Moorkissen können Wärme lange halten und bei vielen Beschwerden Linderung bringen. Doch welchen Effekt haben die tiefschwarzen Wärmespeicher auf die Umwelt?
Ob Rückenschmerzen, Muskelkater oder Bauchbeschwerden – oftmals kann wohltuende Wärme helfen, krampfartige Beschwerden und Verspannungen zu lösen. Behandelst du eine schmerzhafte Stelle mit Wärme, wird die Hautdurchblutung angeregt und das Blut fließt langsamer durch die Gefäße. Damit verbessert sich die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Früher durften dafür Wärmflaschen in keinem Medizinschrank fehlen, doch das althergebrachte Hausmittel hat einen entscheidenden Nachteil: Es speichert die Wärme nicht allzu lange.
Als Alternative gibt es Moorkissen. Das namensgebende organische Produkt wird dabei in Kunststoffhüllen gepresst, die du in Sanitätshäusern und Onlineshops in verschiedenen Größen und Formen findest – je nachdem, welche Körperstelle du mit Wärme behandeln willst. Teilweise sind die wärmebringenden Auflagen auch mit Klettbändern zu haben, damit du sie gezielt fixieren kannst.
Allerdings sind Moorkissen – bei aller Wärmeleistung und Speicherfähigkeit – beileibe keine nachhaltige Variante. Denn auf die Umwelt haben sie einen negativen Effekt.
Der größte Vorteil von Moorkissen
(Foto: CC0 / Pixabay / Tumisu)
Mit ihrer Wärmespeicherfähigkeit eignen sich Moorkissen, im Gegensatz zu Wärmflaschen oder Produkten mit anderer Füllung, besser zur Tiefenwärmebehandlung. Besonders bei chronischen Gelenkschmerzen oder anderen dauerhaften Beschwerden kann die Behandlung mit länger anhaltender Wärme das geeignetere Mittel zur Linderung sein.
Darüber hinaus lassen sich Moorkissen auch zur Kältetherapie verwenden: Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei Sportverletzungen oder Schwellungen, die keine Wärmebehandlung erfordern, sondern das genaue Gegenteil.
Wie sinnvoll sind Moorkissen?
Wie Moorbäder enthalten auch Moorkissen den namensgebenden Moor. Allerdings handelt es sich dabei nicht um den Moor selbst – denn unter Mooren versteht man die entsprechenden Landschaften – sondern das Abbauprodukt Torf. Mit Nährstoffen wie Magnesium, Kalzium und Eisen enthält Torf einige gesundheitsfördernde Bestandteile.
Doch wie sehr helfen diese Inhaltsstoffe, wenn sie wie im Fall von Moorkissen in dickwandige Plastikhüllen gepresst werden? Wie schon erwähnt, kann die Wärme Krämpfe und Verspannungen lösen. Im Gegensatz zu Moorbädern nimmt die Haut bei den dick eingehüllten Moorkissen aber keine wertvollen Nährstoffe über die Haut auf. Mit dem Spurenelement Kupfer und der im Torf enthaltenen Huminsäure seien nur zwei entzündungshemmende Stoffe genannt, die bei der Moorkissen-Anwendung wegfallen und nicht vom Körper aufgenommen werden können.
Warum Moorkissen für die Umwelt bedenklich sind
(Foto: CC0 / Pixabay / SZier)
Mit dem Abbau von Torf geht in der Regel auch die Trockenlegung der Moore einher, was ökologisch ein großes Problem darstellt. Wie der Naturschutzbund (NABU) berichtet, tragen Moorlandschaften nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt bei, sondern spielen noch eine andere Rolle – als Kohlenstoffspeicher. Denn in den Feuchtgebieten werden Pflanzenreste unter Ausschluss von Sauerstoff nicht komplett zersetzt, und mit dem abgesetzten organischen Material wird auch Kohlenstoff im Moor gebunden.
Bedenkt man, dass sich Moore schon seit Jahrtausenden bilden, haben sich mit ihnen beachtliche Kohlenstoffreserven entwickelt. Moore belegen zwar nur drei Prozent der weltweiten Bodenfläche, halten aber ein Drittel des erdgebundenen Kohlenstoffs – was den doppelten Wert aller Wälder auf dem Planeten ausmacht.
Trotzdem werden Moore bis heute entwässert, um sie land- und forstwirtschaftlich zu erschließen – wobei diese Praxis umstritten ist. Denn bei der Trockenlegung oxidiert der Kohlenstoff und es wird nicht nur CO2, sondern auch Lachgas (NO2) freigesetzt. Letzteres ist sogar dreihundertmal klimaschädlicher als CO2.
Die Herstellung von Moorkissen trägt dazu bei, diese ökologisch wertvollen Gebiete nach und nach abzubauen. Es gibt zwar Hersteller, die angabegemäß nur Moor aus Renaturierungsprojekten verwenden, also aus Gebieten, deren natürlicher Zustand wiederhergestellt werden soll. Doch es gibt umweltschonendere Alternativen.
Umweltfreundlichere Alternativen zum Moorkissen
(Foto: CC0 / Pixabay / alsterkoralle)
Wenn du nicht auf den wohltuenden Effekt eines Wärmekissens verzichten willst, bieten sich ein paar ökologisch unbedenklichere Alternativen zum Moorkissen an:
- Wärmflasche: Das alte Hausmittel ist zwar nicht so flexibel und hält die Wärme nicht so lange wie ein Moorkissen, ist aber günstig zu haben und leicht in der Nutzung. Einfach Wasser erhitzen und einfüllen. Für leichte Bauschmerzen genügt die Wärmflasche allemal. Aber Achtung: Toasted-Skin-Syndrom: Vorsicht vor Wärmflaschen und Heizkissen.
- Kirschkernkissen: Da Kirschkerne vergleichsweise voluminös ausfallen, lässt es sich auf ihnen im Fall von Rückenschmerzen zwar nicht allzu bequem liegen. Aufgrund ihres Umfangs eignen sich die Obstkerne aber für größere Wärmekissen, was dann hilfreich ist, wenn Schmerzen weiter ausstrahlen. Außerdem sind Kirschkernkissen sehr leicht.
- Dinkelkissen: Füllungen mit Dinkel haben gegenüber Kirschkernen einen entscheidenden Vorteil – sie halten die Wärme länger. Denn durch ihre kompakte Größe ergibt sich eine dichtere Masse. Darüber hinaus sind Dinkelkerne atmungsaktiv und können Feuchtigkeit besser regulieren.
Du siehst, dass es insbesondere mit Kirsch- und Dinkelkissen zwei umweltfreundliche Alternativen zum Moorkissen gibt. Zumal diese mit ihren Stoffbezügen langlebiger und und reparierbarer sind als Moorkissen aus Kunststoff, der reißen oder porös werden kann. Möchtest du mit den genannten Varianten noch nachhaltiger umgehen, achte darauf, dass sich die Füllungen in der Mikrowelle erhitzen lassen und nicht zwingend im Backofen erwärmt werden müssen. So schützt du nicht nur die ökologisch wertvollen Moore, sondern kannst auch Strom sparen.
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