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Wolle zum Stricken: Alternativen zu Schafswolle und Co.

wolle stricken
Foto: CC0 / Pixabay / paulcardon

Herkömmliche Wolle zum Stricken ist aus verschiedenen Gründen bedenklich für Tiere und Umwelt. Es gibt jedoch pflanzliche Alternativen zu Wolle, mit denen du nachhaltig stricken kannst.

Wolle wird seit Jahrhunderten zum Stricken von Kleidung verwendet und gilt als ökologisches Naturprodukt. Vielen ist aber nicht bekannt, wie viel Tierleid hinter der Wollproduktion steckt. Schafe werden so gezüchtet, dass sie möglichst viel Wolle produzieren. Die Schur ist für die Tiere mit extremem Stress verbunden und viele Schafe erleiden dabei schwere Verletzungen. Sie tragen große Wunden davon, die sich entzünden können.

Die meiste Schafwolle wird heute importiert, vor allem aus Australien und Neuseeland. In Australien ist das so genannte Mulesing weit verbreitet. Dabei wird den Schafen ohne Betäubung Teile des Afters sowie der Schwanz abgeschnitten. Viele Tiere werden auch schon nach kurzer Zeit geschlachtet. Auch Ziegen, Alpakas und Kaninchen leiden für die Wollproduktion. In Neuseeland wurde Mulesing 2018 verboten.

Außerdem ist die Wollproduktion aufgrund des hohen Wasserverbrauchs und der großflächigen Landnutzung meist ökologisch nicht nachhaltig.

Immer mehr Menschen suchen nach veganen Alternativen zur Schafswolle. Der technische Fortschritt und die vielen pflanzlichen Rohstoffe machen es möglich, neue Fasern mit einer besseren Umweltbilanz herzustellen. Zum Stricken ohne Schafswolle eignen sich etwa Fasern aus Bambus, Hanf und Leinen.

Stricken mit veganer Wolle aus Hanf

Vegane Wolle aus Hanf ist besonders nachhaltig und robust.
Vegane Wolle aus Hanf ist besonders nachhaltig und robust.
(Foto: CC0 / Pixabay / Printeboek)

Hanf als Textilfaser ist eine gute Alternative zum herkömmlichen Stricken mit Wolle. Hanf erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist besonders wertvoll für das Ökosystem:

  • Die Hanfpflanze ist robust und kommt beim Anbau nahezu ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus.
  • Die Wurzeln wachsen tief in den Boden, verhindern so Bodenerosion und damit den Verlust von nährstoffreichem Boden.
  • Hanf ist vollständig biologisch abbaubar. Als Textilfaser ist Hanf sehr strapazierfähig und ähnelt optisch Fasern aus Leinen.

Hanfwolle eignet sich besonders gut für selbst gestrickte Deko-Objekte.

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Wolle aus Bambusfasern zum Stricken

Auch mit Fasern aus Bambus lässt es sich stricken.
Auch mit Fasern aus Bambus lässt es sich stricken.
(Foto: CC0 / Pixabay / clarabsp)

Bambus ist ein schnell wachsender Rohstoff, der sich zu Viskose verarbeiten lässt. Damit kannst du genauso gut stricken wie mit Schafswolle. Das sind die Vorteile: 

  • Der Bambus bzw. die Viskosefasern sind später leicht biologisch abbaubar.
  • Die Fasern sind zudem weicher als Merinowolle und speichern keine Gerüche.

Stoffe aus Bambus sind leicht, aber strapazierfähig, atmungsaktiv und fühlen sich samtig auf der Haut an. Wolle aus Bambus gibt es oft als Mischfaser, zum Beispiel mit Tencel. Du kannst mit Bambuswolle sowohl stricken als auf häkeln.

Tipp: Probiere doch mal aus, aus Bambus waschbare und hautfreundliche Abschminkpads zu häkeln

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Pflanzliches Garn aus Leinen

Wolle aus Leinen hat viele Vorteile und eignet sich zum Stricken.
Wolle aus Leinen hat viele Vorteile und eignet sich zum Stricken.
(Foto: CC0 / Pixabay / Susbany)

Leinen, auch Flachs genannt, ist ein haltbares und strapazierfähiges Material mit erstaunlichen Eigenschaften:

  • Leinenfasern sind schmutzabweisend, so gut wie antistatisch und wirken anti-allergen.
  • Mit häufiger Benutzung wird der Flachs immer weicher.
  • Für den Anbau von Leinen werden viel weniger Pestizide, Wasser und Düngemittel als für Baumwolle benötigt. 
  • Außerdem sind die Fasern biologisch abbaubar.

Leinen wirkt äußerst kühlend, da es Luftfeuchtigkeit austauscht. Mit Wolle aus Leinen kannst du temperaturausgleichende Pullover stricken, die sehr angenehm auf der Haut zu tragen sind.

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Stricken mit Algen: Ungewöhnliche Faser SeaCell

Sogar mit Fasern aus Algen kannst du stricken
Sogar mit Fasern aus Algen kannst du stricken
(Foto: CC0 / Pixabay / HealthyBacon)

Eine besonders bemerkenswert Alternative zum Stricken mit herkömmlicher Wolle sind die sogenannten Seacell-Fasern. Das macht sie so besonders: 

  • Die Fasern bestehen aus einer Verbindung aus Zellulose und Algen und sollen gesundheitsfördernde Wirkungen haben.
  • Zur Herstellung wird der getrocknete Seetang zermahlen und in Zellulosefasern eingearbeitet.
  • Kleidung aus Seacell soll atmungsaktiv, temperaturausgleichend und feuchtigkeitsregulierend wirken. 

