Am 25. November ist wieder „Kauf-nix-Tag“. Die Gegenveranstaltung zum Black Friday ruft dazu auf, draußen zu bleiben aus Shopping-Centern, Supermärkten und Boutiquen.
Gerade die kommenden Wochenenden arten für viele Menschen in wahre Shopping-Exzesse aus. Jede:r kennt die Bilder von mit Einkaufstüten bepackten Menschenmassen, die sich durch Einkaufszentren und Innenstädte schieben.
Beispielhaft dafür steht der „Black Friday„ in den USA: der Tag nach Thanksgiving, an dem viele Amerikaner:innen frei haben und der den Beginn der Weihnachtseinkaufssaison mit vielen Rabatten und Schnäppchen einleitet.
Und auch hier heißt Weihnachten für viele Leute einfach nur Einkaufen bis zum Umfallen, von allem mehr, mehr, mehr bekommen. Ein Zustand, der den Aktivist und Künstler Ted Dave im Jahr 1992 auf die Idee brachte, in Vancouver den „Buy Nothing Day“ ins Leben zu rufen.
Kauf-nix-Tag statt Black Friday
Die Stadt Vancouver darf zu Recht als eine Brutstätte der weltweiten Umweltbewegung bezeichnet werden. Hier gründeten Friedensaktivsten 1971 die wohl berühmteste Umweltorganisation aller Zeiten: Greenpeace. Hier ist der Geburtsort des kapitalismuskritischen Magazins „Adbusters“ und im Jahr 1992 wurde hier der erste „Buy Nothing Day“ organisiert.
Die in Deutschland als „Kauf-nix-Tag“ bekannte Aktion ruft zu einem 24-stündigen freiwilligen Konsumverzicht auf. Sie gehört zu den ersten und bedeutsamsten Kampagnen, um Wirtschaft und Unternehmen mit der Macht der Verbraucher:innen zu konfrontieren. Denn jeder einzelne Dollar, jeder Euro ist Einkaufsmacht: eine von Verbraucher:innen noch immer viel zu selten entfesselte und von Unternehmen auch häufig in Frage gestellte Kraft.
„Alles in der Wirtschaft ist darauf angelegt, heute, jetzt, hier, sofort etwas zu kaufen. Ich war davon völlig erschöpft und dachte, vielleicht ist es eine gute Idee, endlich einmal eine Shopping-Pause einzulegen“,
sagte Initiator Ted Dave damals. Er beschloss, einen Tag im Jahr festzulegen, an dem Menschen nichts kaufen sollten. Ted Dave suchte sich dafür den letzten Samstag im November aus. In Nordamerika ist dies kurz nach Thanksgiving (Ernte-Dank-Fest) und zugleich auch der Beginn der langen Einkaufswochenenden für Weihnachten. Er entwarf ein paar Poster, die er in Vancouver und Umgebung plakatierte – heute ist seine Aktion weltweit wichtig und bekannt.
Einen Tag lang nichts kaufen: Was soll man damit schon erreichen?
Verschiebt man damit nicht einfach nur seine Einkäufe um 24 Stunden und dann wird weiter wie bisher konsumiert? Vielleicht. Doch zunächst einmal ist der „Kauf-nichts-Tag“ ein guter Anlass, das eigene Konsumverhalten bewusst zu hinterfragen – und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem es oft schwer ist, sich dem Konsumtrubel zu entziehen: kurz vor Weihnachten.
Wer einmal ausprobiert hat über 24 Stunden keinen Cent auszugeben – ob aus der Not oder aus freiem Willen heraus – der weiß, das in dieser Zeit viel passiert. Man stolpert über Automatismen und Gewohnheiten („kein Tag ohne Butterbrezel“), erkennt Nötiges und Überflüssiges, denkt vielleicht über Hunger und Durst, über Haben und Sein nach.
Protest gegen umweltschädliche, unmenschliche Herstellungsbedingungen
Doch hinter der Idee des „Kauf-nix-Tag“ verbirgt sich auch ein gesellschaftspolitischer Aspekt: Er will ein Zeichen gegen umweltschädliche, unmenschliche Herstellungsbedingungen setzen und auf den zerstörerischen Einfluss der Konsumgesellschaft aufmerksam machen. Denn: Wie gehen wir mit den Ressourcen der Erde um?
Wir konsumieren oft so, als ob wir eine zweite Welt mit reinem Wasser, sauberer Luft, glücklichen Tieren, Wäldern, unverseuchten Böden und unversehrter Ozonschicht in petto hätten. Eine schöne Illusion, die von der omnipräsenten Industrie- und Werbemaschinerie jeden Tag mit neuen „Heile-Welt-Motiven“ genährt wird. Der Appetit darauf scheint jedenfalls um so größer zu werden, je mehr im Argen liegt.
Deshalb: Macht mit beim „Kauf-nix-Tag“ und gebt an dem Samstag keinen Cent aus. Und danach sagen wir uns womöglich: Ich will weniger konsumieren und dafür bewusster.
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