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Neozoen: Wie neue Tierarten das Ökosystem gefährden

Neozoen
Foto: CC0 / Pixabay / zimt2003

Neozoen können das Ökosystem verändern. Sie haben verschiedene Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere. Erfahre hier mehr über die Bedeutung und Folgen von Neozoen.

Was sind Neozoen?

Neozoen können beispielsweise durch Schiffe eingeschleppt werden.
Neozoen können beispielsweise durch Schiffe eingeschleppt werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / hectorgalarza)

Die Erde besteht aus verschiedenen Lebensräumen. Sie sind miteinander verbunden oder isoliert durch natürliche Barrieren. Beispielsweise Berge und Meere trennen die Ökosysteme voneinander. In den separaten Lebensräumen sind verschiedene Tiere und Pflanzen beheimatet, die gemeinsam ein ökologisches Gleichgewicht entwickeln. Dieses Gleichgewicht sorgt für ein geregeltes und funktionierendes Zusammenleben der Arten. Sobald eine neue Pflanzen- oder Tierart in den Lebensraum gelangt, wird das Gleichgewicht gestört. Diese Störung kann nachhaltige Auswirkungen auf das Ökosystem haben. 

Neozoen sind laut NABU neue Tierarten, die in einen Lebensraum eingeschleppt werden. Sie können auf unterschiedliche Wege die natürlichen Barrieren überwinden. Die natürliche Ausbreitung von Tierarten wird jedoch nicht im Begriff der Neozoen angesprochen. Die Definition bezieht sich ausschließlich auf die Einschleppung durch Menschen. Der Prozess kann unabsichtlich stattfinden, indem sich die Tiere beispielsweise in Schiffen oder Flugzeugen festsetzen und unbemerkt in neue Regionen gelangen. Neue Tierarten können jedoch auch absichtlich angesiedelt werden, beispielsweise für die Jagd oder als Nutztiere. In beiden Fällen der Einschleppung können die neuen Tierarten das Ökosystem nachhaltig verändern.

Gut zu wissen: Neu eingeschleppte Pflanzenarten werden als Neophyten bezeichnet. Eingeschleppte Tiere und Pflanzen gelten zusammen als Neobiota. 

Auswirkungen von Neozoen

Die asiatische Tigermücke ist eine invasive Art.
Die asiatische Tigermücke ist eine invasive Art.
(Foto: CC0 / Pixabay / WikiImages)

Durch globalen Handel und internationale Vernetzung steigt auch die Anzahl von unabsichtlich eingeschleppten Neozoen immer weiter an. Allein in der Europäischen Union wird die Anzahl der eingeschleppten Pflanzen- und Tierarten auf über 12.000 Neobiota eingeschätzt. Davon sind laut NABU rund 15 Prozent invasive Arten. Das bedeutet, sie sind problematisch für die heimischen Ökosysteme. Folgende Auswirkungen können Neozoen auf die einheimischen Tiere und Pflanzen haben: 

  • Neozoen können die einheimische Pflanzenwelt verändern. Wenn sich die Tiere beispielsweise schnell ausbreiten und eine Pflanze als Nahrungsquelle nutzen, verschwindet diese Pflanzenart aus dem Ökosystem. Dadurch reduziert sich die biologische Vielfalt. 
  • Auch heimische Tierarten können durch invasive Arten verdrängt werden. Wenn beispielsweise neue Raubtiere eingeschleppt werden und die heimischen Arten nicht an deren Jagdweisen angepasst sind, können sie sich nicht schützen. Die fremden Raubtiere finden leichte Beute und die heimischen Tierarten sterben aus.
  • Zudem entsteht ein größerer Konkurrenzdruck in den Ökosystemen. Wenn die Neozoen die gleiche ökologische Nische wie einheimische Tierarten besetzen, entsteht ein Kampf um Nahrung und Ressourcen. Sind die invasiven Arten besser angepasst an die Bedingungen, verdrängen sie die heimischen Arten. Diese sterben aus und verringern die biologische Vielfalt. 
  • Die Neozoen können auch dem Menschen gefährlich werden. Wenn die fremden Tierarten beispielsweise neue Krankheiten oder Parasiten einschleppen, entsteht ein gesundheitliches Risiko. Oft ist die einheimische Bevölkerung nicht auf die fremden Krankheitserreger vorbereitet und ist ihnen wehrlos ausgesetzt. Ein Beispiel ist laut Umweltbundesamt die aisatische Tigermücke, die unter anderem Gelbfieber übertragen kann.
  • Neozoen haben nicht nur ökologische Auswirkungen. Sie können auch ökonomisch problematisch werden, Insekten oder Schädlinge können zum Beispiel die Land- und Forstwirtschaft beeinträchtigen. Invasive Raubtiere können heimische Fische oder Nutztiere ausrotten, die für die Jagd und Fischerei grundlegend sind. So entstehen erhebliche Einbußen in der Wirtschaft und es entstehen hohe Kosten, um die ökonomischen Schäden einzudämmen. 

