Mohair-Wolle zählt zu den wertvollsten Textilfasern der Welt. Aus tierschutzrechtlicher Sicht ist Mohair aber mehr als umstritten. Hier erfährst du, warum die Mohair-Produktion problematisch ist und welche Alternativen du hast.
Mohair ist das lange, leicht gelockte Haar der Angoraziege (auch Mohairziege genannt). Diese feinen Haare stammen von der Angoraziege, die fast ausschließlich für die Wollproduktion gezüchtet wird – nicht zu verwechseln mit Angora-Wolle, die vom Kaninchen kommt. Das lange, weiß-gelockte Fell der Angoraziege ist besonders seidig und weich, was es in der Textilindustrie sehr begehrt macht.
Der Großteil des weltweit verkauften Mohairs stammt aus Südafrika, der Türkei, Lesotho und Texas (USA). Die Ziegen werden vor allem wegen ihrer dichten Unterwolle gezüchtet und normalerweise zweimal im Jahr geschoren.
Die edle Wolle verfügt über einige Besonderheiten. Mohair ist:
- sehr warm und leicht, ein hervorragender Wärmeisolator
- extrem fein und seidig
- langlebig
- feuchtigkeitsabsorbierend
- wasserabweisend
- gut für empfindliche Haut, da es weniger juckt als normale Schafwolle
- knitterfrei
Verwendung und Pflege von Mohair-Wolle
Mohair wird neben Kleidungsstücken auch für Kissen, Decken, Polsterbezüge, Teppiche oder Kuscheltiere verwendet. Die Naturfaser ist allerdings ziemlich teuer. Meist bestehen Mohair-Textilien daher nicht zu hundert Prozent aus der Edelwolle, sondern es werden verschiedene Fasern kombiniert.
Mohair wird deshalb in drei Güteklassen eingeteilt:
- „Kid“: Das Haar sehr junger Ziegen gilt als das feinste und hochwertigste. Es wird vor allem für Kleidung verwendet. Wie fein eine Faser ist, wird in der Einheit Micron gemesssen – Kid-Mohair liegt bei 24 bis 29 Micron.
- „Young Goat“: Das etwas dickere Haar hat 30 bis 33 Micron.
- „Adult“: Das Fell ausgewachsener Ziegen ist mit 34 bis 40 Micron fester und wird für Teppiche, Polster oder Decken eingesetzt.
Da Mohair recht empfindlich ist, solltest du es am besten bei maximal 30 Grad und nur mit niedriger Drehzahl waschen. Achte zudem auf die Hinweise auf dem Etikett. Bei der Handwäsche ist es wichtig, den Stoff nicht zu lange einweichen zu lassen. Der Trockner ist für Mohairwolle ungeeignet, ebenso wie das Trocknen in der prallen Sonne.
Die Schattenseite von Mohair-Wolle
Angoraziegen liefern jährlich etwa drei bis acht Kilogramm Wolle und werden laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zweimal im Jahr geschoren. Dass diese Prozedur eine echte Qual für die Tiere ist, hat PETA 2018 in einem Enthüllungsbericht gezeigt. Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf die von PETA aufgedeckte Situation in Südafrika – einem der Hauptproduktionsländer von Mohair:
- Beim Scheren werden die Ziegen auf den Boden gepresst und die Beine fixiert. Da Scherer meist nicht pro Stunde, sondern pro Tier bezahlt werden, versuchen sie, so schnell wie möglich möglichst viele Tiere zu scheren. Nicht selten werden Hautfetzen abgeschoren und die Tiere tragen offene Wunden davon, die sich leicht entzünden können. Laut PETA kommt es häufiger vor, dass Angoraziegen an den Folgen der Schur sterben.
- Doch auch schon vor der ersten Schur (die in der Regel mit etwa sechs Monaten erfolgt) sind die Angoraziegen ungeschützt der Kälte ausgesetzt. Sie verlieren ihren natürlichen Kälteschutz, was dazu führt, dass viele Tiere nach der Schur erfrieren, besonders wenn es kalt, windig und regnerisch ist.
