„Ist Luisa hier?“ – Mit diesen drei Worten kannst du dir Hilfe holen, wenn dich in Clubs und Bars eine andere Person belästigt. Wie das Konzept genau funktioniert und was dahinter steckt, erfährst du hier.
Du möchtest einfach nur einen ausgelassenen, schönen Abend verbringen und plötzlich spricht dich an der Bar jemand an und lässt dich auch nach einem klaren „Nein!“ nicht in Ruhe? Oder eine Person tanzt dich auf der Tanzfläche an, du versuchst auszuweichen, wirst aber immer mehr in die Ecke gedrängt? Solche Situationen sind für Frauen keine Seltenheit.
Laut der Plattform „Gewalt-Info“ wurden drei Viertel aller Frauen im Erwachsenenalter schon einmal sexuell belästigt. Bei Männern liegt der Anteil etwa bei einem Viertel. Zudem nehmen Frauen diese Situationen tendenziell als bedrohlicher wahr.
In einer konkreten Situation, in der du sexuell belästigt wirst, weißt du vielleicht nicht sofort, wen du um Hilfe bitten und wie du der anderen Person entkommen kannst. Das ist im Nachtleben noch schwieriger, wenn du eventuell auch schon ein paar alkoholische Getränke konsumiert hast. Dann kann dir die Code-Frage „Ist Luisa hier?“ weiterhelfen.
„Ist Luisa hier?“: So funktioniert das Konzept
„Luisa ist hier!“ ist eine Kampagne des Münsteraner Frauen-Notrufs. Sie wurde 2016 ins Leben gerufen und ist mittlerweile in zahlreichen deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz vertreten. Ziel der Kampagne ist es, Menschen, die sexuell belästigt werden, niedrigschwellig Hilfe anzubieten. So kannst du in einer Situation, in der du dich unwohl oder bedroht fühlst, einfach das Personal in einem Club oder einer Bar nach „Luisa“ fragen und bekommst Hilfe, ohne dass sie weitere Fragen stellen.
Die Mitarbeitenden können dich dann zum Beispiel erst einmal aus der Situation herausholen, indem sie dich hinter die Theke bitten oder dich in einen anderen Raum begleiten. Dann können sie dir ein Taxi rufen, Freund:innen oder im Ernstfall auch die Polizei verständigen. Welche Hilfe du genau in Anspruch nehmen möchtest, kannst du dabei natürlich selbst entscheiden.
In welchen Clubs und Bars du „Ist Luisa hier?“ als Codewort nutzen kannst, erfährst du auf der Webseite der Kampagne. Die meisten teilnehmenden Institutionen machen zudem mit Flyern oder Stickern vor Ort auf das Hilfsangebot aufmerksam.
In ihrer Konzeption ist die Luisa-Kampagne an das englische Konzept „Ask for Angela“ angelehnt, das auf dieselbe Weise funktioniert.
Warum die Kampagne wichtig ist
Vielleicht fragst du dich jetzt, warum es unbedingt ein Codewort für solche Situationen geben muss und Menschen nicht einfach so beim Personal um Hilfe bitten können. Tatsächlich ist es in einem vollen Club mit lauter Musik und viel Gedränge nicht einfach, Mitarbeitenden schnell ein Problem zu schildern. Vielleicht bist du auch von der Situation noch so schockiert, dass du nicht gleich die richtigen Worte findest. Im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova bestätigt ein Barkeeper, dass er deutlich schneller handeln kann, wenn er das Codewort hört.
Laut dem Schweizer Magazin „Bote“ wurde der Name „Luisa“ speziell angesichts des lauten Nachtlebens ausgewählt. So enthält der Name einen Kopfton und ist auch in einer lauten Umgebung gut zu verstehen. Zudem ermöglicht die Luisa-Kampagne es Menschen zudem, sich diskret Hilfe zu holen und sich nicht sofort als Opfer outen zu müssen.
In allen teilnehmenden Clubs erhält das Personal außerdem eine Schulung. Mitarbeitende sind also für die entsprechenden Situationen sensibilisiert und wissen genau, wie sie dich schnell und diskret aus einer Situation herausholen können.
Wie gut funktioniert das Code-Wort „Luisa“?
Zur Frage, wie oft „Luisa“ in teilnehmenden Clubs und Bars schon zum Einsatz kam und wie gut die Frage dann funktionierte, liegen keine offiziellen Zahlen vor. Deshalb ist der Erfolg der Kampagne schwer messbar. Laut Gewalt-Info ist es mittlerweile jedoch schon bestätigt, dass das Hilfsangebot auch eine stark präventive Wirkung hat. So können Flyer und Sticker, die auf die Kampagne aufmerksam machen, potenzielle Belästiger:innen abschrecken und Frauen ermutigen, früh genug um Hilfe zu bitten. Schließlich wird so klar, dass Menschen in diesem Club für sexuelle Belästigung sensibilisiert sind. Zudem fühlen sich insbesondere weibliche Personen eventuell sicherer, wenn sie wissen, dass sie beim Personal unkompliziert um Hilfe fragen können.
Die Kampagne hinter „Ist Luisa hier?“ des Frauen-Notrufs versteht sich grundsätzlich als Angebot für Mädchen und Frauen. Nicht-binäre sowie männliche Personen spricht die Kampagne nicht direkt an. Ob dir also auch geholfen wird, wenn du das Codewort als nicht eindeutig weiblich gelesene Person verwendest, ist unklar – einen Versuch in einer Gefahrensituation aber allemal wert.
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