Achtung: Nicht alle Neozoen müssen schädlich für das einheimische Ökosystem sein. Wenn sich die fremden Tierarten in das ökologische Gleichgewicht integrieren, werden sie ein Teil der Tier- und Pflanzenwelt und vergrößern die biologische Vielfalt. 

Neozoen in Deutschland

Asiatische Marienkäfer haben mehr Punkte als deutsche Marienkäfer.
Asiatische Marienkäfer haben mehr Punkte als deutsche Marienkäfer.
(Foto: CC0 / Pixabay / Myriams-Fotos)

Neozoen sind laut NABU eine der größten Bedrohungen für die weltweite Artenvielfalt. Auch in Deutschland gibt es viele eingeschleppte Tierarten, die unsere Ökosysteme verändern. Folgende Beispiele sollen die Bedeutung und die Folgen von Neozoen in Deutschland verdeutlichen:

Waschbären

  • Waschbären sind Kleinbären und stammen ursprünglich aus Amerika. Laut Bundesamt für Naturschutz sind sie seit dem 20. Jahrhundert auch in Deutschland zu finden. Sie wurden ursprünglich für die Pelzwirtschaft angesiedelt. Dabei wurden die Waschbären nicht nur in der Zucht gehalten, sondern auch bewusst ausgewildert. Dadurch konnten sie sich ungestört ausbreiten.
  • Waschbären sind Allesfresser und haben geringe Ansprüche an ihre natürliche Umgebung. Dadurch sind sie sehr anpassungsfähig und können in nahezu jedem Lebensraum überleben. Sogar in deutschen Städten finden sie Nahrung und Unterschlupf. 
  • Bisher haben Waschbären in Deutschland noch keine drastischen Schäden bewirkt. Beispielsweise in Brandenburg haben sie sich jedoch auf Schildkröteneier als Nahrungsquelle spezialisiert. Die Europäische Sumpfschildkröte ist laut Bundesamt für Naturschutz vom Aussterben bedroht und steht auf der roten Liste. Indem die Waschbären ihre Eier fressen, gefährden sie auch den zukünftigen Bestand der seltenen Schildkröte.

Asiatischer Marienkäfer

  • Der asiatische Marienkäfer stammt ursprünglich aus Japan und China. Er wurde laut BUND im 20. Jahrhundert für die Schädlingsbekämpfung nach Europa eingeschleppt und ist seit 2002 auch in Deutschland zu finden. Unabhängig von seinem Einsatz in der Landwirtschaft konnte sich der Marienkäfer ungestört in Deutschland ausbreiten.
  • Der asiatische Marienkäfer unterscheidet sich vom deutschen Marienkäfer durch die höhere Anzahl an Punkten. Zudem vermehrt er sich öfter und frisst mehr. Durch diese Konkurrenz um Nahrung und Ressourcen verdrängt er den einheimischen Marienkäfer zunehmend.

Westlicher Maiswurzelbohrer

  • Der Maiswurzelbohrer stammt ursprünglich aus Mexiko und hat sich von dort in die USA bis nach Europa ausgebreitet. Er wurde vermutlich unbemerkt durch Transportmittel eingeschleppt. In Deutschland wurde er laut Bayrischer Landesanstalt für Landwirtschaft erstmals im Jahre 2007 gesichtet. Seitdem hat er sich weiter ausgebreitet.
  • Der Maiswurzelbohrer ist einer der bedeutendsten Schädlinge für die Landwirtschaft weltweit. Die Larven ernähren sich überwiegend von den Maiswurzeln im Boden. Dadurch erhält die Pflanze weniger Wasser und Nährstoffe, bis sie schließlich abstirbt. So entstehen enorme Ernteausfälle, die wiederum viele Kosten verursachen. Laut Bayrischer Landesanstalt für Landwirtschaft können bis zu 90 Prozent der Maisernte ausfallen, wenn es sich um starken Befall in trockenen Jahren handelt. 

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