Mouth Taping ist, wonach es klingt: Man klebt sich den Mund zu. Dadurch soll sich der Schlaf verbessern. Ganz unwissenschaftlich ist das nicht – wir erklären, was dran ist.
Immer mehr Menschen interessieren sich für Mouth Taping (zu Deutsch: Mund-Kleben), und zwar weltweit. Seit Ende 2021 geht die Zahl der Suchanfragen zu dem Begriff fast stetig hoch, wie eine kurze Suche auf Google Trends zeigt.
Auf den sozialen Medien berichten viele Influencer:innen über ihre Erfahrungen mit Mouth Taping:
Und sogar Sportler:innen zeigen sich im Training mit einem zugeklebten Mund:
Meistens wird von Mouth Taping jedoch in Bezug auf guten beziehungsweise besseren Schlaf gesprochen. Die Ziele widersprechen dabei nicht gängigem medizinischem Wissen, weshalb der Trend von Expert:innen generell nicht als gefährlich angesehen wird – aber wirklich belegt ist die Wirkung auch nicht. Wir erklären die Hintergründe.
Mouth Taping: Die Idee dahinter
In erster Linie geht es beim Mouth Taping darum, zu verhindern, dass man unbewusst durch den Mund atmet – wie es etwa im Schlaf passiert, wenn man schnarcht. Durch die Nase zu atmen ist gesund und stattdessen durch den Mund zu atmen bringt Nachteile mit sich. Die Details kannst du in unserem Artikel dazu nachlesen, doch kurz zusammengefasst verhält es sich so: Die Nase ist zum Atmen da. Sie…
- erwärmt und befeuchtet die eingeatmete Luft, was besser für die Lunge ist,
- filtert unter anderem durch die Nasehaaren Unerwünschtes aus der Luft, wie Krankheitserreger und Allergene und
- sorgt dafür, dass Stickstoffmonoxid entsteht, was die Blutgefäße erweitern und für bessere Sauerstoffzirkulation sorgt.
Bei chronischer Mundatmung bleiben diese Schutzeffekte aus und sie kann zu Beschwerden führen. Weil bei Mundatmung die Luft nicht gefiltert wird, können sich zum Beispiel leichter Infektionen der Lunge entwickeln.
Wir verschlafen immerhin etwa ein Drittel unseres Lebens. Um während all dieser Zeit die positiven Effekte der Nasenatmung zu nutzen, möchten viele Menschen einen Weg finden, die unbewusste Mundatmung zu verhindern. Die wahrscheinlich simpelste Idee dazu ist das Mouth Taping: Man klebt sich den Mund einfach locker zu.
Was die Wissenschaft zum Mouth Taping sagt
Generell ist unter Mediziner:innen und Schlafforscher:innen bekannt, dass Mundatmung im Ruhezustand zu vermeiden ist, wenn man auch durch die Nase gut Luft bekommt. Ob es auch bei intensivem Sport Vorteile bringt, durch die Nase zu atmen, ist bisher nicht gut erforscht.
Doch ob Mouth Taping wirklich das Mittel der Wahl ist, um dem Problem entgegenzuwirken, ist unsicher. Schließlich bekämpft man damit eher das Symptom als die Ursache. Befürworter:innen sprechen hingegen von einem Trainingseffekt: Man könne dadurch sozusagen üben, durch die Nase statt durch den Mund zu atmen.
Gegenüber der New York Times haben sich mehrere Expert:innen zum Thema geäußert. Zusammengefasst empfehlen sie:
- Bei starkem Schnarchen oder schlechtem Schlaf hole dir lieber Rat von Schlafspezialist:innen, bevor du direkt zum Tape greifst.
- Möchtest du es doch versuchen, nimm Tape, das einfach wieder abgeht. Also kein Klebeband, sondern eher Heftpflaster.
- Fange tagsüber an, zum Beispiel mit zehn Minuten Mouth Taping. Taste dich langsam an 20 Minuten heran und so weiter. Sobald du dich damit über mehrere Stunden wohl fühlst, kannst du es auch einmal beim Schlafen versuchen.
- Mit dem Rauchen aufzuhören, weniger Alkohol oder eine andere Schlafposition können zu weniger Schnarchen und besserem Schlaf führen – auch ganz ohne Mouth Taping.
- Hast du Schwierigkeiten, wenn du durch die Nase statt den Mund atmest, suche eine:n Hals-Nasen-Ohren-Spezialist:in auf, statt Mouth Taping zu probieren!
Kann Mouth Taping gefährlich sein?
Einige Menschen fragen sich, ob man durch Mouth Taping nachts ersticken könnte: Was zum Beispiel, wenn die Nase verstopft ist und man gar nicht mehr atmen kann?
Gegenüber dem ZDF gibt der Schlafmediziner Prof. Martin Konermann Entwarnung: „Unser Körper hat einen Selbsterhaltungsmechanismus eingebaut. Dann klingelt im Kopf ein kleiner Wecker, der dafür sorgt, dass der Schläfer wach wird und dann macht er auch den Mund auf.“
Denn den Mund so eng zuzukleben, dass man ihn nicht doch aufbekäme, wenn man das wollte, würde mit einem einfachen Pflaster nicht funktionieren.
Der Experte betont, dass man bei chronischer Mundatmung dennoch lieber eine:n Schlafmediziner:in oder Hals-Nase-Ohren-Ärzt:in aufsuchen sollte. Denn meist hat eine solche falsche Atmung Ursachen, die man herausfinden und behandeln kann.
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