Bei Wolle mit Seacell handelt es sich meist um Fasermischungen mit Baumwolle und Lyocell. Sie eignet sich vielseitig zum Stricken. 

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Seidige, vegane Wolle zum Stricken aus Lyocell

Die vegane Wolle aus Zellstoff fühlt sich besonders weich auf der Haut an.
Die vegane Wolle aus Zellstoff fühlt sich besonders weich auf der Haut an.
(Foto: CC0 / Pixabay / Terrific)

Der Alleskönner Lyocell wird auch Tencel genannt und besteht aus Zellstoff. Er eigentlich sich auch super zum Stricken. Das sind die Vorteile dieser veganen Wolle:

  • In einem umweltfreundlichen Herstellungsverfahren wird der Stoff aus nachhaltig angebautem Eukalyptusholz gewonnen. Eukalyptus ist ein schnell wachsender Rohstoff, der für den Anbau keine künstliche Bewässerung und Pestizide benötigt.
  • Für die Herstellung des Stoffes muss weniger Energie und Wasser verwendet werden, außerdem sind die Emissionen deutlich geringer als bei der Herstellung konventioneller Textilien.
  • Die Lyocell-Faser ist biologisch abbaubar, recycelbar und knittert nicht.
  • Sie ist reißfest und hat eine sehr schöne glatte Oberfläche, die an Seide erinnert.

Lyocell lässt sich unkompliziert waschen und färben. Die Faser wärmt beinahe so gut wie Schurwolle und wirkt kühlend wie Leinen. Außerdem ist Lyocell viel saugfähiger als Baumwolle.

Um als Wolle verarbeitet werden zu können, wird meist Lyocell mit Baumwolle gemischt. 

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Nachhaltig stricken: Wolle aus Sojafasern

Sojaseide fühlt sich nicht nur wunderbar an, sondern wird auch aus Abfallprodukten hergestellt.
Sojaseide fühlt sich nicht nur wunderbar an, sondern wird auch aus Abfallprodukten hergestellt.
(Foto: CC0 / Pixabay / auenleben)

Sojafasern sind nicht nur besonders nachhaltig, sondern besitzen auch überraschende Eigenschaften:

  • Dieses neue, umweltfreundliche Material wird aus Nebenprodukten der Sojaverarbeitung gewonnen, die sonst weggeworfen werden müssten.
  • Der weiche Griff erinnert an Kaschmir, das Material glänzt seidig und ist äußerst haltbar.
  • Außerdem hält es Wärme besonders gut am Körper und ist als Naturprodukt natürlich biologisch abbaubar.

Reine Sojawolle zum Stricken fanden wir bisher nicht auf dem Markt, aber du kannst unverarbeitete Sojafasern kaufen und diese – je nach handwerklichem Können – in andere Wollfasern einarbeiten. Oder du kaufst eine fertige Mischfaser.

Kaufen: Mischfaser aus 50% Bio-Baumwolle / 50% Soja bei Amazon

Modal: Die vegane Wolle aus Buchenholz

Modal wird aus Buchenholz hergestellt und ist besonders pflegeleicht.
Modal wird aus Buchenholz hergestellt und ist besonders pflegeleicht.
(Foto: CC0 / Pixabay / Didgeman)

Die Viskosefaser Modal wird aus Buchenholz hergestellt, also einem nachwachsenden Rohstoff und eignet sich als Wolle zum Stricken:

  • Das weiche Gewebe ist saugfähiger als Baumwolle, trocknet schnell und besitzt einen seidigen Glanz.
  • Die hohe Elastizität macht es besonders strapazierfähig.
  • Auch nach häufigem Waschen behalten Textilien aus Modal ihre Form und Farbe.
  • Der Stoff knittert nicht, du musst ihn also nicht bügeln.

Modal-Fasern sind atmungsaktiv und fühlen sich sehr weich auf der Haut an. Da es sich um ein reines Naturprodukt handelt, ist es auch biologisch abbaubar.

Kaufen: Mischung aus Bio-Baumwolle, Modal und Viskose bei Lang Yarns oder Amazon

Recycling: Stricken mit Wolle aus alten T-Shirts

Wolle zum Stricken kannst du auch aus alten T-Shirts herstellen.
Wolle zum Stricken kannst du auch aus alten T-Shirts herstellen.
(Foto: CC0 / Pixabay / xxolgaxx)

Wenn du stricken willst, ist es am nachhaltigsten, alte Stoffe weiterzuverwenden:

  1. Aus alten Kleidungsstücken oder auch Spannbettlaken und Bettbezügen kannst du dir ganz einfach selbst Garn zum Stricken machen.
  2. Dafür musst du nur einen langen, gleichmäßig dicken Streifen aus dem alten Stoff ausschneiden. Je breiter der Streifen ist, desto dicker wird die Wolle.
  3. Anschließend dehnst du den Stoffstreifen, sodass sich die Seiten nach innen rollen und ein rundes Garn entsteht.
  4. Danach kannst du damit ganz normal wie mit Wolle stricken. 

Vegane Wolle findest du zum Beispiel in diesen Onlineshops:

Weiterlesen bei Utopia:

English version available: Is Wool Vegan? Sustainable Options for Knitting

Überarbeitet von Lea Hermann

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