Mohair-Wolle zählt zu den wertvollsten Textilfasern der Welt. Aus tierschutzrechtlicher Sicht ist Mohair aber mehr als umstritten. Hier erfährst du, warum die Mohair-Produktion problematisch ist und welche Alternativen du hast.
Mohair: Edelwolle aus Südafrika
Als Mohair wird das Haar der Angoraziege (auch Mohairziege) bezeichnet, das zu den leichtesten Textilfasern überhaupt gehört – nicht zu verwechseln mit Angora-Wolle, die vom Kaninchen stammt. Das lange weiß-gelockte Fell der Angoraziege ist besonders seidig und weich und in der Textilindustrie heiß begehrt.
Angoraziegen stammen ursprünglich vermutlich aus der Türkei. Aufgrund ihres begehrten Fells werden sie heute auch in Australien und Teilen Afrikas gezüchtet. Südafrika ist heute der weltweit größte Mohair-Produzent.
Die edle Wolle verfügt über einige Besonderheiten. Mohair ist:
- extrem fein und seidig
- leicht und langlebig
- wasserabweisend und gleichzeitig feuchtigkeitsabsorbierend, ohne sich nass anzufühlen
- im Sommer kühlend, im Winter wärmend
- bei guter Verarbeitung knitterfrei
Verwendung und Pflege von Mohair-Wolle
Mohair wird neben Kleidungsstücken auch für Kissen, Decken, Polsterbezüge, Teppiche oder Kuscheltiere verwendet. Die Naturfaser ist allerdings ziemlich teuer. Meist bestehen Mohair-Textilien daher nicht zu hundert Prozent aus der Edelwolle, sondern es werden verschiedene Fasern kombiniert.
Mohair wird deshalb in drei Güteklassen eingeteilt:
- „Kid“: Das Haar sehr junger Ziegen gilt als das feinste und hochwertigste. Es wird vor allem für Kleidung verwendet. Wie fein eine Faser ist, wird in der Einheit Micron gemesssen – Kid-Mohair liegt bei 24 bis 29 Micron.
- „Young Goat“: Das etwas dickere Haar hat 30 bis 33 Micron.
- „Adult“: Das Fell ausgewachsener Ziegen ist mit 34 bis 40 Micron fester und wird für Teppiche, Polster oder Decken eingesetzt.
Da Mohair recht empflindlich ist, wäschst du es am besten nicht über 30 Grad und nur bei geringer Drehzahl. Achte auch auf Hinweise auf dem Etikett. Bei der Handwäsche solltest du darauf achten, den Stoff nicht zu lange einweichen zu lassen. Der Trockner ist für Mohairwolle ungeeignet – auch solltest du sie nicht in der prallen Sonne trocknen lassen.
Die Schattenseite von Mohair-Wolle
Angoraziegen liefern jährlich rund vier bis sechs Kilogramm Wolle und werden zweimal im Jahr geschoren. Dass diese Prozedur eine echte Qual für die Tiere ist, hat PETA 2018 in einem Enthüllungsbericht gezeigt. Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf die von PETA aufgedeckte Situation in Südafrika – dem Hauptproduktionsland von Mohair:
- Beim Scheren werden die Ziegen auf den Boden gepresst und die Beine fixiert. Da Scherer meist nicht pro Stunde, sondern pro Tier bezahlt werden, versuchen sie so schnell wie möglich möglichst viele Tiere zu behandeln. Nicht selten werden Hautfetzen abgeschoren und die Tiere tragen offene Wunden davon, die sich leicht entzünden können. Laut PETA kommt es häufiger vor, dass Angoraziegen an den Folgen der Schur sterben.
- Doch auch schon vor der ersten Schur (diese erfolgt mit rund sechs Monaten) leiden Angoraziegen unter der brutalen Behandlung. Kastriert werden männliche Tiere oft mittels Gummiband, das ohne Betäubung die Hoden abklemmt. Diese Prozedur ist extrem schmerzhaft, wird aber gerne praktiziert, weil sie billig und einfach ist. Abgetrennte Hörner und Ohrmarken sind weitere gängige Praktiken, die ohne Betäubung durchgeführt werden.
- Um Kotreste und Schmutz in der Wolle zu vermeiden, tauchen Arbeiter die lebenden Tiere in giftige Chemikalien.
