Öko-Test hat Naturjoghurt genauer unter die Lupe genommen. Schadstoffe haben die Tester:innen nicht gefunden – aber in Sachen Tierwohl gibt es viele Probleme. Auch für Bio-Joghurt wird teilweise die umstrittene Anbindehaltung praktiziert.
Für viele Menschen gehört Naturjoghurt zum Frühstück dazu. Wer Bio-Joghurt kauft, tut das meist in der Hoffnung, ein schadstofffreies Produkt zu kaufen, für das die Tiere unter guten Haltungsbedingungen leben und die Landwirt:innen einen fairen Preis Milch erhalten. Grund für Öko-Test, Bio-Joghurts genauer unter die Lupe zu nehmen.
20 Bio-Naturjoghurts mit mindestens 3,5 Prozent Fett wurden im Labor auf Mineralöl, Rückstände von Desinfektionsmitteln, Keime und Schimmelpilze untersucht. Das erfreuliche Ergebnis: Das Labor fand in den 20 getesteten Bio-Naturjoghurts keine Schadstoffe. Weniger erfreulich fällt allerdings die Antwort auf die Frage nach dem Tierwohl aus.
Öko-Test ließ die Produkte erstmalig für die Ausgabe 07/2024 testen. Nun sind die Testergebnisse im Vegetarisch & Vegan-Spezial abrufbar und aktualisiert, sofern die Hersteller zwischenzeitlich Änderungen am Produkt vorgenommen oder sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben haben.
Naturjoghurt im Test: Welcher kommt von glücklichen Kühen?
Im Mittelpunkt des Naturjoghurt-Tests stand die Frage: Wie sieht es mit dem Tierwohl aus? Öko-Test stellte den Molkereien und Landwirten detaillierte Fragen zur Haltung und Fütterung der Tiere und bewertete die Transparenz der Unternehmen. Wie lange sind die Kühe auf der Weide? In welcher Art von Ställen leben sie? Wie ist es um die kuhgebundene Kälberaufzucht bestellt und mit welchem Futter (Soja, EU-Soja) werden die Tiere zugefüttert?
„In Sachen Tierwohl ist für viele Anbieter im Test noch Luft nach oben“
Dass Biokühe ein deutlich besseres Leben führen als konventionell gehaltene Kühe, ist zwar die Hoffnung von Verbraucher:innen – die Realität wird dieser aber nicht immer gerecht, wie der Test zeigt. Zwar leben Milchkühe unter ökologischen Standards meist grundsätzlich besser als ihre konventionell gehaltenen Artgenossinnen. Problematisch ist die Haltung der Biokühe dennoch, wie die Testergebnisse zeigen. „In Sachen Tierwohl ist für viele Anbieter im Test noch Luft nach oben“, so das Fazit der Tester:innen. Sie empfehlen deshalb nur die Hälfte der Joghurts.
Nicht jeder Bio-Milchviehbetrieb sei ein Paradebeispiel für artgerechte Tierhaltung, kritisiert Öko-Test. So praktizieren einige Bio-Betriebe die äußerst umstrittene Anbindehaltung – obwohl sie eigentlich nicht erlaubt ist. Es gibt jedoch diverse Schlupflöcher, zum Beispiel für kleine Bestandsbetriebe mit weniger als 50 Tieren. Hier dürfen die Kühe in der sogenannten Kombinationshaltung gehalten werden. „Bei elf Marken im Test betraf das zumindest einen Teil der Milchlieferanten“, so Öko-Test.
Was ist das Besondere an Joghurt aus Weidemilch?
Weidehaltung gilt als artgerechtere Tierhaltung. Und sie hat noch einen Vorteil: Je mehr Gras die Kühe zu fressen bekommen, desto besser ist die Nährstoffzusammensetzung der Milch. „Denn dann enthält sie mehr ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren. Diese gelten unter anderem als cholesterinsenkend und entzündungshemmend“, erklärt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Um die Bezeichnung „Weidemilch“ tragen zu dürfen, müssen die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für sechs Stunden auf der Weide grasen dürfen.
Für Biomilch gilt: Der Weidegang muss mindestens während der Vegetationszeit möglich sein. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, beispielsweise, wenn der Betrieb mitten in einer Ortschaft liegt. Bei den Joghurts im Test gaben die Molkereien nur bei knapp der Hälfte der Produkte an, dass alle Kühe, deren Milch in der Charge verarbeitet wurde, auf die Weide durften.
Naturjoghurt im Test: die Testsieger
Öko-Test empfiehlt nur rund die Hälfte der getesteten Joghurts. Drei der Bio-Naturjoghurts im Test sind „sehr gut“, fünf Produkte sind „gut“. Die meisten Joghurts (elf Produkte) sind „befriedigend“. Kein Bio-Naturjoghurt wurde schlechter als „ausreichend“ bewertet.
„Sehr gut“ – und damit Testsieger – sind:
- Bio Bio Cremiger Bio Joghurt Milch, 3,8 % Fett von Netto (1,15 Euro pro 500 Gramm), Note „sehr gut“
- K-Bio Joghurt Mild, 3,8 % Fett, Bioland von Kaufland (1,15 Euro pro 500 Gramm), Note „sehr gut“
- Gläserne Molkerei Bio Weidemilch Joghurt Mild, 3,8 % Fett (1,49 Euro pro 500 Gramm), Note „sehr gut“
Zu den „guten“ Produkten gehören unter anderem:
- Naturgut Bio Joghurt Mild, 3,8 % Fett, Naturland von Penny (1,50 Euro pro 500 Gramm), Note „gut“
- Dennree Joghurt Mild, 3,5 % Fett, Demeter (1,55 Euro pro 500 Gramm), Note „gut“
Alle Details findest du im Öko-Test Spezial Vegetarisch & Vegan sowie online auf oekotest.de.
Die Testergebnisse zeigen erneut: Es gibt viele gute Gründe, weniger Milch und Milchprodukte zu konsumieren oder komplett auf sie zu verzichten. Bei der Milchviehhaltung – ob konventionell oder bio – entstehen große Mengen an Treibhausgasen, vor allem Methan. Auch Bio-Produkte, die Verbraucher:innen oft mit grünen Weiden und glücklichen Tieren verbinden, bieten oft kein echtes Tierwohl.
Vegane Alternativen gibt es mittlerweile in großer Auswahl in allen Supermärkten und Discountern. Wer Bio kauft, um Produkte aus besserer Tierhaltung zu konsumieren, sollte sich die Mühe machen und weiter recherchieren, welche Anbieter dieses Versprechen aktuell einhalten.
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