- Um Kotreste und Schmutz in der Wolle zu vermeiden, tauchen Arbeiter die lebenden Tiere in giftige Chemikalien.
Auch wenn die Lebenswartung der Angoraziegen eigentlich bei zehn Jahren liegt, erreicht kaum ein Tier dieses Alter, da sie nach Angaben von Vier Pfoten aussortiert werden, sobald sie nicht mehr rentabel sind. Haben die Ziegen die Strapazen der Wollproduktion überstanden, wartet nach fünf bis sechs Jahren der Schlachthof. Denn auch das Fleisch der Ziegen wird verkauft. Als Delikatesse gilt das Capretto – das Fleisch von sehr jungen Ziegen.
Lies auch: Warum du bei Ziegenkäse genauer hinschauen solltest
Tierleid für Mohair-Wolle stoppen: Das kannst du tun
Seit PETA 2018 auf die schockierenden Umstände der Mohair-Produktion aufmerksam gemacht hat, hat sich einiges getan. Große Modemarken wie C&A, s.Oliver, Uniqlo, Drykorn, Zara, ONLY und weitere haben bereits Mohair-Textilien aus ihrem Sortiment verbannt.
Das Beste, was du für Angoraziegen tun kannst, ist natürlich, keine Mohair-Produkte zu kaufen. Muss es dennoch Mohair sein, solltest du unbedingt auf eine artgerechte Tierhaltung achten. Dafür steht beispielsweise die Kennzeichnung „kontrolliert biologische Tierhaltung“ (kbT), die darüber hinaus ein pestizidfreies Produkt verspricht. Mehr dazu: Zertifizierungen und Infos zu nachhaltiger Wolle.
Doch auch wenn vom Hersteller Tierschutz versprochen wird, gibt es Unterschiede. Manche Modelabels gehen in Sachen Tierwohl noch deutlich weiter, wie zum Beispiel die Berliner Marke „Zue Anna“ (Kleidung aus Merino-Wolle). Es lohnt sich also, wenn du vor dem Kauf gezielt nach Anbietern suchst, die auf ihrer Webseite konkrete Angaben zum Tierschutz machen.
Ökobilanz Wolle: Wie nachhaltig ist Mohair?
Wolle ist ein natürlich nachwachsender Stoff, der biologisch abbaubar ist, und zumindest Bio-Wolle kommt ohne künstliche Zusätze aus. Zudem besitzt Wolle besondere Eigenschaften, die pflanzliche oder synthetische Fasern nicht bieten können. Wollkleidung nimmt weniger Gerüche an, hat eine Selbstreinigungsfunktion, leitet Feuchtigkeit schneller ab und weist natürliche wärmeregulierende Eigenschaften auf.
Allerdings ist die Herstellung recht ressourcenintensiv. Zudem werden für Tierfutter Anbauflächen benötigt, in denen dann keine Pflanzenfasern oder Pflanzen für die Lebensmittelproduktion angebaut werden können. Auch die Massenzucht von Ziegen und Schafen kann für die Umwelt zum Problem werden, wenn Flächen überbeweidet werden.
Mohair-Wolle stammt zum großen Teil aus Südafrika – der lange Transport ist ebenfalls alles andere als nachhaltig.
Zusammengefasst: Kaufe lieber nur wenig Wollkleidung, aber dafür aus biologischer und regionaler Herstellung und artgerechter Tierhaltung.
Alternativen zu Wolle
Es gibt viele pflanzliche Fasern, die kuschelig weich sind und ein angenehmes Tragegefühl bieten, wie zum Beispiel Baumwolle, Tencel oder Hanf.
Suchst du für dein eigenes Strick- oder Häkelvorhaben vegane Garne, wirst du bei Marken wie MESH‘ made, Pascuali oder strick-mir-was fündig. Mehr Infos: Vegane Kleidung: Materialien, Marken, Shops
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Wolle zum Stricken: Alternativen zu Schafswolle und Co.
- Kaschmirwolle: Besonderheiten und Kritik an der Edelfaser
- Mulesing – wie Merinoschafe für kuschelige Wollpullover leiden müssen
English version available: What is Mohair and is it Ethical?
Überarbeitet von Melanie Grünauer
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