- Ohne Unterwolle sind Angoraziegen der Kälte schutzlos ausgesetzt und auf einen warmen Unterschlupf angewiesen. Wird dieser nicht bereitgestellt, kommt es vor, dass Tiere erfrieren.
Auch wenn ihre Lebenswartung eigentlich bei zehn Jahren liegt, erreicht kaum ein Tier dieses Alter – denn sobald sie nicht mehr rentabel sind, werden sie aussortiert. Haben die Ziegen die Strapazen der Wollproduktion überstanden, wartet nach fünf bis sechs Jahren der Schlachthof. Denn auch das Fleisch der Ziegen wird verkauft. Als Delikatesse gilt das Capretto – das Fleisch von sehr jungen Ziegen.
Lies auch: Warum du bei Ziegenkäse genauer hinschauen solltest
Tierleid für Mohair-Wolle stoppen: Das kannst du tun
Seit PETA 2018 auf die schockierenden Umstände der Mohair-Produktion aufmerksam gemacht hat, hat sich einiges getan. Große Modemarken wie H&M, s.Oliver, Esprit, Gap Inc., Zara, ONLY und weitere haben bereits Mohair-Textilien aus ihrem Sortiment verbannt oder versprochen, dies bis spätestens 2020 zu tun. Aktuell versucht PETA auch die Warenhauskette Galeria Kaufhof zum Verzicht auf Mohair-Textilien zu bewegen – hier kannst du die Online-Petition von PETA unterstützen.
Das Beste, was du für Angoraziegen tun kannst, ist natürlich, keine Mohair-Produkte zu kaufen. Muss es dennoch Mohair sein, solltest du unbedingt auf eine artgerechte Tierhaltung achten. Dafür steht beispielsweise die Kennzeichnung „kontrolliert biologische Tierhaltung“ (kbT), die darüber hinaus ein pestizidfreies Produkt verspricht. Mehr dazu: Zertifizierungen und Infos zu nachhaltiger Wolle.
Doch auch wenn vom Hersteller Tierschutz versprochen wird, gibt es Unterschiede. Manche Modelabels gehen in Sachen Tierwohl noch deutlich weiter, wie zum Beispiel die Berliner Marke „Zue Anna“ (Kleidung aus Merino-Wolle). Es lohnt sich also, wenn du vor dem Kauf gezielt nach Anbietern suchst, die auf ihrer Webseite konkrete Angaben zum Tierschutz machen.
Ökobilanz Wolle: Wie nachhaltig ist Mohair?
Wolle ist ein natürlich nachwachsender Stoff, der biologisch abbaubar ist und zumindest Bio-Wolle kommt ohne künstliche Zusätze aus. Wolle verfügt zudem über besondere Eigenschaften, mit denen Pflanzen- oder Kunstfasern nicht mithalten können. Wollkleidung ist beispielsweise robuster, reguliert die Körpertemperatur besser und muss nicht so oft gewaschen werden.
Allerdings ist die Herstellung recht ressourcenintensiv. Zudem werden für Tierfutter Anbauflächen benötigt, in denen dann keine Pflanzenfasern oder Pflanzen für die Lebensmittelproduktion angebaut werden können. Auch die Massenzucht von Ziegen und Schafen kann für die Umwelt zum Problem werden, wenn Flächen überbeweidet werden.
Mohair-Wolle stammt zum großen Teil aus Südafrika – der lange Transport ist ebenfalls alles andere als nachhaltig.
Zusammengefasst: Kaufe lieber nur wenig Wollkleidung, aber dafür aus biologischer und regionaler Herstellung und artgerechter Tierhaltung.
Alternativen zu Wolle:
Es gibt viele Pflanzenfasern, die kuschelig weich sind und ein angenehmes Tragegefühl bieten. Vegane Wolle findest du zum Beispiel bei MESH‘ made, Pascuali oder strick-mir-was. Mehr Infos: Vegane Kleidung: Materialien, Marken, Shops
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Wolle zum Stricken: Alternativen zu Schafswolle und Co.
- Wichtige Tierschutzorganisationen: Diese solltest du kennen
- Kaschmirwolle: Besonderheiten und Kritik an der Edelfaser
- Mulesing – wie Merinoschafe für kuschelige Wollpullover leiden müssen
English version available: What is Mohair and is it Ethical?
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