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Intrusive Gedanken: So befreist du dich von ihnen

intrusive gedanken
Foto: CC0 / Pixabay / JerzyGorecki

Intrusive Gedanken kommen scheinbar aus dem Nichts und beziehen sich oft auf sensible Themen, wie etwa Gewalt, Verlust oder Sexualität. Was hinter diesen Gedanken steckt und wie du am besten mit ihnen umgehst, erfährst du hier.

Du sitzt in der Bahn und liest ein unterhaltsames Buch und plötzlich bringt dich ein verstörender Gedanke völlig aus dem Lesefluss. Er kam scheinbar völlig aus dem Nichts und enthält aus deiner Sicht eigentlich völlig unmoralische Inhalte. Der Gedanke lässt dich nicht mehr los. Du willst nichts mehr als ihn loszuwerden, doch je mehr du versuchst ihn zu verdrängen, umso stärker bleibt er in deinem Bewusstsein.

Damit bist du nicht allein. Laut der Harvard Medical School sind viele Menschen von diesen sogenannten intrusiven Gedanken betroffen. Da sie oft jedoch auch Scham, Angst oder Schuldgefühle auslösen, sprechen die meisten Personen nicht über sie. Das führt dazu, dass Betroffene nicht wissen, wie sie mit diesen Gedanken umgehen sollen.

Fälschlicherweise interpretieren sie intrusive Gedanken dann als Signal für dunkle Persönlichkeitsmerkmale, versuchen den Gedanken genaustens zu analysieren und auseinanderzunehmen oder verdrängen ihn im Gegenteil krampfhaft. Hilfreich sind diese Ansätze jedoch nicht. Im Gegenteil: Sie können aufkommende Ängste, Panik und Selbstzweifel verstärken.

Was sind intrusive Gedanken?

Laut der Harvard Medical School erkennst du intrusive Gedanken an drei zentralen Merkmalen:

  • Der Gedanke ist ungewöhnlich für dich und unterscheidet sich stark von deinen anderen alltäglichen Gedankengängen.
  • Der Gedanke ist verstörend. Dementsprechend hast du das Bedürfnis, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
  • Der Gedanke ist jedoch nur schwer kontrollierbar und kommt immer wieder. In der Regel vertieft sich der Gedanke sogar, je mehr du versuchst, ihn zu verdrängen.

Dem Wissenschaftsmagazin Spektrum zufolge geht es in intrusiven Gedanken häufig um tabuisierte und angstauslösende Themen. Dazu gehören vorrangig Aggressivität, Verlustereignisse, Gefährdungen, ansteckende Krankheiten und Sexualität. Die Gedanken können entweder abstrakt oder aber als explizites Bild auftreten.

Intrusive Gedanken können auch ein Symptom einer psychischen Erkrankung, zum Beispiel einer Essstörung, oder Folge eines unaufgearbeiteten Traumas sein. Bei den meisten Betroffenen ist dies jedoch nicht der Fall, so die Harvard Medical School. Denn die verstörenden Gedanken sind ein durchaus verbreitetes Phänomen und meistens kein Grund zu Sorge.

Intrusive Gedanken: Was wollen sie uns sagen?

Oft interpretieren wir in intrusive Gedanken mehr hinein, als nötig wäre.
Oft interpretieren wir in intrusive Gedanken mehr hinein, als nötig wäre.
(Foto: CC0 / Pixabay / artsysolomon)

Laut der ADAA (Anxiety & Depression Association of America) finden viele Menschen intrusive Gedanken vor allem deshalb belastend, weil sie glauben, der verstörende Gedanke sage etwas Negatives über ihren Charakter aus. Sie glauben zum Beispiel, wiedeholte Gedanken an gewaltvolle Handlungen seien ein Anzeichen dafür, dass sie solchen Handlungen tatsächlich nachgehen wollten.

Oft sei jedoch das Gegenteil der Fall: Gerade weil Menschen einen Gedanken so krampfhaft verdrängen wollen, kommt er immer wieder zurück. Und meistens wollen wir Gedanken möglichst schnell verdrängen, wenn uns die Inhalte fremd, inakzeptabel und unmoralisch erscheinen.

Die ADAA betont diesbezüglich zudem, dass nicht jeder Gedanke, den wir haben, etwa Wichtiges über unsere Persönlichkeit aussagt. Es sei deshalb nicht sinnvoll, jeden Gedanken genau analysieren und verstehen zu wollen. Manchmal reicht es aus, einen Gedanken einfach zu akzeptieren und zu warten, dass er wieder geht.

So wirst du verstörende Gedanken wieder los

Die Harvard Medical School und die ADAA empfehlen folgende Schritte, um intrusive Gedanken wieder loszuwerden und ihnen nicht zu viel Raum zu geben:

  1. Ein verstörender Gedanke kommt auf? Dann identifiziere diesen zunächst einmal als intrusiv, indem du ihn auf die zentralen Merkmale hin untersuchst.
  2. Sage dir nun bewusst: „Das ist ein intrusiver Gedanke. Er spiegelt nicht wider, wer ich bin, was ich eigentlich denke, an welche Werte ich glaube oder was ich tun möchte.“
  3. Gib dir und deinem Bewusstsein ausreichend Zeit, damit der Gedanke wieder gehen kann.
  4. Akzeptiere, dass solche Gedanken eventuell wiederkehren.
  5. Verurteile dich nicht selbst dafür, hin und wieder intrusive Gedanken zu haben. Führe dir dazu vor Augen, dass es sich nur um zufällige Gedanken und keine Symbole oder Signale handelt, die auf deine Persönlichkeit schließen lassen.
  6. Wenn möglich, fahre einfach mit der Tätigkeit fort, die du gerade ausgeführt hast. Akzeptiere dabei, dass dich eventuell Sorgen oder ein Gefühl von Ängstlichkeit kurz begleiten werden.

Wenn intrusive Gedanken deinen Alltag zunehmend einschränken, solltest du medizinische beziehungsweise psychologische Hilfe hinzuziehen. Auch wenn dich verstörende Gedanken nur hin und wieder heimsuchen, dich dabei aber stark belasten, kann eine (kurzfristige) Therapie sinnvoll sein.

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