Macauba-Öl ist bislang noch ein weitgehend unbekannter Rohstoff. Als mögliche Palmöl-Alternative erregt es in Forscher:innen-Kreisen jedoch immer mehr Aufmerksamkeit. Was es genau mit dem Stoff auf sich hat, erfährst du in diesem Artikel.
Palmöl steckt in unzähligen Produkten – von Lebensmitteln über Kosmetika bis hin zu Reinigungsmitteln. Doch der massive Anbau von Ölpalmen verursacht gravierende ökologische und soziale Probleme: Regenwaldzerstörung, Artensterben und Landkonflikte sind nur einige davon.
Auf der Suche nach nachhaltigeren Alternativen rückt die Macauba-Palme in den Fokus. Sie wächst in vielfältigen Landschaften, benötigt weniger Wasser und kommt ohne großflächige Rodungen aus. Doch kann sie wirklich eine ökologische Alternative zu Palmöl sein?
Was ist Macauba?
Der Begriff Macauba beschreibt eine Palmenart, die vorrangig in tropischen Gebieten wächst. So ist die Palme insbesondere in Brasilien, Mexiko, Argentinien, Bolivien, Paraguay und auf den westindischen Inseln beheimatet. Sie wird je nach Gebiet zwischen zehn und 18 Metern hoch.
Interessant sind insbesondere die Macauba-Früchte, denn sie bestehen zu einem großen Teil aus Öl. Das Macauba-Öl ist in seiner Zusammensetzung dem beliebten, jedoch ökologisch fragwürdigem Palmöl sehr ähnlich.
Die Pflanze ist an sich relativ anspruchslos, benötigt weniger Wasser und hält Trockenheit besser stand als die Afrikanische Ölpalme, aus der Palmöl gewonnen wird. Zudem wächst Macauba bereits natürlicherweise in vielen verschiedenen Gebieten, ohne gezielt angebaut worden zu sein.
Macauba: Eine nachhaltige Palmöl-Alternative?
Derzeit laufen Untersuchungen und Projekte, die erforschen sollen, inwieweit Macauba tatsächlich eine nachhaltigere Alternative zu Palmöl darstellt und in welchen Industriezweigen es dieses ersetzen könnte.
Dabei muss, wie auch bei der Afrikanischen Ölpalme, zwischen dem Öl aus dem Fruchtfleisch der Pflanze und dem Öl aus dem Kern unterschieden werden. Beide Öle könnten Palmöl laut dem aktuellen Forschungsstand insbesondere in Lebensmitteln und Kosmetik ersetzen.
Zusätzlich zur Ölgewinnung kann die Macauba-Palme für weitere Zwecke verwendet werden: So lassen sich das Macauba-Fruchtfleisch und die Samen auch als Tierfutter und die Samenschalen als Rohstoff nutzen. Aktuell gibt es zudem Untersuchungen, die erforschen, inwieweit Nebenprodukte der Macauba-Ölgewinnung auch als Lebensmittelzutaten zum Einsatz kommen können.
Was macht Palmöl so problematisch?
Die Nachfrage an Palmöl ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Während die Produktion in den Jahren 2012 und 2013 bereits bei circa 56 Millionen Tonnen lag, lag sie in den Jahren 2023/2024 bei etwa 76 Millionen Tonnen.
Palmöl kommt in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, so zum Beispiel in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten, Farben und Lacken, Schmierstoffen, Biokraftstoffen sowie Wasch- und Reinigungsmitteln. Das Öl ist deshalb so beliebt, weil im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen wenig Anbaufläche nötig ist, um relativ hohe Mengen zu produzieren.
Die Nachfrage ist jedoch mittlerweile so hoch, dass große Flächen Regenwald gerodet wurden und werden, um Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen. Ölpalmen werden dabei vorrangig in Monokulturen angebaut. Das raubt nicht nur Menschen und Tieren ihre Heimat, sondern trägt maßgeblich zum Fortschreiten der Klimakrise bei. Mehr Fakten zu diesem Thema findest du hier:
Macauba: Erste Projekte und Ansätze
Ein Unternehmen, das sich bereits ausgiebig mit den Potenzialen der Macauba-Palme auseinandergesetzt hat, ist INOCAS. Diese Abkürzung steht für „Innovative Oil and Carbon Solutions“, also „Innovative Öl- und Kohlenstoff-Lösungen“.
Ziel von INOCAS ist es, auf möglichst nachhaltige Weise möglichst hohe Mengen an Pflanzenöl zu gewinnen. Dafür setzt das Projekt auf Agroforstwirtschaft. Die Projektleiter:innen wollen also zum einen Macauba-Palmen nutzen, die bereits wild auf Weideflächen in Brasilien wachsen. Zum anderen sollen systematisch weitere Palmen auf bereits bestehenden Weideflächen angebaut werden.
Im Gegensatz zur Palmölgewinnung soll somit Entwaldung verhindert werden. Diese und weitere Projekte müssen Wissenschaftler:innen jedoch zunächst noch erfolgreich umsetzen, bevor sich Macauba-Öl als gängiger Rohstoff etablieren kann. Fragen zur Wirtschaftlichkeit, Verarbeitung, Logistik, Markteinführung und sozialen Akzeptanz sind noch offen. Erste Erfolge sind also bereits erkennbar, aber eine breite Etablierung braucht Zeit und weitere Forschung.
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