Knochenmark-Spenden können Blutkrebs-Patient:innen helfen, zu überleben. Doch die Suche nach der passenden Spende ist schwierig. In diesem Artikel erfährst du alles rund um Knochenmark- und Stammzellenspenden.
In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 13.000 Menschen an Blutkrebs (Leukämie). Blutkrebs ist eine Erkrankung des Rückenmarks, in dem die Blutzellen gebildet werden. Der Krebs führt dazu, dass weiße Blutkörperchen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Dadurch wird die normale Blutbildung gestört und das Blut erfüllt nicht mehr seine lebenswichtigen Aufgaben.
Auf die Diagnose folgt meist eine Chemotherapie, durch die kranke Blutzellen zerstört werden. Damit gesundes Blut nachgebildet werden kann, brauchen einige Patient:innen eine Knochenmark-Spende. Diese enthält gesunde Stammzellen, die sich in den Markhöhlen der Patient:innen ansiedeln und dort neues Blut produzieren.
Voraussetzungen für Knochenmark-Spenden
Eine:n passende:n Knochenmark-Spender:in zu finden, ist schwierig. Damit das Immunsystem die fremden Zellen nicht abstößt, müssen sie die gleichen Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) haben wie die der Patient:innen. Diese Merkmale werden von den Eltern vererbt, was zu mehreren Zehntausend Kombinationsmöglichkeiten führt. Die Suche nach dem oder der passenden Spender:in ist daher eine Suche nach einem „genetischen Zwilling“.
Durch die ähnliche Genetik können sich Familienmitglieder eignen. In Deutschland findet jedoch nur jede:r dritte Blutkrebs-Patient:in eine:n passende:n Spender:in in der Familie – alle anderen sind auf „fremde“ Spender:innen angewiesen.
Damit Blutkrebs-Patient:innen mit höherer Wahrscheinlichkeit ihren seltenen genetischen Zwilling finden, kannst du dich freiwillig als Spender:in registrieren. Um Spender:in zu werden, musst du zwischen 17 und 55 Jahren alt sein.
Knochenmark-Spender:in werden: So registrierst du dich
Wenn du Knochenmark-Spender:in werden willst, wird mit einem Wangenabstrich deine DNA erfasst. Die DNA aus dem Speichel enthält alle Informationen über die Gewebemerkmale deiner Stammzellen. Sie werden in einer Datenbank gespeichert und dort mit den Merkmalen von Blutkrebs-Patient:innen abgeglichen.
Die größte Spenderdatenbank in Deutschland ist die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Viele Datenbanken teilen die Informationen auch mit anderen Datenbanken im In- und Ausland, wodurch die Spender:innen-Suche für Blutkrebs-Patient:innen auf die ganze Welt ausgedehnt wird.
Die DKMS führt deutschlandweit Registrierungsaktionen durch. Dabei nehmen Mitarbeiter:innen vor Ort Speichelproben von potenziellen Spender:innen und schicken diese an ein Labor. Die Termine für deine Umgebung findest du im DKMS Aktionskalender.
Alternativ kannst du den Wangenabstrich selbst durchführen. Dafür forderst du ein Registrierungs-Set an. Es enthält ein steriles Wattestäbchen, mit dem du Speichel entnimmst. Anschließend schickst du die Probe selbst an das Labor.
Knochenmark spenden: Vorbereitung und Gesundheitscheck
Durch die Registrierung wirst du zunächst ein:e potenzielle:r Spender:in: Nur wenn jemand mit identischen Gewebemerkmalen an Blutkrebs erkrankt ist und Stammzellen benötigt, ist eine Knochenmark-Spende möglich.
Sobald du für eine Knochenmark-Spende infrage kommst, wirst du von der Spenderdatenbank kontaktiert und erhältst eine:n persönliche:n Berater:in. Er oder sie steht für alle deine Fragen zur Verfügung.
