Moorkissen können Wärme lange halten und bei vielen Beschwerden Linderung bringen. Doch welchen Effekt haben die tiefschwarzen Wärmespeicher auf die Umwelt? Hier erfährst du alles, was du zu Moorkissen wissen solltest.
Ob Rückenschmerzen, Muskelkater oder Bauchbeschwerden – oftmals kann wohltuende Wärme helfen, krampfartige Beschwerden und Verspannungen zu lösen. Behandelst du eine schmerzhafte Stelle mit Wärme, wird die Hautdurchblutung angeregt und das Blut fließt langsamer durch die Gefäße. Damit verbessert sich die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Früher durfte eine Wärmflasche deshalb in keinem Medizinschrank fehlen, doch das althergebrachte Hausmittel hat einen entscheidenden Nachteil: Es speichert die Wärme nicht allzu lange.
Als Alternative gibt es Moorkissen. Das namensgebende organische Produkt wird dabei in Kunststoffhüllen gefüllt. Moorkissen findest du in Sanitätshäusern und Onlineshops in verschiedenen Größen und Formen – je nachdem, welche Körperstelle du mit Wärme behandeln willst. Teilweise sind die Wärme bringenden Auflagen auch mit Klettbändern zu haben, damit du sie gezielt fixieren kannst.
Allerdings sind Moorkissen – bei aller Wärmeleistung und Speicherfähigkeit – beileibe keine ökologisch nachhaltige Option. Ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt sind zu groß.
Der größte Vorteil von Moorkissen
Mit ihrer Wärmespeicherfähigkeit eignen sich Moorkissen besonders gut zur Tiefenwärmebehandlung. Das hat auch damit zu tun, dass sie, im Gegensatz zu Wärmflaschen, auch mit höheren Temperaturen verabreicht werden können, da sie die Wärme langsamer abgeben als Wasser. Durch den langsamen Wärmeübergang können so auch tiefer liegende Organe erwärmt werden – laut dem Ärzteblatt.
Besonders bei chronischen Gelenkschmerzen oder anderen dauerhaften Beschwerden kann die Behandlung mit länger anhaltender Wärme zudem das geeignetere Mittel zur Linderung sein.
Darüber hinaus lassen sich Moorkissen auch zur Kältetherapie verwenden: Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei Sportverletzungen oder Schwellungen, die keine Wärmebehandlung erfordern, sondern das genaue Gegenteil.
Wie sinnvoll sind Moorkissen?
Wie Moorbäder haben auch Moorkissen mit dem namensgebenden Moor zu tun. Allerdings handelt es sich dabei nicht um das Moor selbst – denn unter Mooren versteht man die entsprechenden Landschaften – sondern um das Abbauprodukt Torf. Dieses enthält dem Ärzteblatt zufolge beispielsweise Huminsäure, die entzündungshemmend und adstringierend wirken soll.
Doch wie sehr helfen gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, wenn sie wie im Fall von Moorkissen in dickwandige Plastikhüllen gepresst werden? Wie schon erwähnt, kann die Wärme Krämpfe und Verspannungen lösen. Im Gegensatz zu Moorbädern nimmt die Haut bei den dick eingehüllten Moorkissen aber keine wertvollen Nährstoffe über die Haut auf.
Warum Moorkissen für die Umwelt bedenklich sind
Mit dem Abbau von Torf geht in der Regel auch die Trockenlegung der Moore einher, was ökologisch ein großes Problem darstellt. Wie der Naturschutzbund (NABU) berichtet, tragen Moorlandschaften nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt bei, sondern spielen noch eine weitere wichtige Rolle – als Kohlenstoffspeicher. In den Feuchtgebieten werden Pflanzenreste unter Ausschluss von Sauerstoff nämlich nicht komplett zersetzt; mit dem abgesetzten organischen Material wird auch Kohlenstoff im Moor gebunden.
Bedenkt man, dass sich Moore schon seit Jahrtausenden bilden, haben sich mit ihnen beachtliche Kohlenstoffreserven entwickelt. Moore belegen laut NABU zwar nur drei Prozent der weltweiten Bodenfläche, halten aber ein Drittel des erdgebundenen Kohlenstoffs – was den doppelten Wert aller Wälder auf dem Planeten ausmacht.
Trotzdem werden Moore bis heute entwässert, um sie land- und forstwirtschaftlich zu erschließen – wobei diese Praxis umstritten ist. Denn bei der Trockenlegung oxidiert der Kohlenstoff und es wird nicht nur CO2, sondern auch Lachgas (NO2) freigesetzt. Letzteres ist dem Umweltbundesamt zufolge sogar dreihundertmal klimaschädlicher als CO2.
Die Herstellung von Moorkissen trägt dazu bei, diese ökologisch wertvollen Gebiete nach und nach abzubauen. Es gibt zwar Hersteller:innen, die für ihre Produkte angabegemäß nur Moor aus Renaturierungsprojekten verwenden, also aus Gebieten, deren natürlicher Zustand wiederhergestellt werden soll. Trotzdem gibt es umweltschonendere Alternativen.
Umweltfreundlichere Alternativen zum Moorkissen
Wenn du nicht auf den wohltuenden Effekt eines Wärmekissens verzichten willst, bieten sich ein paar ökologisch unbedenklichere Alternativen zum Moorkissen an:
- Wärmflasche: Das alte Hausmittel ist zwar nicht so flexibel und hält die Wärme nicht so lange wie ein Moorkissen, ist aber günstig zu haben und leicht in der Nutzung. Du musst dazu Wasser erhitzen und in die Wärmflasche einfüllen. Für leichte Bauchschmerzen genügt die Wärmflasche allemal. Sei jedoch achtsam, dass du kein Toasted-Skin-Syndrom entwickelst.
- Kirschkernkissen: Da Kirschkerne vergleichsweise voluminös ausfallen, lässt es sich auf ihnen im Fall von Rückenschmerzen zwar nicht allzu bequem liegen, aufgrund ihres Umfangs eignen sich die Obstkerne aber für größere Wärmekissen. Das ist besonders dann hilfreich, wenn die Schmerzen weiter ausstrahlen. Außerdem sind Kirschkernkissen sehr leicht.
- Dinkelkissen: Füllungen mit Dinkel haben gegenüber Kirschkernen einen entscheidenden Vorteil – sie halten die Wärme länger. Durch ihre kompakte Größe ergibt sich nämlich eine dichtere Masse. Darüber hinaus sind Dinkelkörner atmungsaktiv und können Feuchtigkeit besser regulieren.
Du siehst, dass es insbesondere mit Kirsch- und Dinkelkissen zwei umweltfreundliche Alternativen zum Moorkissen gibt. Mit ihren Stoffbezügen sind diese zudem langlebiger und reparierbarer als Moorkissen aus Kunststoff, der reißen oder porös werden kann. Möchtest du mit den genannten Optionen noch nachhaltiger umgehen, achte darauf, dass sich die Füllungen optional auch in der Mikrowelle erhitzen lassen und nicht zwingend im Backofen erwärmt werden müssen. So schützt du nicht nur die ökologisch wertvollen Moore, sondern kannst auch Strom sparen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Moor: Die Bedeutung des Moors für das Klima
- Sumpf: So wichtig sind die Feuchtgebiete für die Natur
- Rotschlamm: So problematisch ist er für die Umwelt
Überarbeitet von Paula Boslau
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?