoffsenke.
„Von der energetischen Holznutzung ist deshalb aus Klimaschutzgründen abzuraten, insbesondere dann, wenn brennstofffreie erneuerbare Alternativen zur Raumwärmebereitstellung zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Wärmepumpen oder Solarthermie“, erklärt das Amt.
Ob es Subventionen für neue Holzheizungen weiterhin geben soll, werde im Rahmen einer ohnehin anstehenden Reform bis zum Sommer überprüft, teilte das Wirtschaftsministerium auf Anfrage der TAZ mit. In Deutschland heizen viele Menschen mit Holz, es bestehen rund 11 Millionen Holzheizungen. Diese und auch der Großteil der neuen Anlagen, die ohne staatliche Förderungen gebaut werden, wären von einer solchen Änderung aber nicht betroffen.
Was können Verbraucher:innen machen?
Wer einen Kamin zuhause hat, dem rät die Deutsche Umwelthilfe, auf einen Kaminofen mit Staubabscheider und Blauem Engel umzusteigen oder den alten Ofen mit einem Filter bzw. Staubabscheider nachzurüsten. Seit Januar 2022 gibt es auch einen Blauen Engel für Staubabscheider. Das Siegel garantiert, dass die Staubabscheider die Feinstaubmenge um mindestens 80 Prozent und die Anzahl ultrafeiner Partikel um mehr als 90 Prozent mindern.
Wer nicht mit Holz heizen muss und eine bessere Alternative zur Verfügung hat, der sollte den Ofen möglichst selten nutzen. Außerdem ist es wichtig, hochwertige Brennstoffe zu verwenden und den Ofen regelmäßig zu warten und richtig zu bedienen. Dafür hat die DUH eine Liste mit konkreten Tipps zusammengestellt.
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