Kajal gehört für viele Menschen zur täglichen Make-Up-Routine. Was aber weniger bekannt ist: Viele Kajalstifte enthalten einen Rohstoff, den teilweise auch Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Minen abbauen. Öko-Test hat sich Kajalstifte genauer angesehen, die Hersteller hinsichtlich der Lieferketten befragt und die Produkte auf Schadstoffe untersucht. Vier Marken fallen im Test komplett durch.
Ein tiefschwarzer Kajalstrich soll die Augenform betonen und die Wimpern dichter aussehen lassen. Leider hat das bekannte Make-Up-Produkt häufig einen hohen Preis. So kritisiert Öko-Test, dass einige Hersteller ihre Lieferketten nicht ausreichend transparent belegen und somit Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen nicht ausschließen können. Zudem fand das beauftragte Labor Mineralölrückstände und einen erhöhten Nickelgehalt in einigen Produkten.
19-mal Kajal im Test – Öko-Test vergibt kein „Sehr gut“
Insgesamt fällt das Ergebnis deshalb ernüchternd aus: Insgesamt hat Öko-Test 19 Kajalstifte getestet. Einen Testsieger mit der Bestnote „sehr gut“ gibt es nicht. Fünf Produkte schneiden immerhin „gut“ ab. Zwei Produkte erhalten die Bewertung „mangelhaft“ und zwei weitere fallen mit einem „Ungenügend“ völlig durch, der Rest bewegt sich im Mittelfeld.
Kajal bei Öko-Test: Die Testsieger
Im Test schneidet Kajal aus zertfizierter Naturkosmetik grundsätzlich besser ab. So sind auch unter den fünf „guten“ Produkten drei Naturkosmetik-Kajalstifte zu finden. Das sind:
- Alverde Kajal Eyeliner, 01 Schwarz (1,75 Euro)
- Benecos natural Kajal, Black (2,99 Euro)
- Sante Eyeliner Pencil, 01 Intense Black (5,35 Euro)
Bei den zwei konventionellen Produkte, die ebenfalls mit der Note „Gut“ abschneiden, ist eine besonders günstige Marke dabei: Rival Loves Me Kajal Pen, 03 Black für 0,89 Euro.
Kajal-Test: Kinderarbeit für Glitzerpigment
Die meisten Kajal bei Öko-Test enthalten das Glitzerpigment Mica. Dabei handelt es sich um ein Mineral, das in erster Linie in Indien, aber auch auf Madagaskar, in Brasilien, China und den USA gewonnen wird. Um das Mineral aus dem Boden zu lösen, arbeiten viele Menschen insbesondere in Indien unter gefährlichsten Bedingungen in illegalen Minen. Dass dabei auch Kinder zu Arbeit gezwungen werden, ist für Indien und Madagaskar belegt. In Brasilien gibt es laut Öko-Test ein hohes Risiko für Kinderarbeit.
Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Lieferketten kennen und auf Herkunftsländer achten, in denen Menschenrechtsverletzungen weniger wahrscheinlich sind. Die gute Nachricht: Im Kajal-Test konnten einige Hersteller ihre Lieferketten gegenüber Öko-Test vollständig belegen. Sie beziehen Mica dabei nachweislich aus Spanien oder den USA. Das gilt unter anderem für vier der fünf Testsieger. Der Kajal von „Rival Loves Me“ enthält gar kein Mica und ist dementsprechend von dieser Problematik ausgeschlossen.
Nicht alle Hersteller belegen ihre Lieferketten
Bei anderen Produkten stieß Öko-Test hingegen auf Intransparenz. So antwortete die Kosmetikmarke Nyx gar nicht auf die Anfrage nach den Lieferketten. Yves Rocher äußerte sich nicht zur Herkunft des eingesetzten Micas. Andere Unternehmen gaben nicht die spezifischen Minen an oder konnten die Herkunft nicht genau belegen.
Bei einigen Produkten stammt das verwendete Mica nachweislich aus Indien oder Brasilien. Das trifft etwa auf den Essence Kajal Pencil Eyeliner, 01 Black und den Manhattan eyemazing Khol Kajal Eyeliner, Black 1010N zu. Beide Produkte schneiden in der Gesamtwertung nur mit „mangelhaft“ ab.
Mineralöl im Kajalstift
Ein weiterer Grund für das schlechte Abschneiden einiger Kajalstifte sind Mineralölrückstände. So fand das Labor in fünf Produkten sogenannte MOAH-Verbindungen. Es handelt sich dabei um aromatische Kohlenwasserstoffe, die teilweise krebserregend sind. Zudem ist bislang unklar, ob sie sich im Körper anreichern und welche weiteren langfristigen Schäden sie dort anrichten können. MOAH-Verbindungen fand Öko-Test etwa im Kajal von Essence und Manhattan.
Zudem ist in zwei Kajalstiften das Mineral Talkum enthalten. Dieses gilt laut internationaler Agentur für Krebsforschung als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen„. Im Nyx Professional Makeup Eye Pencil fand Öko-Test sowohl MOAH-Verbindungen als auch Talkum. Zudem glänzte der Hersteller bei der Angabe der Lieferketten mit Intransparenz. Dementsprechend ist dieser Kajal mit der Bewertung „ungenügend“ einer der Testverlierer.
Erhöhter Nickelgehalt: Kajal als Allergieauslöser
Auch der P2 intensive Khol Eyeliner, 010 dramatic Japan fällt im Test durch. In diesem Kajal stellte Öko-Test neben MOAH-Verbindungen auch einen erhöhten Nickelgehalt fest. Nickel gelangt durch Eisenoxid in den Kajalstift, das wiederum für eine möglichst tiefschwarze Färbung sorgen soll.
Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund ist Nickel einer der häufigsten Auslöser für eine Kontaktallergie. Dementsprechend sollte das Metall in Kosmetikprodukten nicht in so hohem Maße zu finden sein. Doch im Test fallen insgesamt neun Kajale mit einem erhöhten Nickelgehalt negativ auf.
Fazit: Kajal ohne Kinderarbeit und Schadstoffe ist selten
Mica ist in der Kosmetikbranche ein weit verbreiteter Rohstoff und kommt sowohl in konventioneller, als auch in Naturkosmetik zum Einsatz. Woher das verwendete Mica in einem Produkt stammt und unter welchen Bedingungen es abgebaut wurde, kannst du an der Verpackung nicht erkennen. Um sicherzugehen, dass du mit deinem Kauf keine Kinderarbeit unterstützt, kannst du deshalb auf Mica-freie Produkte achten. Mica erkennst du auf der Verpackung an der INCI-Nummer CI77019.
Willst du einen Kajalstift kaufen, der unter der Einhaltung von Menschenrechten hergestellt wurde und kaum bis keine Schadstoffe enthält, kannst du dich an den Testsiegern von Öko-Test orientieren. Um Schadstoffe zu meiden, empfiehlt es sich möglichst auf zertifizierte Naturkosmetik zurückzugreifen. Diese Produkte dürfen etwa keine Konservierungsstoffe oder Paraffine enthalten und müssen möglichst umweltschonend hergestellt und verpackt werden.
Alle Details und Testergebnisse findest du in der Öko-Test-Ausgabe 02/2025 oder online auf oekotest.de.
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