Kaminöfen reduzieren die Kosten für die Zentralheizung, stoßen aber große Mengen an Feinstaub aus. Dieser gilt als umwelt- und gesundheitsschädlich. Wer auf einen Kaminofen angewiesen ist, kann mit einigen Tipps zumindest umweltfreundlicher heizen.
Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Holzöfen in Deutschland mittlerweile mehr Feinstaub produzieren als alle LKW und PKW zusammen. Das ist die Folge einer nicht vollständigen Verbrennung von Holz im Ofenraum.
Und das wird zum Problem, wenn in diesem Herbst und Winter mit so hohen Gas- und Öl-Preisen viele ihre Holzöfen intensiver nutzen und noch mehr Öfen installiert werden. Mehr Kaminöfen führen voraussichtlich dazu, dass die Belastung der Luft mit Feinstaub steigt. Das kann auch gesundheitliche Folgen haben: Die winzigen Partikel können Atemwegsprobleme und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems verursachen.
Aber jeder Ofenbesitzer kann etwas dazu beitragen, die Emissionen, vor allem den Feinstaub, zumindest zu reduzieren:
1. Hohe Temperaturen beim Entzünden erreichen
Das Problem: Brennt das Holz am Anfang zu langsam ab, gibt der Kaminofen über den Schornstein vergleichsweise viele unverbrannte Kleinstoffe wie Feinstaub in die Luft ab.
Die Lösung: Damit sich das Holz schnell entzündet und anschließend gut durchbrennt, empfiehlt Andreas Walburg vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks, daraus ein Türmchen zu errichten. Unten liegen ein paar Holzscheite mit der Schnittkante nach oben. Darüber kommen gitterartig in mehreren Etagen Scheite aus dünnerem Anzündholz.
Der Stapel wird oben gezündet, sodass sich das Feuer nach unten durchfrisst. So entsteht auf dem Boden ein Glutbett, in das später weitere Hartholzscheite nachgelegt werden.
Der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) weist darauf hin, dass sich das umgedrehte Stapeln der Anzündhölzer sowie das Entzünden von unten bei Öfen mit einem Bodenrost anbietet. Es ist also sinnvoll, immer auch die Bedienungsanleitung des jeweiligen Ofens zu lesen.
2. Für weniger Feinstaub: Kaminofen mit viel Luft anzünden
„Wichtig ist, dass am Anfang die Luftregler geöffnet sind, damit genügend Verbrennungsluft zuströmen kann“, sagt Andreas Walburg. Erst wenn das Holz gut brennt, sollte die Luftzufuhr entsprechend der Herstellerangaben zum Ofen angepasst werden.
Übrigens, ob Sie Ihren Ofen mit ausreichend Temperatur und Luftzufuhr entzünden, können Sie sehen: Je mehr sichtbarer Rauch aus dem Schornstein kommt, desto mehr Feinstaub verbreitet der Kaminofen. Anfangs ist das normal, aber laut HKI sollte 20 Minuten nach Entzünden des Feuers optisch kaum noch Rauch aus dem Schornstein treten.
3. Getrocknetes Holz nutzen
Es ist verboten, frisch geschlagenes oder noch nicht ausreichend getrocknetes Holz zu verfeuern. Denn es produziert mehr Ruß- und Staubpartikel, die durch den Schornstein in die Umwelt gelangen, so Schornsteinfegermeister Andreas Walburg.
Daher darf nur Holz mit einer Restfeuchte von unter 25 Prozent genutzt werden. Das entspricht weniger als 20 Prozent Wassergehalt. Zum Vergleich: Frisch geschlagenes Holz aus dem Wald kann abhängig von Jahreszeit und Sorte bis zu 60 Prozent Wassergehalt beziehungsweise 150 Prozent Feuchtegehalt enthalten. Günstige Messgeräte zur Überprüfung gibt es im Baumarkt.
Das bedeutet: Frisch geschlagenes Holz muss erst mal trocknen. Fichte und Pappel brauchen ein Jahr, Birke, Erle und Linde anderthalb Jahre Trockenheit an einem luftdurchlässigen Ort, so Andreas Walburg. Harte Hölzer wie Buche, Esche und Obstgehölze müssen zwei bis zweieinhalb Jahre liegen. Und Eichenholz braucht bis zu drei Jahre. Danach sollten sie weniger Feinstaub produzieren und können im Kaminofen verbrannt werden.
4. Nur naturbelassenes Holz verbrennen
Übrigens: Es ist auch nicht erlaubt, etwas anderes als unbehandeltes Holz als Scheite, Pellets oder Briketts im Ofen zu verbrennen. Denn Müll, Kunststoffe, selbst Zeitungspapier und Stoffe, aber auch Sperrholz, Faserplatten sowie verleimtes, lackiertes und gestrichenes Holz setzen beim Verbrennen hohe Emissionen und womöglich auch andere Schadstoffe frei.
5. Staubabschneider im Kaminofen nachrüsten & Feinstaub reduzieren:
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) plädiert seit Langem dafür, die rechtlichen Regelungen für Schadstofftechnik bei Holzöfen und Holzheizkesseln zu verschärfen. Sie empfiehlt Filter beziehungsweise Staubabscheider, welche im oder auf dem Schornstein installiert werden. „Staubabscheider haben eine vergleichbare Funktion wie ein Partikelfilter bei einem Auto mit Verbrennungsmotor“, erklärt die Organisation auf ihrer Webseite. „Anders als Partikelfilter bei Autos scheiden die ‚Filter‘ für Holzöfen die Partikel elektrostatisch ab, damit diese nicht durch den Schornstein in die Atemluft gelangen können.“
Bisher sind die Feinstaub-Filter nur für Kaminöfen mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ vorgeschrieben. Diese Öfen reduzieren die Anzahl der besonders kleinen Partikel um mehr als 90 Prozent, erklärt die DUH. Die Staubabschneider kann man auch bei bestehenden Kamin- und anderen Scheitholzöfen nachrüsten. Die DUH empfiehlt dafür Filter mit dem „Blauen Engel für Staubabscheider“.
Utopia meint: Wir bei Utopia raten davon ab, einen Kamin als Heizalternative neu anzuschaffen. Die Gründe werden ausführlich in folgenden Beiträgen aufgeführt:
- Heizen mit Holz – aus diesen Gründen keine gute Idee
- Von Heizlüfter bis Wärmepumpe: Was Alternativen zur Gasheizung kosten & bringen
Wer einen Kamin hat und auf diesen als Wärmequelle angewiesen ist, muss ihn nutzen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass der Kamin den aktuellen Anforderungen entspricht (seit 2021 gelten zum Beispiel neue Feinstaubregeln für Kaminöfen) und den Ofen gemäß den oben gelisteten Tipps möglichst feinstaubarm zu betreiben. Für mehr Umweltschutz kannst du auch darauf achten, dass du das Holz aus nachhaltigen Quellen beziehst. Umweltschonende verarbeitete Hackschnitzel, Holzpelletts und Holzbriketts aus nachhaltiger Forstwirtschaft werden zum Beispiel ebenfalls mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.
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