Die ZDF-Sendung WISO nimmt den Corona-Skandal in mehreren deutschen Schlachthöfen zum Anlass, über die Zustände und Perspektiven der Fleischindustrie zu sprechen. Welchen Preis zahlen wir für Billigfleisch und was müsste es eigentlich kosten?
Westfleisch, Wiesenhof, Müller-Fleisch – in mehreren großen Schlachthöfen ist das Coronavirus ausgebrochen. Die Maßnahmen vor Ort führen die gravierenden Zustände in der Fleischindustrie erneut vor Augen. Die Fleischindustrie beutet auch die Menschen aus, damit Billig-Fleisch billig bleibt. Hygienevorschriften? Oft Fehlanzeige, ebenso wie menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Das ZDF-Verbrauchermagazin WISO widmet sich mit einer Spezialausgabe diesem Thema und zeigt die wahren Kosten des Billig-Fleischs.
Nach Corona-Skandal: WISO über Billig-Fleisch
Der Coronavirus-Ausbruch in Schlachthöfen hat einmal mehr gezeigt, wie katastrophal die Arbeitsbedingungen vor Ort sind. Das WISO-Magazin übt heftige Kritik an der Massenproduktion zu Billigpreisen, die auf Kosten der Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen geht. Konkret bedeutet das: Lange Zeit soll es keine Schutzmaßnahmen gegen Corona gegeben haben und Mitarbeiter würden ohnehin oft 16 Stunden am Tag zu schlechter Bezahlung dort arbeiten. Das Problem liegt im System: Die großen Schlachthöfe vergeben Werkverträge, bei denen Subunternehmer pro Stück und nicht pro Stunde bezahlt werden. Die Arbeiter müssen mehr schlachten, als sie zeitlich schaffen können und so unbezahlte Überstunden machen. Laut WISO leben viele in unwürdigen Unterkünften, die völlig heruntergekommen und überfüllt seien.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Ankündigungen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Geändert hat sich aber bisher offenbar nichts. Bringt es etwas, wenn Fleisch teurer wird? Eher kaum, denn schon jetzt machen die Schlachthöfe große Gewinne, geben diese aber nicht an die Arbeiter weiter. Experten fordern daher einen Branchen-Mindestlohn. WISO führt ein Interview mit Professor Sell, der erklärt: In Dänemark verdienen die Arbeiter 25 Euro pro Stunde – ein branchenspezifischer Mindestlohn könnte also helfen. „Es sind hocheffiziente Tötungsanlagen, die dort errichtet wurden“, so Professor Sell – und hinzu komme noch der Preisdruck der Discounter.
- Sender: ZDF
- Länge: 22 Minuten
- Online sehen: zur ZDF-Mediathek
- Verfügbar bis: 21. Juni 2021
Muss Fleisch teurer werden?
Was muss Fleisch kosten, wenn Mensch und Tier gut behandelt werden? WISO gibt ein Beispiel und berichtet über eine Metzgerei, die ihre Arbeiter fair bezahlt und die Tiere selber hält. Das Schlachthaus ist direkt nebenan – ein langer Transport ist nicht nötig. Das hat auch seinen Preis: In dieser Fleischerei kostet ein Kilo Hackfleisch 11,60 Euro (statt 7,90 Euro im Supermarkt).
Doch auch dies ist nicht der wahre Preis: WISO greift den Antibiotika-Einsatz bei Tieren auf (erhöht die Gefahr durch multiresistente Keime) sowie den hohen CO2-Ausstoß und die vielen Grundwasserschäden. Nitrat und Überdüngung der Böden sind nur zwei der Probleme. Für diese vielen Kosten kommt die Allgemeinheit auf – sie sind im Fleischpreis nicht inbegriffen.
Utopia meint: Fleisch teurer zu machen, reicht allein nicht. Die Corona-Fälle im Schlachthof und die unmenschlichen Zustände sind vielmehr ein weiterer Grund, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren oder ganz zu verzichten.
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