Wenn du dich für die Spende entscheidest, folgt ein Gesundheitscheck. So wird sichergestellt, dass dein Körper gesund genug für eine Spende ist. Dafür wird dein Blut auch auf Infektionserreger untersucht, die dem oder der Knochenmark-Empfänger:in schaden könnten. Die Gewerbemerkmale werden anschließend nochmal überprüft.
Wenn du nach den Voruntersuchungen noch als Spender:in infrage kommst, wirst du von einem Arzt oder einer Ärztin über alle möglichen Risiken aufgeklärt. Wenn du dich für die Spende entscheidest, musst du deine Einverständnis dafür schriftlich erklären.
Ablauf von Stammzellen- und Knochenmark-Spenden
Für die Knochenmark-Spende entnehmen Ärzt:innen Stammzellen aus dem Blut oder dem Beckenkamm:
- 80 Prozent der Fälle sind periphere Stammzellen-Spenden, für die keine Operation notwendig ist. Ablauf: Du erhältst als Spender:in mehrere Tage vor der Spende einen Wachstumsfaktor, um die Anzahl der Stammzellen im Blut zu steigern. Mit einem speziellen Verfahren werden diese dem Blut entnommen. Die Spende dauert zwischen drei und vier Stunden und muss in manchen Fällen am Folgetag wiederholt werden.
- Die Knochenmark-Spende erfolgt unter Vollnarkose. Ablauf: Durch mehrere kleine Schnitte im Bereich des hinteren Beckenknochen wird dir mit einer Punktionsnadel Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Du musst nach der etwa einstündigen Operation ein bis zwei Tage im Krankenhaus bleiben.
Welches Verfahren angewendet wird, richtet sich vor allem nach den Bedürfnissen des oder der Erkrankten. Nach Möglichkeit werden auch die Wünsche des Spenders oder der Spenderin berücksichtigt. In beiden Fällen werden die Kosten für die medizinische Versorgung und eventuellen Verdienstausfälle komplett übernommen.
Knochenmark-Spenden: Die Risiken
Im Normalfall erholt sich der/die Spender:in sowohl nach einer peripheren Stammzellen-Spende als auch nach einer Knochenmark-Spende wieder komplett von dem Eingriff. Langzeiteffekte sind bisher nicht bekannt. Dennoch sind beide Eingriffe mit gewissen Begleiterscheinungen und Risiken verbunden:
- Bei der peripheren Spende kann der Körper auf die Wachstumsfaktoren reagieren. Mögliche Nebenwirkungen sind grippeähnliche Beschwerden. Sie können mit Schmerzmitteln behandelt werden und klingen nach der Behandlung ab. Zudem besteht ein geringes Risiko, dass der Spender allergisch auf den Wachstumsfaktor reagiert.
- Nach einer Knochenmark-Spende können bei Spender:innen einige Tage Schmerzen auftreten. Außerdem können sich Blutergüsse bilden. Sie klingen mit dem Heilungsprozess ab. Das Knochenmark selbst regeneriert sich in kurzer Zeit. Das größte Risiko bei einer Knochenmark-Spende besteht in der Vollnarkose. Bei gesunden Spender:innen ist dieses aber sehr gering. Durch die Voruntersuchung werden die Risikofaktoren des Spenders oder der Spenderin berücksichtigt und die Narkotisierung individuell angepasst. Wie bei jeder Wunde besteht zudem ein Infektionsrisiko.
Bei den Blutkrebs-Patient:innen beginnt die Behandlung einige Tage vor der Transplantation. Durch Chemo- oder Strahlentherapie wird das kranke Rückenmark für die Transplantation vorbereitet. Ab diesem Zeitpunkt ist er oder sie auf die folgende Transplantation von gesunden Stammzellen angewiesen, um zu überleben. Für den oder die Patient:in besteht zudem das Risiko, dass das Immunsystem die fremden Zellen abstößt oder das Knochenmark nicht anwächst. Auch das Infektionsrisiko ist bei den Empfänger:innen hoch.
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Überarbeitet von Laura Hintereder
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